Gesellschaft erhält für 210 000 Euro den Zuschlag bei Zwangsversteigerung
Nach der Zwangsversteigerung: Waldburg in Remagen hat neuen Besitzer
Die Ruine der Waldburg oberhalb von Remagen – hier in einer älteren Aufnahme – hat einen neuen Besitzer.
Jochen Tarrach

Die zusammen gut 8000 Quadratmeter Waldfläche mit den Ruinen der einstigen Ausflugsgaststätte Waldburg oberhalb von Remagen haben einen neuen Besitzer.

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Die Ruine der Waldburg oberhalb von Remagen – hier in einer älteren Aufnahme – hat einen neuen Besitzer.
Jochen Tarrach

Bei der Zwangsversteigerung im Amtsgericht Sinzig fiel im dicht gedrängten Gerichtssaal nach rund einer Stunde Bieterwettstreit der Zuschlag zugunsten der „Waldburg Unternehmergesellschaft (UG) haftungsbeschränkt“. Einer ihrer Köpfe ist in der Region kein Unbekannter.

Frank Asbeck ist Gesellschafter der „Waldburg UG“. Der schillernde Unternehmer und ehemalige Vorstandsvorsitzende der Bonner Solar World AG ist in Remagen wahrlich kein Unbekannter. Spätestens seit er 2013 das Schloss Marienfels bei Remagen vom Entertainer Thomas Gottschalk gekauft hatte, wurde der Unternehmer und passionierte Jäger stadtbekannt. Nun also gehören ihm neben Schloss Marienfels und der ehemaligen Internationalen Film-Union GmbH Remagen im Calmuth-Tal zwischen Remagen und Oberwinter auch die Reste der Waldburg samt der verwilderten Waldgrundstücke drum herum.

Kein Hotel, keine Klinik

Auf die Frage, was er denn mit der Neuerwerbung vorhabe, antwortete Asbeck gegenüber der Rhein-Zeitung: „Erst einmal freue ich mich, dass ich sie überhaupt habe. Ein Hotel oder eine Klinik will ich dort auf jeden Fall nicht bauen.“ Damit spielt er offenbar auf die jüngsten Entscheidungen der Stadt Remagen an. Die ist dabei, ein Verfahren einzuleiten, den bestehenden Bebauungsplan für eine einstmals dort geplante Klinik zurückzunehmen.

Geht es nach dem Wunsch der Stadtverwaltung, sollen die Flächen dauerhaft als Waldgebiet erhalten bleiben und die Ruinen der im Jahr 1970 geschlossenen Hotelgaststätte möglichst abgerissen und entsorgt werden. Darüber muss allerdings noch der Stadtrat in einer der nächsten Sitzungen endgültig entscheiden.

Von einem Abriss hält Frank Asbeck offenbar nicht viel. „Ich habe noch nie etwas abgerissen“, sagt er im Gespräch und zeigt dazu das Foto einer historischen Postkarte. „Allein der Turm der ehemaligen Waldburg hat über all die Jahrzehnte allem getrotzt. Da drin wohnen Käuzchen – so etwas kann man doch nicht abreißen“, sagt Asbeck, der auch Pächter des dazugehörigen Jagdreviers ist. „Dazu noch die fantastische Platanenallee unterhalb des Gebäudes, die nur einmal professionell beschnitten werden müsste“, schwärmt der Unternehmer von seinem neuen Grundbesitz.

Auch auf die Frage, was er denn machen würde, wenn die Stadt dort nichts anderes als Waldentwicklung erlauben sollte, hat Asbeck eine Antwort: „Wald ist doch auch etwas Schönes – bei diesen Brennholzpreisen.“ Dass die Zuwegung zu seinem neuen Grundbesitz nur über städtisches Gelände möglich ist, sieht er ebenfalls nicht als Problem. „Mit vernünftigen Menschen findet man vernünftige Lösungen“, ist Asbeck zuversichtlich.

Dichtes Gedränge im Gerichtssaal

Wie groß das Interesse an dieser besonderen Immobilie ist, zeigte auch der Andrang bei der Zwangsversteigerung. Die Interessierten passten dicht gedrängt gerade so eben in den großen Verhandlungssaal des Amtsgerichts in Sinzig. Doch offenbar waren viel von ihnen nur Zaungäste.

Die Hoffnung, die Waldburg zum aufgerufenen Verkehrswert von 2 Euro zu ergattern, wurde gleich zu Beginn zerstört. Denn schon der aufgerufene Startpreis inklusive der Gerichtskosten und unbezahlten Grundsteuern belief sich auf knapp 7680 Euro. Insgesamt gab es nur gut eine Handvoll Bieter, die ernsthaft Angebote machten. Den Zuschlag für die Kaufsumme von 210.000 Euro erhielt schließlich die Waldburg UG mit Sitz in Bonn, die laut Auszug erst am Montag in das dortige Handelsregister eingetragen wurde.

Die Waldburg

Das Hotel Waldburg aus dem Jahr 1900 auf dem Victoriaberg oberhalb von Remagen war bis zu seiner Schließung im Jahr 1970 eine beliebte Ausflugs- und Veranstaltungsgaststätte. Danach blieben Haus und Grundstück weitgehend sich selbst überlassen.

Alle Pläne, die Gaststätte wiederzueröffnen oder an ihrer Stelle etwa eine Klinik zu errichteten scheiterten an Genehmigungen oder der Finanzierung. In den vergangenen Jahren entwickelte sich die Ruine zu einem in der Szene beliebten „Lost Place“, wie viele Fotos, die im Internet kursieren, belegen.

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