Wiedereröffnung in Sinzig
Nach der Flut: „Radicula“ bietet Kreatives und Kräuter
Freuen sich über die Wiedereröffnung: (von links) Floristin Désirée Gnieschwitz, Gärtner Markus Mies, Standortleiter Johannes Knops, Radicula-Leiter Patrick Glasen, St. Raphael-Geschäftsführer Thomas Bückler und Einrichtungsleiterin Britta Lott.
Judith Schumacher

Der Kräuter- und Kreativ–Laden „Radicula“ in Sinzig ist wieder zurück. Was durch die Ahrflut arg in Mitleidenschaft gezogen worden war, lockt jetzt wieder Kunden an. Die Einweihung ging jetzt über die Bühne.

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Lange wurde er vermisst: der Kräuter- und Kreativ-Laden Radicula der St. Raphael Caritas-Alten- und Behindertenhilfe an den Werkstätten in Sinzig in der Kripper Straße 26. Bei der knapp vier Jahre zurückliegenden verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 wurde die Betriebsstätte der Werkstätten samt den Werken I, II und III, die Tagesförderstätte und der Intec-Betrieb Radicula sehr stark beschädigt und wird derzeit am bisherigen Standort für rund 25 Millionen Euro wiederaufgebaut und saniert. Jetzt freuten sich Radicula-Chef Patrick Glasen, Standortleiter Johannes Knops, Einrichtungsleiterin Britta Lott und Thomas Bückler, Geschäftsführer des St.-Raphael-Unternehmens über zahlreiche Gäste, die zur Einweihung gekommen waren.

Auch Produkte von Kooperationsbetrieben

Diese wollten sich nicht nur mit Kräutern und Stauden eindecken, sondern auch mit Produkten der Kooperationsbetriebe wie etwa dem Sinziger Wilhelmshof oder Imker Markus Bell aus Rieden. Gern besuchten sie das 700 Quadratmeter große Gewächshaus, in dem bis zu 150 verschiedene Pflanzensorten von Gärtner Markus Mies liebevoll groß gezogen wurden. Zitronenverbene, Currykraut, besondere Thymian- und Minzarten, Basilikum und Schnittlauch sind ebenso zu finden, wie etwa das Kraut der Unsterblichkeit Jiaogulan, Käsekraut, Erdbeeren, Tomaten oder Salat.

Der Herr des Gewächshauses ist Markus Mies.
Judith Schumacher

Zu den ersten Kunden gehörte auch ein Vertreter der Stadt Andernach, der sich für das Demenz-Projekt „Gärten der Erinnerung“ eindeckte. In dem Sinziger Betrieb werden von Floristin Désireé Gnieschwitz auch hübsche Kräuterarrangements und allerlei Kreatives als Deko- oder Geschenkidee verkauft. „Wenn ich bedenke, wie das nach der Katastrophe hier aussah, das war richtig surreal“, erinnerte sich Geschäftsführer Thomas Bückler. Die Scheiben des Gewächshauses waren wie durch ein Wunder heil geblieben, während die Kräuter samt der Tische, auf denen sie standen, herausgeschwemmt worden waren.

Ausweichstandort in Burgbrohl

Die Sinziger Werkstätten hatten nach der Flut umgehend alternative Arbeits- und Betreuungsangebote für die rund 320 Menschen mit und ohne Behinderung geschaffen. Die Werkstattbeschäftigten sind seitdem größtenteils am Ausweichstandort in Burgbrohl tätig.

Auch im Gewächshaus hatten die Wasser- und Schlammmassen gewütet.
Thomas Hoffmann

Ende Mai 2023 haben die Caritas-Werkstätten mit dem Werk III im Sinziger Grünen Weg 20 den ersten Teilbereich wieder in Betrieb genommen. Mehr als 40 Werkstattbeschäftigte und Fachkräfte der Fördergruppe und des Berufsbildungsbereichs konnten so wieder an den Sinziger Standort zurückkehren.

Werke in Betrieb genommen

Im Oktober 2023 sind die 27 Besucher und die 15 Mitarbeitenden der Tagesförderstätte in die sanierten Räumlichkeiten in der Kripper Straße 37 eingezogen. Die Tagesförderstätte war vorübergehend an den eigenen INTEC-Betrieben in Bad Neuenahr-Ahrweiler in einer Containerlösung untergebracht worden.

Wie durch ein Wunder waren die Glasscheiben des Hofladens Radicula mit dem Gewächshaus heil geblieben.
Thomas Hoffmann

Im März/April 2024 fand die Inbetriebnahme des Werks II in der Kripper Straße 26 statt. Dort zogen zunächst im März die Sinziger Außenstelle der Kfz-Zulassungsbehörde des Landkreises Ahrweiler und der von den Caritas-Werkstätten betriebene Schilderprägedienst ein. Seit April 2024 ist im Werk II auch die Wäscherei der Caritas Werkstätten mit ihrer Annahmestelle für Privat- und Gewerbekunden wieder geöffnet. Hinzu kommen die Arbeitsbereiche Montage und Verpackung sowie Garten- und Landschaftspflege, die ebenfalls in das Werk II integriert wurden. Insgesamt 55 Werkstattbeschäftigte und 15 Fachkräfte nahmen in den frisch sanierten Räumlichkeiten ihre Arbeit auf.

Ein wildes Durcheinander hatte die Flutkatastrophe hinterlassen.
Thomas Hoffmann

Das Gewächshaus „Radicula“ konnte im April 2024 wieder in Betrieb genommen werden. Im Sommer 2025 soll auch das Werk I (Kripper Straße 25) mit der Schreinerei und der Verwaltung wiedereröffnet und damit der Wiederaufbau der Betriebsstätte erfolgreich abgeschlossen werden. Am 21. September 2025 findet neben der feierlichen Wiedereröffnung auch ein Tag der offenen Tür in den Caritas Werkstätten Sinzig statt.

Die Öffnungszeiten des Hofladens Radicula sind Dienstag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr.

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