Jule Streich blickt zurück auf ihre Amtszeit. Sie habe ihr Heimatdorf und die Arbeit der Winzer währenddessen noch mehr zu schätzen gelernt. Jule Streich verabschiedet sich mit dem Trinkspruch: „Es lebe die Rebe, es lebe der Wein, schöner kann’s Leben nicht sein.“
Besucher genießen die Stimmung
Genau das finden auch die Gäste. Eine stattliche Damenriege aus Köln gibt spontan ein Ständchen: „Drum, sollt ich im Leben ein Mädel mal frei'n, dann muss es am Rhein nur geboren sein“. Es sind die Wiever der Karnevalsgesellschaft „Fidele Kölsche“ aus dem Agnesviertel, die sich hier an der Ahr einen schönen Tag machen und die Stimmung auf dem Platz ordentlich anheizen. Sie haben schon „Pommes ruut-wieß“ gegessen und genießen jetzt den Pfirsich-Secco.
Ich habe gedacht, dazu braucht es ein schönes Kleid und ein Krönchen. Inzwischen weiß ich, es gehört mehr dazu.
Ciara Jeckstadt, Weinkönigin von Mayschoß
Ciara, die neue Weinkönigin, stellt sich denen vor, die sie noch nicht kennen. Sie habe schon als kleines Mädchen davon geträumt, Weinkönigin zu werden. „Ich habe gedacht, dazu braucht es ein schönes Kleid und ein Krönchen. Inzwischen weiß ich, es gehört mehr dazu.“ Seit sechs Jahren hilft sie der Familie ihres Freundes im Weinberg und kann beurteilen, „wie viel Arbeit in einem Glas Wein steckt“. Mirco Burkardt, Vorsitzender des Heimat- und Tourismusvereins, hat zuvor darauf hingewiesen, dass gerade der „Endspurt der Traubenlese“ läuft. Der Frost habe den Reben im Frühjahr geschadet, es gebe eine kleine Ernte, die sei aber „umso besser“.
Burkardt begrüßt auch eine ganze Reihe von Ehrengästen. Aber deren Ansprachen sind weiter hinten nicht mehr zu verstehen. Die Leute flirten, lachen, verbrüdern sich, trinken, wollen Spaß. Christina Steinhausen vertritt als Beigeordnete Landrätin Cornelia Weigand. Sie ruft sehr laut „Hallo, Mayschoß!“ und gleich auch noch an die Adresse der Gäste aus dem Karnevalsverein „Hallo, Kölle“. Der Gruß an Köln findet jubelnden Beifall auf dem Festplatz.
Steinhausen erklärt den Ortsfremden, Mayschoß sei einer der ältesten Weinorte an der Ahr. Sie hat auch ein Rezept gegen Frust. Man müsse nur hoch in die Weinberge, „und alles ist wieder gut“. Also fast. Natürlich mache der Wiederaufbau den Orten an der Ahr schwer zu schaffen.
Die Flut ist nicht vergessen
Der Mann von der Flutopferhilfe Bonn hat seinen Tisch neben der Bühne und schon viele Scheine in seiner durchsichtigen Spendenbox aus Plastik. Vor ihm auf der Straße stauen sich Busse, Motorräder und Cabrios.
Die Formalitäten sind vorbei. Das Feiervolk holt sich Crêpes, Spießbraten und Frühlingsrollen, genießt Federweißen, Weißburgunder oder Wasser. Es erklingt ein Hit der kölschen „Räuber“. Der enthält penible Tanzanweisungen. „Un dat jeiht: Oben, unten. links, rechts, vor, zurück, dreih'n, dreih'n, dreih'n, dreih'n …“ Die Kölnerinnen zeigen, wie es geht. Und die Menge wogt.
Der Linienbus Richtung Ahrbrück ist knallvoll. Auch in ihm wird wild weiter gefeiert. Mit Wein. Einige Wanderer gucken tadelnd und vergleichen auf dem Handy, wer heute mehr Schritte geschafft hat.