Fünf Bildungseinrichtungen im hohen Norden haben Patenschaft übernommen - Hilfe ohne viel Bürokratie
Mehr als 80.000 Euro für Schulen im Ahrtal: Fünf Schulen im hohen Norden haben Patenschaft übernommen
Kerstin Müller (rechts) vom Förderverein der Grundschule Altenahr freut sich über einen Scheck der gebürtigen Ahrtalerin Ivonne Elfgang. Foto: Vollrath
Vollrath

Ahrtal/Norderstedt. Mehr als 80.000 Euro haben fünf Schulen aus dem schleswig-holsteinischen Norderstedt für die von der Flut betroffenen Grundschulen Dernau, Altenahr, Bad Neuenahr sowie die Aloisius-Schule in Ahrweiler und das Are-Gymnasium gesammelt. Bei einer symbolischen Scheckübergabe überreichte die Initiatorin des Projekts „Schule hilft Schule“, Ivonne Elfgang, 22.327,80 Euro an Kerstin Müller, Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule Altenahr, in Altenburg.

Unbürokratische Hilfe

Für Elfgang schließt sich dabei so mancher Kreis. Nicht nur wohnen Eltern und Schwester der Lehrerin noch heute in Mayschoß, bis zu ihrem elften Lebensjahr wohnte die Familie zudem in Altenburg, und Elfgang besuchte die dortige Grundschule. Diese ist zufällig auch die letzte rheinland-pfälzische Schule, an der die 44-Jährige unterrichtete, bevor es sie in den hohen Norden in die Nähe von Hamburg zog. Auch die Eltern von Elfgang sind von der Flut betroffen. Bis zur Decke stand das Wasser im Keller. Elfgang und Mann brechen ihren Urlaub ab, helfen im Ort, schippen Schlamm und räumen mit auf.

Doch jeder Urlaub geht einmal zu Ende, und für die beiden heißt es: zurück Richtung Hamburg. „Unbefriedigend“ – so empfindet Ivonne Elfgang die Situation, will Freunde und Familie nicht allein mit ihrem Schicksal lassen. Nach einer Spendenaktion für den Nachbarssohn, dessen komplettes Haus in Laach von den Fluten weggerissen wurde, kommt ihr die Idee zu „Schule hilft Schule“. Sie spricht mit Kollegen, und schnell finden sich noch vier andere Schulen, die bereit sind, betroffene Patenschulen im Ahrtal zu übernehmen und für diese Geld zu sammeln. Dies geschieht beispielsweise mit einem Benefizlauf oder Basar.

„Schüler, Lehrer und Eltern waren sofort bereit, mitzuhelfen“, beschreibt Elfgang die große Empathie und Hilfsbereitschaft aus dem hohen Norden für ihre Heimat. Mit Bild- und Videomaterial bringt die Lehrerin den Kindern das Geschehene nahe, und sofort entstehen zahlreiche kleine Hilfsprojekte. So werden beispielsweise zur Einschulung selbst gemachte Perlenarmbänder gebastelt und verkauft, und ein Schüler kochte mit seiner Oma gläserweise Mirabellenmarmelade ein, die im Verkauf satte 500 Euro einbrachte. Um das Ganze möglichst bürokratiefrei zu gestalten, werden die Spenden von Schulverein zu Schulverein überwiesen und dort bedarfsgerecht eingesetzt.

Riesensumme kommt unerwartet

Kerstin Müller ist noch immer sprachlos angesichts des Riesenbetrages, der das Konto des Fördervereins aufstockt. „Wir haben uns wahnsinnig gefreut.“ Schon ziemlich kurz nach der Flut seien immer mal wieder kleinere Beträge von der Grundschule Harkshörn in Altenburg angekommen, mit der Riesensumme von 19.197,80 Euro, die der Spendenlauf letztendlich erbrachte, habe aber niemand gerechnet, vor allem nicht von einer relativ kleinen Schule so weit weg, berichtet Müller.

Das Geld soll nun in Absprache mit Schulträger und -leitung dort eingesetzt werden, wo es am dringendsten benötigt wird. Beispielsweise, um den nackten Betonschulhof schöner zu gestalten. „Die Kinder haben da auch schon ganz viele Wünsche und Ideen“, weiß Müller. Außerdem wurden mit dem bereits gespendeten Geld die Container, in denen der Unterricht stattfindet, geschmückt, und Musikinstrumente, Springseile, Fußbälle sowie Freiarbeitsmaterialien gekauft. „Alles, was dringend gebraucht wird. Es ist ja alles verloren gegangen.“

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