„Wir sind froh, jetzt eine Baufirma zu haben“, unterstrich Jentzmik im Gremium. Denn für Reisende sei die Baustelle, wie sie sich nun seit fünf Jahren am Ort präsentiere, unangemessen. Dabei sollte eigentlich schon 2021 weitergebaut werden. Das aber konnte damals wegen fehlender Sperrpausen nicht erfolgen. Also habe man das Vorhaben auf 2022 verschoben, so Jentzmik. Aber auch dieser Zeitplan scheiterte, weil der Zuschlag nach der Ausschreibung für die Arbeiten nicht erteilt werden konnte. Der Grund: Das Land Rheinland-Pfalz habe das Ausschreibungsergebnis als zu hoch angesehen und keine Förderung in Aussicht gestellt, erläuterte der Vertreter der DB InfraGO AG. Im vergangenen Jahr aber konnten die Arbeiten letztlich vergeben werden.
Hauptarbeiten starten im August
„Demnächst geht es richtig los“, versprach der Vertreter der DB InfraGO AG im Bauausschuss und gab im Gremium den Zeitplan vor. Einer der wichtigen Punkte: die Verlängerung des Mittelbahnsteigs. Denn die ursprüngliche Länge von 170 Metern reicht nicht mehr aus. Das rührt daher, dass zunächst vorgesehen war, den RRX aus Richtung Nordrhein-Westfalen in Remagen zu teilen, was dann schließlich aber doch nicht umgesetzt worden ist. Man habe versucht, provisorisch anzurampen, zudem habe es aber auch Probleme mit dem Planer gegeben, meint Jentzmik rückblickend. Das Ergebnis: die unfertige Baustelle, mit der die Reisenden seit fünf Jahren leben müssen.
Aber jetzt hat sich bereits etwas getan: Die Baustelleneinrichtung ist im Mai erfolgt, ebenso der Teilrückbau am Mittelbahnsteig. „Die Hauptarbeiten fangen dann im August an“, informierte Jentzmik. Erstes Projekt: der Hausbahnsteig, der Ende September fertiggestellt sein soll. Danach folgt die Verlängerung des Mittelbahnsteigs, die im Oktober ihren Abschluss finden soll. Die Verbauarbeiten in der Unterführung im Bereich des Mittelbahnsteigs sind Jentzmik zufolge für September und Oktober geplant. Im November sollen dann Hilfsbrücken eingebaut werden, wobei diese nicht für Reisende sind, sondern für den Schienenverkehr, damit an der Personenunterführung unter rollendem Rad gearbeitet werden kann.
Zugausfälle teilweise an den Wochenenden
Der vorgesehene Aufzug kommt laut Plan im Februar 2025, das neue Dach bis März kommenden Jahres. Der Innenausbau der Unterführung mit den Graffiti Boards soll bis Juni fertig werden. Der Anschluss des städtischen Teils der Unterführung an den der Bahn indes ist noch für diese Jahr vorgesehen. Angesichts des Zeitplans hob allerdings Ayhan Tekelioglu, Technischer Projektleiter Umbau Bahnhof bei der DB InfraGO AG, hervor, dass es sich hierbei um Wunsch- und Vertragstermine handele.
Auf Nachfrage von Bürgermeister Andreas Geron, ob die Züge während der Bauarbeiten planmäßig in Sinzig halten würden, antwortete Tekelioglu: „Es wird keine durchgehende Sperrung geben. Das können wir uns nicht erlauben auf dieser Strecke.“ Will heißen: Der Zugverkehr soll weitgehend aufrechterhalten werden. „Lediglich an den Wochenenden kann es teilweise einen Ausfall in eine Richtung geben, weil nur ein Gleis befahrbar sein wird“, erläuterte Tekelioglu und versicherte, dass es einen Schieneersatzverkehr nicht geben werde.
Wir haben wirklich sehr strenge Datenschutzregeln. Das kann nur auf Landes- und Bundesebene gelöst werden. Dem müssen wir uns einfach fügen.
Bürgermeister Andreas Geron
Klaus Hahn (Bündnis 90/Die Grünen) wollte wissen, wie es mit einer Unterstellmöglichkeit auf Gleis eins aussieht. Tekelioglu führte daraufhin aus, dass dort zwei Wetterschutzhäuser auf Höhe des Busbahnhofs geplant seien, Richtung Süden indes soll es kein zweites geben. Jentzmik begründete dies mit der Vorgabe des Bundes, was den Wetterschutz angeht. Es sei schwierig, die gleiche Dachmenge auf dem Hausbahnsteig zu realisieren wie auf dem Mittelbahnsteig. Dort sei das Dach von der Länge her mehr, als der Bahnhof eigentlich haben dürfte, erläuterte der Vertreter von der DB InfraGO AG.
Keine Kameras vorgesehen
FWG-Fraktionssprecher Reiner Friedsam erkundigte sich, ob bei der Personenunterführung Starkregenereignisse berücksichtigt würden. Jentzmik erläuterte, dass auf dem städtischen Teil eine Hebeanlage vorgesehen sei, an die die gesamte Unterführung angeschlossen werde. Auf diese Weise werde das Wasser gesammelt und abgeführt. In diesem Zusammenhang erinnerte Bauamtsleiter Marco Knieper daran, dass der geplante Aufzug mit einem Sensor versehen wird, damit der Lift bei steigendem Wasser automatisch nach oben fährt. Apropos Aufzug und möglicher Vandalismus am Bahnhof: „Werden dort eigentlich Kameras installiert“, fragte Ralf Urban (Bündnis 90/Die Grünen). Das verneinte Jentzmik mit Blick auf den Datenschutz. „Das ist ein sehr heikles Thema“, so der Vertreter von der DB InfraGO AG.
Kameras kämen lediglich infrage bei einem Kriminalitätsschwerpunkt, Vandalismus würde gern als Kavaliersdelikt gesehen, erläuterte Jentzmik die rechtliche Lage. „Wir haben wirklich sehr strenge Datenschutzregeln. Das kann nur auf Landes- und Bundesebene gelöst werden. Dem müssen wir uns einfach fügen“, konstatierte der Sinziger Bürgermeister im Bauausschuss.