So etwa bei den beiden Pizzabäckern aus Kempenich, denen bei ihrer vortrefflich organisierten Teamarbeit gern über die Schultern geschaut wurde, ehe das fertige Produkt aus dem Steinofen herausgeholt und an die wartende Kundschaft weitergereicht wurde. Optisch genießen durften die Besucher, die im Laufe des Tages in ständig wachsender Zahl die Festmeile bevölkerten, das Werk der Heimatfreunde, die das Tuffsteinmuseum im ehemaligen Bahnhofsgebäude mit dem bei ihnen schon gewohnten riesigen ehrenamtlichen Engagement auf Vordermann gebracht hatten.
Blick in die Geschichte des Gebäudes
Ihnen galt auch in erster Linie der Dank von Ortsbürgermeister Karl Gundert, der zur Eröffnung einen Blick zurück in die Geschichte des Gebäudes warf. „Der ältere Teil des heutigen Gesamtkomplexes war einst das Bahnhofsgebäude, das auch als solches bis zur Stilllegung der Strecke zwischen Engeln und Kempenich seine Dienste tat. Die Gemeinde erwarb in den 1990er-Jahren die Immobilie und fügte einen Anbau hinzu. Es wurde ein Museum eingerichtet, das an Pfingsten 1999 feierlich eröffnet wurde.“ Der Ortschef verschwieg nicht, dass das Interesse im Laufe der Zeit nachließ, und die Öffnungszeiten immer mehr reduziert wurden. Das hätte sich kaum geändert, wenn die Heimatfreunde sich nicht der Sache angenommen und das Heimatmuseum bis zum Silberjubiläum wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzt hätten.
„Als Experten für Heimatgeschichte und Brauchtumspflege war uns bewusst, dass es so nicht weiter gehen durfte“, begründete Vereinschef Bernhard Klapperich die Initiative der Heimatfreunde. „Zuerst machten wir Vor- und Grundschulkinder des Ortes mit dem vertraut, was Weibern früher ausmachte und was bis heute Spuren hinterlassen hat, nämlich die Tuffsteinindustrie. Als anerkanntes Leaderprojekt finanziell mit 2000 Euro unterstützt, haben wir angefangen, das Museum zu aktualisieren und zu modernisieren. Um unsere junge Generation mehr anzusprechen, griffen wir auf die durch die Digitalisierung gebotenen Möglichkeiten zurück und können mit entsprechenden Filmen per Fernsehgerät Arbeitsvorgänge optisch viel eindrucksvoller dokumentieren, als dies 1000 Worte tun könnten.“
Jubiläumskuchen vom VG-Chef
Damit die zahllosen Exponate, vor allem aber der Steinbruch in Miniformat und die Nachbildung der Brohltalbahn als besondere Hingucker künftig öfter bewundert werden können, wird das Museum von Juni bis Oktober an jedem letzten Sonntag in der Zeit von 11.30 bis 15 Uhr geöffnet sein.
VG-Bürgermeister Johannes Bell hatte als Jubiläumspräsent einen von Konditormeisterhand gefertigten und bildlich auf den Anlass hinweisenden Kuchen mitgebracht. In seinen Grußworten vergaß er nicht, seinen Vorgänger Hermann Höfer zu erwähnen, der die touristische Vermarktung des vulkanischen Gesteins in Gang gesetzt habe. „Was aber wäre Weibern ohne diejenigen, die den Themen Geologie und Dorfgeschichte ihr besonderes Augenmerk schenken?“, fuhr er fort. „Die Rede ist von den Steinhauern und den Heimatfreunden, die für sich, aber auch gemeinsam kulturelles Erbe bewahren, Brauchtum wachhalten sowie Zeitgeschichte und altes Handwerk ins Bild setzen. Schließlich zählt auch der Dialekt dazu, der an anderen Stellen ganz zu verschwinden droht.“
Arbeit erfolgt stets Hand in Hand
Zwei Ortsvereine wurden bereits genannt. Doch in Weibern ist es üblich, dass man Hand in Hand arbeitet, wenn es dem Wohle der Dorfgemeinschaft dient. Und so war es auch diesmal geradezu selbstverständlich, dass Mitglieder anderer Gruppierungen ihren Beitrag zum Gelingen des Jubiläumstages leisteten: die Rotkreuzler mit Spielecke und Kinderschminken, für Kaffee und Kuchen die Möhnen, für die Ausgabe von Getränken der Gemeinderat.
Wer auch immer die Idee dazu hatte, sie sollte sich als Volltreffer erweisen. Die ehemalige Bohrerfabrik Herbertz, die seit 1961 viele Menschen aus Weibern beschäftigte, schloss 1997 ihre Pforten. In dem Zustand von damals konnten die Räumlichkeiten, vor allem die Fabrikationsräume samt Maschinen, letztmalig vor dem Ausräumen als stummes Zeugnis heimischer Zeitgeschichte in Augenschein genommen werden. Es dürfte niemanden unter den zahllosen Besuchern gegeben haben, der die als Lost Place trefflich bezeichnete Stätte mit den Relikten der jüngeren Vergangenheit emotionslos verlassen haben dürfte.