Als nach den Napoleonischen Kriegen 1815 unter preußischer Herrschaft der Schulzwang eingeführt wurde, war Engeln mit Kempenich in einem Schulverband verbunden. Der Schulweg nach Kempenich war zu jeder Jahreszeit ein beschwerlicher, da er nur über freies Feld führte. So unternahm die Gemeindevertretung schon gegen Mitte des 19. Jahrhunderts Schritte, um eine eigene Schule zu bekommen. Ihre Anfragen wurden unter Hinweis auf das Fehlen eines eigenen Schulhauses und den Geldmangel zum Neubau einer Schule abgelehnt.
Mit List und Trickserei zum Schulhaus
Doch die Bürger von Engeln fanden einen Ausweg. Sie beschlossen, aus eigenen Mitteln ein Schulhaus zu bauen. Die Behörde sollte davon aber vorläufig nichts wissen. Der damalige Gemeindevorsteher Servaz Neihs erklärte, ein Wohnhaus bauen zu wollen, und lieh sich hierzu beim Pfarrer Besenius in Kempenich 100 Taler. Jakob Schlich schenkte einen Bauplatz, die übrigen Bürger leisteten Hand- und Spanndienste. Zum Decken des Hauses wurde das Stroh von Haus zu Haus zusammengetragen. So entstand das Gebäude, das jetzt noch unter dem Namen „die alte Schule“ besteht und nach dem Bau der neuen Schule vom Lehrer als Nebengebäude benutzt wurde.
Das Schulhaus war einstöckig mit einem Sälchen, das 40 Schülern Platz bot. Es gab noch eine kleine Stube und eine Küche, die auch als Hausflur diente. Offen ist, ob die geliehenen 100 Taler später aus der Gemeindekasse zurückgezahlt oder aus freiwilligen Beiträgen zusammengebracht wurden. Der Vorsteher schenkte das fertige Gebäude der Gemeinde. Die Gemeindevertretung wandte sich aber aufs Neue an die Behörde und bat jetzt um einen Lehrer. Es waren noch mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden, bis die Regierung endlich einen Pädagogen berief.
Die neue Schule, die ab 1887 benutzt wurde, war aus Tuffstein erbaut und erheblich größer als die alte. So befanden sich im ersten Stock drei Zimmer und auf dem Dachboden zwei Kammern, die dem Lehrer zu Wohnzwecken dienten. Die Schüler wurden eingeteilt in die Unterstufe (1. und 2. Schuljahr), die Mittelstufe (3. bis 5. Schuljahr) und die Oberstufe (6. bis 8. Schuljahr).
1948 beginnt das letzte Kapitel als Schule
Außer freier Wohnung bestand der Lohn des Lehrers aus einem Grundgehalt von 1050 Mark im Jahr. Wie schon einmal im 19. Jahrhundert mussten die Schüler aus Engeln ab 1938 zehn Jahre lang die Schule in Kempenich besuchen. Am 15. März 1948 wurde die Schule in Engeln neu eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt gab es 16 schulpflichtige Kinder: neun Mädchen und sieben Jungen.
Ab dem Jahr 1964 besuchten die Kinder wieder die Schule in Kempenich. 1977 schließlich wurde die Engelner Schule an den Krefelder Frauenverein verkauft, der diese zu einem Kinderheim ausbaute, das nun vom Kastanienhof Krefeld genutzt wird. Vorletzter Lehrer in Engeln war Anton Henn. Dessen Ehefrau Christel erinnert sich daran, dass sie vor der Entscheidung standen, als frisch Verheiratete nach Engeln zu ziehen. Als dann aber das Aus für die dortige Schule kam und ihr Gatte nach Kempenich versetzt wurde, bezogen sie eine Wohnung in der Kempenicher Schule.