Rückblick: Als in jener Nacht gegen 3.20 Uhr Straßenlaternen wackeln, Ziegel vom Dach fallen, Schränke kippen und Bücher aus den Regalen fallen, trifft es St. Peter in Westum besonders hart. Denn der Turm als eigenständiger Bau schlägt gegen das Kirchenschiff und richtet große Schäden an. „Die Kirche war eine der wenigen, die danach geschlossen werden mussten, weil Gesteinsbrocken drohten herunterzufallen“, berichtet Erwin Ritterrath, Vorsitzender des Verwaltungsrats.
Verborgene Schätze freigelegt
Also musste erst einmal das Gewölbe stabilisiert werden. Aber das Erdbeben hatte auch etwas Gutes, denn dadurch erst wurden die Gemälde „Gottvater und der Heilige Geist“ sowie die Türme, die Darstellung des himmlischen Jerusalems, im Chorraum freigelegt. „Anhand von alten Fotos wussten wir, dass da noch andere Gemälde waren. Aber das Freilegen und Restaurieren konnten wir damals aus finanziellen Gründen nicht stemmen. Das hätte den Kostenrahmen gesprengt“, erläutert Ritterrath.
Denn allein die damals erforderliche Renovierung hatte rund 1,6 Millionen Mark gekostet, und die Gemeinde musste davon 20 Prozent aufbringen. 1993 erfolgte die Wiedereröffnung des Gotteshauses, die Gemälde aber blieben vorerst weiterhin versteckt hinter weißer Wandfarbe. Erst 2016, also 23 Jahre später, fassten die Westumer den Beschluss, die verborgenen Schätze „zu heben“, also freizulegen und zu restaurieren. Allerdings musste dafür zunächst die Genehmigung des Amtes für kirchliche Denkmalpflege her. Und das nahm Zeit in Anspruch. „Aber irgendwann haben wir dann angefangen und die Gemälde freigelegt“, erzählt Ritterrath. Es folgten langwierige Arbeiten unter der Regie des bekannten Restaurators Vitus Wurmdobler. „Und es gab auch zwischendurch immer wieder Unterbrechungen“, erinnert sich Ritterrath.
Fertigstellung zum vergangenen Osterfest
Erst sieben Jahre später, also 2023, kann das Mammutprojekt mit der Restaurierung des Altarraums fertiggestellt werden. Hand wurde aber auch am Kirchenschiff angelegt. Es wurde gestrichen, das Gewölbe zudem befestigt. „Es war nicht baufällig, aber es gab Risse. Deshalb war es notwendig, etwas zu machen“, erläutert Ritterrath. Auch der Fußboden und die Orgel wurden instand gesetzt. „Zum vergangenen Osterfest ist die Kirche fertig geworden“, sagt Stephanie Eversheim, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats. Wie teuer dies alles war, darüber schweigen die beiden sich aus. Nur so viel: Es sei ein erheblicher Kostenaufwand gewesen. „Aber es war bei Weitem nicht so viel wie beim Erdbeben“, versichert Ritterrath.
Großes Pfarrfest am Sonntag
Die mit viel Herzblut erfolgte und nun abgeschlossene Restaurierung von St. Peter sowie das 175-jährige Bestehen der Pfarrei sollen an diesem Sonntag, 16. Juni, gebührend gefeiert werden. Beim großen Pfarrfest im Generationenpark gibt es Kinderschminken, und das Kinderspielmobil ist auch da. Kirchenführung und Köstlichkeiten vom Grill sowie ein Kuchenbüfett gehören ebenfalls dazu. Mit im Boot ist auch die Pfarrbücherei. Ein Mitsingkonzert ist für 15 Uhr geplant. Um 10 Uhr beginnt der Festgottesdienst mit anschließendem Sektempfang. red
Die Investition jedenfalls hat sich gelohnt. Denn im Innern von St. Peter ist ein wahres Schmuckstück entstanden. Die ehemals weißen Wände im Chorraum sind verschwunden. Stattdessen zieren ihn nun besonders wertvolle Wandteppiche, und es gibt wieder Nischen, die ebenfalls freigelegt wurden. Einzigartig ist aber auch die Kreuzigungsszene mit dem Corpus Christi. Denn er schwebt vor dem Kreuz, und er ist alt – sehr alt. „Bei Untersuchungen der Schichten wurde festgestellt, dass dieser Corpus aus dem 16. Jahrhundert stammt“, berichtet Ritterrath.
Noch mehr Sehenswertes im Gotteshaus
„Allerdings wissen wir nicht, woher er kommt, weil die Kirche erst 1848 gebaut wurde“, ergänzt Eversheim. Fakt ist, dass dort ehemals eine Kapelle stand. Eine Erwähnung stammt Ritterrath zufolge aus dem Jahr 1225. Die Kapelle musste aber wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Nachdem der Corpus an verschiedenen Stellen aufbewahrt worden war, ist er jetzt wieder in seiner ganzen Schönheit samt Figuren an ursprünglicher Stätte zu finden. Dafür musste der Aufsatz aus den 1980er-Jahren, nach dem damaligen Geschmack modern gestaltet, vom Altar nach oben umziehen. Er befindet sich nun an der Emporenrückwand.
Es gibt aber noch mehr Sehenswertes in St. Peter in Westum: die Fenster aus dem Jahr 1923, die mittlerweile älter als 100 Jahre alt sind. Sie bestehen aus Antikglas, Blei, Schwarzlot und Silbergelb. Als eine weitere Besonderheit gilt zudem die Turmuhr aus dem Jahr 1896, die sich immer noch in einem außergewöhnlich guten Zustand befindet. Da es sich um eine mechanische Uhr handelt, muss sie alle sechs Tage von Hand aufgezogen werden.