Elektronische Alarmierungsgeräte, Krisenteams und Türknäufe: So steht es um die Sicherheit an den Bildungsstätten im Kreis
Nach Amok-Alarm in Niederzissen: Wie sind Schulen vorbereitet?
Martin Ingenhoven

Noch ist nicht genau geklärt, wie es am Donnerstag zu dem Amok-Fehlalarm an der Realschule plus in Niederzissen gekommen ist. Doch der Vorfall wirft ein Schlaglicht darauf, wie die Schulen im Land auf solche Bedrohungslagen vorbereitet sind.

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War es ein technischer Defekt eines Alarmierungssystems oder ein Schülerstreich? Wie genau es zum Auslösen des Bedrohungsalarms an der Realschule plus in Niederzissen gekommen ist, wird derzeit noch von der zuständigen Polizeiinspektion Remagen ermittelt. Doch der Fall macht deutlich: An den Schulen im Kreis ist man für solche Extremsituationen vorbereitet.

Sicherheitskonzepte: Nicht zu viel verraten

Allerdings: Ganz genau möchte man sich aus Sicherheitsgründen doch nicht in die Karten schauen lassen. „Der Kreis Ahrweiler als Schulträger hat bereits vor mehr als zehn Jahren entsprechende Vorkehrungen zur Amokprävention unter Mitwirkung der Polizei getroffen“, heißt es kurz und knapp aus dem Kreishaus auf einen Fragenkatalog der Rhein-Zeitung.

Auch Polizeihauptkommissar Jan Terporten, Leiter der Polizeiinspektion Remagen, in deren Einsatzbereich die Schule in Niederzissen liegt, hält sich bedeckt. „Nur so viel: Unsere Alarmpläne und das Verhalten der Lehrer und Schüler haben in diesem Fall vorbildlich funktioniert.“ Er bestätigt aber auch, dass es an Schulen technische Einrichtungen wie Alarmmelder gibt, um im Bedrohungsfall schnell Hilfe herbeirufen zu können. „Das wurde nach Winnenden bundesweit an vielen Schulen umgesetzt.“ In der baden-württembergischen Stadt Winnenden hatte ein 17-Jähriger im März 2009 bei einem Amoklauf an einer Schule und auf seiner Flucht insgesamt 15 Menschen und schließlich sich selbst getötet.

Unsere Alarmpläne und das Verhalten der Lehrer und Schüler haben in diesem Fall vorbildlich funktioniert.

Jan Terporten, Leiter der PI Remagen

Seitdem hat man an den Schulen, auch im Kreis Ahrweiler, höhere Sicherheitsstandards umgesetzt. So sind etwa die Türen von Klassenzimmern zum Flur hin üblicherweise mit einem Knauf versehen. Somit sind sie von außen nur per Schlüssel zu öffnen. Das soll ein allzu leichtes Eindringen von möglichen Amoktätern erschweren. Auch gibt es für Schüler und Lehrer klare Anweisungen, wie man sich in einem Bedrohungsfall zu verhalten hat – etwa, dass die Klassenzimmer dann nicht verlassen werden dürfen.

Krisenteams an Schulen sind Pflicht

„Seit August 2018 ist die Bildung eines Krisenteams an jeder Schule Pflicht“, heißt es auf Anfrage von der für die Schulen zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) des Landes zum Umgang mit solchen Situationen. „Die Aufgaben eines schuleigenen Krisenteams und -plans bestehen darin, eine Orientierung beim Eintreten einer Krise oder eines anderen Notfalles zu geben und damit ein besonnenes und angemessenes Handeln zu ermöglichen. Die Schulen arbeiten hier eng mit der Schulaufsicht zusammen und suchen auch das Gespräch mit den jeweiligen Dienststellen der Polizei“, so die ADD weiter.

An der Realschule plus in Niederzissen war am Donnerstag sogar schon von Beginn an ein ziviles Präventionsteam der Polizei im Einsatz (die RZ berichtete). Dort waren zuvor Kritzeleien entdeckt worden, die auf eine mögliche Bedrohung hinwiesen, bestätigt PI-Chef Terporten. „Auch wenn es wohl nur ein Schülerstreich war, können wir eine echte Bedrohungsgefahr natürlich nicht ganz ausschließen. Darum war das Team auch vor Ort.“ Als dann – warum auch immer – tatsächlich ein Alarm an der Schule ausgelöst wurde, hätten die dortigen Polizisten sofort weitergemeldet, dass es sich um einen Fehlalarm handelt. Dennoch waren die Einsatzkräfte wie vorgeschrieben ausgerückt und haben die Schule sicherheitshalber durchsucht. Eine tatsächliche Gefahr habe also zu keiner Zeit bestanden, so der Polizeichef.

ADD auch am Freitag noch vor Ort

Auch die ADD war nach eigenen Angaben am Donnerstag mit zwei Vertretern zur Unterstützung vor Ort und am Freitag auch der zuständige Referent der ADD, um die Ereignisse aufzuarbeiten. Ein ausdrückliches Lob von der Aufsichtsbehörde gibt es auch: „Aus unserer Sicht haben alle Beteiligten entsprechend der vorgegebenen Konzepte umsichtig und verantwortungsvoll gehandelt. Nach Rückmeldung der Einsatzleitung der Polizei vor Ort wurde das professionelle, umsichtige und kooperative Handeln der Schulleitung, der Lehrerinnen und Lehrer und der Schülerinnen und Schüler außerordentlich gelobt.“

Sollte die Alarmierung vom Donnerstag nicht auf einen technischen Fehler zurückzuführen, sondern mutwillig ausgelöst worden sein, wird das nicht ohne Folgen bleiben. „Wir haben, wie in solchen Fällen üblich, Strafanzeige wegen Störung der öffentlichen Ruhe durch Vortäuschung einer Bedrohungslage gestellt“, so Polizeichef Terporten. Damit könnte ein möglicher Schülerstreich noch unangenehme Folgen nach sich ziehen.

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