Wegen des Frosts Ende April werden die heimischen Obstbauern teils massive Einbußen hinnehmen müssen. Erwartet werde ein Negativrekord, ließ das Statistische Landesamt in Bad Ems wissen. Die Ernte von Sunrise, Elstar, Boskop oder Braeburn und Co. dürfte demnach mit rund 12.674 Tonnen im gesamten Land noch unter der bisher magersten Ernte des Jahres 1981 liegen.
Rund 700 Erntehelfer sind derzeit und noch bis Ende Oktober dabei, in den 26 heimischen Obstbaubetrieben unter anderem Äpfel, Birnen und die sogenannte Hauszwetschge von den insgesamt mehr als einer Millionen Obstbäumen zu holen. Nicht wenige der zwölf Grafschafter Obstbauern rechnen damit, dass sie weniger als die Hälfte Äpfel von den mehr als 333.000 Obstbäumen holen werden – je nach Lage der Plantage und Apfelsorte gibt es Ausfallquoten von bis zu 80 Prozent.
Die Stimmung bei den Obstbauern ist ziemlich gedrückt
Der Gelsdorfer Dirk Sonntag vom gleichnamigen Obsthof ist sich sicher, dass er mit einem weit unterdurchschnittlichen Ertragsergebnis über die Runden kommen muss. „Die Stimmung ist nicht ganz am Tiefpunkt angelangt – aber im Ergebnis durchaus bescheiden“, bekundete er mit einem leicht säuerlichen Unterton. Bei ihm gebe es sogar einen kompletten Ernteausfall bei Aprikosen. „Bei den Äpfeln sind wir nochmals mit einem blauen Auge davongekommen. Der Verlust pendelt bei 30 Prozent“, rechnet Sonntag vor.
Imponierend, die Sortenvielfalt die acht polnischen Erntehelfer von seinen gut 30.000 Bäumen pflücken: Mit Pinova, Sunrise, Delbar, Alkmene, Gala und Boskop, Braeburn und Rubinette, Elstar, Topaz und Pilot hängen bei ihm auf zwölf Hektar eine große Auswahl saftig-saurer Früchte.
Vom DLR Rheinpfalz, mit Sitz im benachbarten Klein-Altendorf, war zu erfahren, wie die Auswirkungen des Frostes Ende April für die Obstbaubestände waren. Lediglich die Hauszwetschge sei robust genug und habe mit späterer Blüte die Schadensperiode weitgehend unbeschadet überstanden. Aufgrund der klimatischen Veränderungen würde die Apfelblüte immer frühzeitiger beginnen, während weiterhin späte Kaltlufteinbrüche Mitte, Ende April erfolgen würden. Dies führe zu problematischen Konstellationen, die schließlich zu der katastrophalen Situation in diesem Jahr geführt habe. Vorbeugend gegen Frostschäden hätte hier eine Frostschutzberegnung helfen können. „Wir haben bei uns in Gelsdorf aber nicht genügend Wasser zur Verfügung“, setzte Sonntag einen bedrückenden Haken hinter die zu erwartende Obsternte auf der Grafschaft. „Ich rechne zurzeit mit einem Erlös von 1,20 Euro pro Kilogramm“, erklärte er.
Die Apfelernte hat auch in den Obstplantagen von Christoph Rech rund um Leimersdorf begonnen. „Der Frost hat uns viel zusätzliche Arbeit und gravierende Ausfälle bereitet“, mache er deutlich. Sein 25 Hektar großer Betrieb habe zum Teil davon profitiert, dass rund ein Viertel der Anbaufläche mit Beregnungsanlagen ausgestattet ist. In der frostigen Aprilnacht wurden die Bäume bewässert, um die empfindlichen Blüten mit einem schützenden Eismantel zu versehen.
Während ringsherum die Obstbauern über massive Ernteausfälle in all ihren Kulturen und Plantagen klagen, hält sich der Schaden für den Leimersdorfer zumindest in Grenzen. „Auf der Fläche, die ich beregnet habe, haben die Blüten absolut keinen Schaden genommen. Den Sorten Elstar, Jonagold und der Rubinette ist nichts passiert“, sagt Rech. Während auch der Gala die Frostnacht gut überstanden hat, „rechne ich beim Boskop, Topaz und Jonagold mit einem Ernteminus von 70 Prozent gegenüber einer Normalernte“, konstatiert Rech. Beihilfen, die stark betroffenen Landwirten in Aussicht gestellt wurden, hat Bauer Rech erst gar nicht beantragt, da sein Betrieb nicht existenzbedrohend betroffen sei.
Zwetschgen haben die Frostnächte besser überstanden
Gerd Watzig mag sich nicht beklagen. „Die Zwetschgen haben die kalte Nacht Ende April sehr gut überstanden. Unsere Pflaumenbäume stehen auf dem Berg, das ist viel besser als im Tal“, führt der Leimersdorfer Obstbauer aus. Jedoch kann die Pflaumenernte die Ernteeinbrüche bei den Äpfeln keinesfalls kompensieren. Besonders in den Ortslagen um Leimersdorf und Birresdorf rechnet er je nach Lage mit einem Verlust von bis von bis zu 80 Prozent. Jüngst erst haben seine 24 Erntehelfer damit begonnen, neben den späten Erdbeeren die ersten Äpfel zu pflücken. „Der Topaz, der Braeburn und der Boskop haben durch den Frost schwer gelitten.“
Die Preise? Gerd Watzig differenziert nach Preisen, die in der Selbstvermarktung zu erzielen sind und denen, die er als Erzeuger vom Großhändler bekommt. Die Äpfel seines 30 Hektar großen Betriebs verkauft er ausschließlich an die Erzeugergenossenschaft „Landgard“. Watzig: „Die Preise sind etwas höher als im Vorjahr. Sortenabhängig bekommen wir rund 1,20 Euro das Kilo.“ Seine 25 osteuropäischen Saisonarbeiter erhalten indes den Mindestlohn. Die Arbeitslöhne könne man allerdings nicht unbedingt aufs Produkt umlegen, machte der Bauer klar, der in den vergangenen Jahren noch rund 900 Tonnen beste Äpfel der Sorten Elstar, Gala, Braeburn, Jonagold, Boskop und Co einfahren konnte. Horst Bach