Das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR) in Wachtberg möchte sein Weltraumbeobachtungsradar TIRA (englisch für Tracking and Imaging Radar) schützen. Deshalb hat es beim Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr einen Antrag auf eine Erweiterung des derzeitigen Schutzradius auf 20 Kilometer gestellt.
Erst im Herbst 2024 war der Sperrbereich um das weiße, über weite Entfernung sichtbare Radom von vier auf fünf Kilometer angehoben worden. In der golfballförmigen Hülle mit einem Durchmesser von 47,5 Metern befindet sich ein einzigartiges System, wie das Fraunhofer-Institut auf seiner Internetseite angibt. Die Antenne im Inneren hat immer noch einen Durchmesser von 34 Metern. Das TIRA-System beinhalte ein Verfolgungsradar und ein Abbildungsradar, so das Institut weiter.
„Wir arbeiten gemeinsam mit unserem Auftraggeber Bundeswehr daran, dass unsere Interessen beim Bau von den Windenergieanlagen berücksichtigt werden.“
Jens Fiege, Stabsstellenleiter für interne und externe Kommunikation im Fraunhofer-Institut
Je nach Topologie sei die Entfernung unterschiedlich, in der Windenergieanlagen stören würden, erklärte Jens Fiege, Stabsstellenleiter für interne und externe Kommunikation im FHR, gegenüber unserer Zeitung: „Wir arbeiten gemeinsam mit unserem Auftraggeber Bundeswehr daran, dass unsere Interessen beim Bau von den Windenergieanlagen berücksichtigt werden.“ Die Bundeswehr erklärte auf unsere Nachfrage, das Fraunhofer Institut sei mit einem entsprechenden Wunsch an sie herangetreten.
Eine Entscheidung für den erweiterten Schutzradius kann bedeuten, dass einzelne Windkraftanlagen eben nicht gebaut werden können, die der Kreis Ahrweiler für seinen Energiemix aus Solar- und Windenergie braucht, um langfristig seine Energie allein aus regenerativen Quellen zu beziehen. Deshalb wird hier mit Spannung auf eine Entscheidung gewartet.
Ausbau der Windenergie bei der Umsetzung oft nicht konfliktfrei
Auch der Nabu Ahrweiler verfolgt die Entwicklung. Der Verein stehe für einen naturverträglichen Ausbau von Windenergie, macht Ingolf Dietrich, Vorsitzender Nabu-Kreisverbands Ahrweiler, deutlich. „Für einen wirkungsvollen Klimaschutz und für die Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels ist – neben anderen Maßnahmen – eine konsequente und schnelle Energiewende erforderlich. Windenergie sehen wir als wichtigen Baustein bei der Umstellung unseres Energiesystems von der Verbrennung fossiler Energieträger auf erneuerbare Energien“, wird er grundsätzlich.
Der Nabu unterstütze die Ausweisung von zwei Prozent der Landfläche für den Ausbau von Windenergie. Allerdings sei der Ausbau der Windenergie bei der Umsetzung nicht konfliktfrei, erklärt Dietrich: „Wegen der potenziellen Auswirkungen auf Lebensräume und Arten stehen wir bei der Planung von Windkraftanlagen häufig vor der Herausforderung, wie Klimaschutz und und lokaler Naturschutz vereinbart werden können.“ Dabei müssten sensible Gebiete geschützt werden. „Es gibt bestimmte Gebiete, in denen der Ausbau aufgrund hoher Konflikte nicht mit dem Natur- und Artenschutz vereinbar sind“, so der Kreisverbandsvorsitzende.

Kreis Ahrweiler wird wegen Radom in Wachtberg aktiv
Mit Äußerungen zu TIRA hält sich die Landrätin des Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand, öffentlich eher zurück. Doch im Kreis- und Umweltausschuss kommt das Thema regelmäßig zur Sprache – so auch in der Juni-Sitzung.
Um diese sensiblen Gebiete zu schützen, sollten Flächenpotenziale an anderen Orten genutzt werden, beispielsweise dadurch, dass pauschale Abstände zu Wohnbebauungen flexibler gehandhabt würden.„Ich kann die Erweiterung des Schutzradius um das Random nicht pauschal beurteilen“, stellt Ingolf Dietrich. Es sei allerdings bekannt, dass sich in diesem Umkreis verhältnismäßig viele sensible Gebiete befinden, Naturschutzgebiete, Vogelschutzgebiete und Gebiete, die gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union geschützt seien.
Auch Waldflächen mit windenergiesensiblen Fledermaus- und Vogelarten sowie bedeutende Brut- und Zugvogel-Rastgebiete windenergiesensibler Arten seien vorhanden. „Dies legt nahe, dass eine Erweiterung des Radius dem Naturschutz insgesamt zu Gute kommt und zu begrüßen ist“, so der Nabu-Vorsitzende.
Am Tag der offenen Tür einen Blick ins Radom werfen
Am Sonntag, 29. Juni, ist Tag der offenen Tür im Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR) in Wachtberg. Zwischen 11 und 16 Uhr haben Besucher seit 2017 zum ersten Mal wieder „die Möglichkeit, die Technologie im Inneren der ‚Kugel‘ zu erkunden. Hier erfahren sie, wie Satelliten und andere Objekte im Orbit überwacht und welche Bedeutung diese Radartechnologie für die Sicherheit und Nachhaltigkeit im Weltraum hat. Darüber hinaus wird gezeigt, wie Radar die Raumfahrt beeinflusst, die Verteidigung und den Verkehr verbessert, Umweltprojekte unterstützt und in der Produktion für höhere Qualität sorgt“, heißt es auf der Internetseite des FHR. Der Einlass ist nur mit gültigen Ausweispapieren möglich. Weitere Infos: www.fhr.fraunhofer.de