Sanierung der kreiseigenen Schulen nach der Flutkatastrophe: Ein Überblick
Nach der Ahrflut: Schulaufbau kostet weiterhin Geld und Zeit
Jochen Tarrach

Ahrkreis. Durch die Hochwasserkatastrophe wurden sieben in Trägerschaft des Kreises stehende Schulen im Stadtgebiet von Bad Neuenahr und Sinzig erheblich in Mitleidenschaft gezogen. In allen Gebäuden sind nicht nur großflächig Fenster- und Fassadenteile sowie Türen durch die Wucht des Wassers herausgerissen und die Räume teilweise bis zur Decke mit Schlamm überdeckt, sondern auch die gesamte Haustechnik zerstört worden.

Jochen Tarrach

Rund 5900 Schüler, das sind 75 Prozent der Schülerschaft in den Kreisschulen überhaupt, wurden unmittelbar betroffen. So war es für alle Mitglieder des Schulträgerausschusses innerhalb der Sitzung klar, dass im Wirtschaftsplanentwurf für das Jahr 2023 vorrangig Sanierungs- und Unterhaltungsmaßnahmen für die betroffenen Schulen berücksichtigt werden. Insgesamt sind gut 80 Millionen Euro für die Sanierung der betroffenen Schulen vorgesehen und nochmals 20 Millionen Euro für die Ersatzbeschaffung von Mobiliar, Unterrichtsmaterialien und Einrichtung. Trotzdem sind dringend notwendige Arbeiten an anderen Schulen, so zum Beispiel 1 Millionen Euro für die Dachflächen der Hocheifel-Realschule in Adenau und zahlreiche andere Einzelpositionen, nicht vergessen worden.

Es wird mindestens noch zehn Jahre dauern, ehe der letzte Pinselstrich zum Wiederaufbau getan ist.

Jörg Hamacher, Leiter des Eigenbetriebes Schul- und Gebäudemanagement des Kreises

Aber, so mahnte Landrätin Cornelia Weigand, könnten nicht alle Maßnahmen zur gleichen Zeit durchgeführt werden. „Es wird mindestens noch zehn Jahre dauern, ehe der letzte Pinselstrich zum Wiederaufbau getan ist“, konkretisierte Jörg Hamacher, Leiter des Eigenbetriebes Schul- und Gebäudemanagement.

Noch im Jahr 2023 würden die temporären Unterbringungsmaßnahmen abgeschlossen sein und die eigentliche Phase des Wiederaufbaus der vom Hochwasser betroffenen Einrichtungen beginnen. Immerhin wurden inzwischen 137 Klassenräume neu eingerichtet. Wichtig sei auch, dass bis zum Jahresende 2023 alle den Schulen angeschlossenen Turnhallen wieder nutzbar sein sollen. Im Folgenden erläuterte Jörg Hamacher den derzeitigen Sachstand der sieben betroffenen Schulen.

    • Are-Gymnasium: Der Kreis hatte das Angebot der Gemeinde Grafschaft angenommen, für das komplett zerstörte Gymnasium in Bad Neuenahr einen Ersatzstandort im Innovationspark Grafschaft einzurichten. Inzwischen wurde der Unterricht in einer Containeranlage mit Mensa und Sporthallenzelt aufgenommen. Für den naturwissenschaftlichen Unterricht wird derzeit noch ein weiteres Zeltgebäude errichtet. Voraussichtlich im April soll alles fertig sein.
    • Berufsbildende Schule (BBS): Im Durchschnitt 1,2 Meter unter dem Hochwasserhöhenwert HQ 100 liegend, wurde die BBS besonders schwer getroffen. Trotzdem konnten schon im November 2021 die unversehrten Bereiche des Hauptgebäudes sowie die ersten beiden temporären Gebäude mit 40 Klassenräumen wieder für den Unterricht genutzt werden. Ein drittes Gebäude mit weiteren 19 Klassenräumen konnte im Mai 2022 fertiggestellt werden. Daneben werden derzeit in zwei weiteren Zeltgebäuden eine temporäre Unterrichtswerkstatt und eine Kfz-Halle eingerichtet. Außerdem sind für Anfang März 2023 eine Gastronomieküche sowie ein Kunstraum mit Brennofen geplant. In Auftrag gegeben wurde ein 225 Quadratmeter großer Mehrzweckraum im Erdgeschoss des Hauptgebäudes. Ersatz für die ursprünglich im Erdgeschoss des Hauptgebäudes gelegenen Naturwissenschaftsräume wird zukünftig hochwassersicher im ersten Obergeschoss geschaffen. Sie befinden sich in der Umsetzung.
    • Peter-Joerres-Gymnasium: Aufgrund des Schadensbildes und der Tatsache, dass sich alle wesentlichen Klassen- und Fachräume in den unversehrten Obergeschossen befinden, war es möglich, das Gymnasium schnell wieder in Betrieb zu nehmen. So konnten die Schüler bereits Ende November 2021 aus den Räumen der beiden Schulen des Calvarienberges wieder in die unversehrten Obergeschosse zurückkehren. Der Verwaltungsbereich befindet sich derzeit in einer Containeranlage auf dem Schulhof. Weiter wurde eine Containeranlage hinter der Sporthalle errichtet, die für die Fächer Kunst und Musik genutzt wird. Die Sporthalle kann eingeschränkt wieder für den Unterricht genutzt werden.
    • von-Boeselager-Realschule Plus: Die Gebäude der von-Boeselager-Realschule Plus konnten noch im Sommer 2021 vollständig entkernt und mit Strom versorgt werden. Zum Schulstart wurden darüber hinaus zwölf Containerklassen und Bürocontainer errichtet, sodass der Unterricht voll gewährleistet ist. In den vom Wasser betroffenen Bereichen ist aktuell die Erneuerung der Fenster- und Fassadenteile im Gang und soll im April abgeschlossen sein. Daran anschließend kann die Planung des Wiederaufbaus erfolgen. Die Sanierung des Sporthalleninnenraums ist aktuell in der Umsetzung. Noch vor den Sommerferien soll die Halle wieder nutzbar sein.
    • Don-Bosco-Schule: Die Schüler der komplett zerstörten Don-Bosco-Schule fanden im vergangenen Schuljahr verteilt Unterkunft an mehreren Schulstandorten im Umland. Inzwischen konnten alle an einem eigens errichteten Ersatzschulstandort in dreigeschossiger Containerbauweise in der Schützenstraße in Ahrweiler wieder zusammengeführt werden. Sämtliche Klassen- und Fachräume wurden dabei mit neuem Mobiliar und Unterrichtsmaterial ausgestattet. Die Herstellung des Außengeländes sowie die Errichtung einer Zaunanlage sollen in Kürze vergeben werden. Anschließend wird noch ein temporäres Sportzelt errichtet.
    • Levana-Schule: Die Schüler der Levana-Schule sind bislang in Neuwied in den Räumen der Christiane-Herzog-Schule, der Landesblindenschule und in weiteren Schulen untergebracht. Um auch hier die Schulgemeinschaft wieder zusammenzuführen, wurde ebenfalls auf dem Ersatzschulstandort in der Schützenstraße eine Containeranlage mit rund 3000 Quadratmetern Unterrichtsräumen sowie 500 Quadratmetern Verwaltungsbereich errichtet. Die Anlage ist inzwischen fertig. Voraussetzung für deren Bezug ist allerdings die Fertigstellung des Außengeländes sowie der Zaunanlage. Damit wird für Ende März 2023 gerechnet.
    • Rhein-Gymnasium Sinzig: Das Rhein-Gymnasium ist eine der weniger betroffenen Schulen. Allein das Kellergeschoss mit dem Ganztagsbereich und die Dreifeldsporthalle waren betroffen. Problem war dabei der Haustechnikbereich mit der Heizungsanlage, die sich ebenfalls im Kellergeschoss befanden. Die Heizung wurde inzwischen durch eine temporäre Ölheizung ersetzt. Die Erneuerung der Fenster- und Fassadenelemente des Ganztagsbereichs soll Anfang Februar beginnen. Die Sanierung des Sporthalleninnenraums soll zum Schuljahresbeginn 2023/24 fertiggestellt sein.

Von Jochen Tarrach

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