Nach der gestoppten Reform wechselt der Seelsorger vorerst nicht nach Neuwied - Trotzdem steht eine Veränderung an
Nach der gestoppter Bistumsreform: Wohin geht es für Pfarrer Dörrenbächer?
Zumindest bis Ostern wird Pastor Dörrenbächer noch in der Weststraße wohnen. Foto: Geller
Geller

Kreisstadt. Nachdem die Neuordnung der Pfarreien im Bistum Trier erst einmal auf Eis gelegt worden ist, müssen die Akteure nun eine Entscheidung aus Rom abwarten, bevor sie tatsächlich an die Arbeit gehen können. Dieser Stopp einen Monat vor dem geplanten Beginn des Reformprojektes kam überraschend. Auch für Pastor Peter Dörrenbächer, der sich darauf eingerichtet hatte, in Kürze die Tür des Bad Neuenahrer Jugendstilpfarrhauses in der Weststraße zum letzten Mal hinter sich zuzuziehen.

Zumindest bis Ostern wird Pastor Dörrenbächer noch in der Weststraße wohnen. Foto: Geller
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Nach 18 Jahren in der Kreisstadt sollte er ein neues Wirkungsgebiet in einer neuen Großpfarrei Neuwied übernehmen. Daraus wir nun nichts. Aber der 62-Jährige ist sicher: das Reformprojekt ist nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Trotzdem steht für den beliebten Pfarrer eine Veränderung an: ab 2020 wird er als Kooperator eine halbe Stelle im benachbarten Dekanat Remagen-Brohltal übernehmen. Die andere Hälfte seiner Arbeit wird er der Synodenumsetzung widmen. In Bad Neuenahr-Ahrweiler und im gesamten Ahrtal sollte es ab 2020 eigentlich „Pfarreien der Zukunft“ mit sehr viel größeren Dimensionen geben. „Es gilt, sich dem anzupassen und neue Formen der Zusammenarbeit zu finden,“ weiß Dörrenbächer.

Grenzen zwischen Pfarreien zu überwinden, Widerstände beiseite zu räumen und als Mediator Menschen zur Zusammenarbeit zu motivieren, diese Fähigkeit hat der 1984 zum Priester geweihte Saarländer bereits von Anfang an ausbilden und einsetzen müssen. Und hierfür scheint er ausgeprägtes Talent zu besitzen.

2001 kam er in die Kreisstadt wo er die Pfarrei St. Pius übernahm. Einige Jahre später kam die Bad Neuenahrer Rosenkranzpfarrei hinzu. Zwei Pfarreien zusammenzufügen war und ist nicht einfach. St. Pius und Rosenkranz hatten im Laufe der Jahrzehnte eigene Profile entwickelt und sollten nun als Einheit zusammen arbeiten. Mit Dörrenbächer als Pfarrer wuchsen beide Gemeinden allmählich zusammen. Aber das war erst der Anfang einer langen Entwicklung. In den kommenden Jahren wurden die katholischen Pfarreien in der Region immer größer, die Verwaltungsaufgaben nahmen immer mehr Raum im Leben des Pfarrers ein. „Die Arbeit ist heute ganz anders als in meinen Anfangsjahren,“, sagt Dörrenbächer.

Als er vor 35 beschloss, Priester zu werden, steckte dahinter sicher nicht der Wunsch, der Kirche beim Durchführen einer großen Reform zu helfen. Dörrenbächer engagierte sich gerne in der Jugendarbeit. „Mein Ziel war es, Menschen zu begleiten und dabei den christlichen Werten verpflichtet bleiben.“ Darin sieht er auch heute noch seine Hauptaufgabe. Die Arbeit allerdings hat sich geändert, die Zeiten ebenfalls. Immer weniger Mitglieder zählt die katholische Kirche. Dörrenbächer hat einen ehrlichen und aufgeschlossenen Blick auf Fakten. Er erkennt in dieser häufig als Krise empfundenen Situation seiner Kirche auch ihre große Chance: „Die Kirche wird herausgefordert und muss sich fragen: wozu gibt es uns eigentlich? Das Grundverständnis ändert sich. Wir müssen die Menschen fragen, was sie wollen und brauchen. Nicht umgekehrt.“ Das bedeutet in Zukunft: Ehrenamtler bestimmen mit, auch an entscheidenden Stellen. Für Dörrenbächer ist das ein Quantensprung in der Seelsorge, fast eine Revolution.

Dieser Mann mit der ruhigen Stimme und der Ponyfrisur hat zwar nichts von einem Revoluzzer, aber er hat alles, was man von einem modernen Pfarrer erwartet. Offene Augen für die Welt und die Menschen, die ihn umgeben, Einfühlungsvermögen und fortschrittliches statt rückwärtsgewandtes Denken. Ganz verloren geht er den Menschen in Bad Neuenahr-Ahrweiler jedoch noch nicht: „Ich bleibe vorläufig in Bad Neuenahr wohnen. Erstmal bis Ostern, und danach – wer weiß?

Von unserer Mitarbeiterin Gabi Geller

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