Benediktinerkloster am See
Maria Laachs Fastenpredigten gehen in die zweite Runde
Annette Schavan sprach über das Johannesevangelium unter dem Thema "Eine neue Quelle und eine andere Qualität".
Martin Ingenhoven

Die Mönche der Benediktinerabtei Maria Laach organisieren seit dem vergangenen Jahr zwischen Karneval und Ostern Fastenpredigten mit bekannten Persönlichkeiten aus Kultur und Politik. Nun kam etwa Annette Schavan zur Predigt nach Maria Laach.

Es gehört zur Tradition der Benediktinermönche der Abtei am Laacher See, jedermann zum Abendgebet, der Vesper, einzuladen. In den Wochen vor Ostern gehören nun auch sogenannte Fastenpredigten dazu. Das Konzept: An jedem Mittwoch zwischen Karneval und Ostern lädt das Kloster eine bedeutende Persönlichkeit aus Kultur und Politik ein, eine öffentliche Predigt im Rahmen der Vesper zu halten. Was im vergangenen Jahr begann, wird in dieser Fastenzeit fortgeführt, und zwar hochkarätig besetzt.

Im Anschluss andie Fastenpredigten findet ein gemeinsames Essen statt, bei dem die Prediger mit ihren Zuhörern ins Gespräch kommen. Mit auf dem Bild: Annette Schavan (2. von rechts) und Pater Philipp Meyer OSB (2. von links).
Martin Ingenhoven

Machte am Aschermittwoch Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (E KD) a. D., den Anfang , so trat am vergangenen Mittwoch Annette Schavan in die Kanzel von Maria Laach. Die ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung und deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, hatte sich eine Stelle aus dem Johannesevangelium ausgesucht, und entwickelte von dort aus ihre Vision eines Miteinanders und gegenseitigen Zuhörens. Hierzu beschrieb die Politikerin zunächst aktuelle Entwicklungen in Politik und Gesellschaft in deutlichen Worten. „Der Blick in die Welt zeigt mehr und mehr: Alle Zeichen stehen auf Konfrontation! Brückenbauer werden belächelt, man wirft ihnen Naivität vor. Die Suche nach Kompromissen wird als Hilflosigkeit und Uneindeutigkeit abgetan“, klagte Schavan. Doch dieses Verhalten schade uns allen.

In der Abtei Maria Laach geht die Reihe der Fastenpredigten in die zweite Runde. Eine bekannte Persönlichkeit aus Politik und Gesellschaft spricht im Rahmen der öffentlichen Vesper zu aktuellen Themen.
Martin Ingenhoven
„Der Blick in die Welt zeigt mehr und mehr: Alle Zeichen stehen auf Konfrontation! Brückenbauer werden belächelt, man wirft ihnen Naivität vor. Die Suche nach Kompromissen wird als Hilflosigkeit und Uneindeutigkeit abgetan.“
Annette Schavan

„Wenn Konfrontationen die Welt beherrschen, dann wird sie ärmer und unsicherer. Wenn Kompromisse verpönt sind, dann hört bald niemand mehr jemandem zu“, so die Politikerin weiter. Schavan, die als Leiterin des Begabtenförderungswerks der katholischen Kirche in Deutschland, Cusanuswerk, lange Jahre Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken war, setzte diesem wachsenden Egoismus die christliche Botschaft der Versöhnung entgegen. „Der Christ und die Christin sind Menschen, die an den Himmel glauben und die Erde lieben. Ihre Liebe zur Welt ist ein Glaube an Gott und ihre Liebe zu Gott ist ein Glaube an die Welt. Es ist ein Standpunkt, der die Welt verändert“, konstatierte die Katholikin. Insgesamt bewegte sich die Predigt der Ex-Ministerin zwischen tiefem, echten Glaubenszeugnis und schonungslosen Blick auf die Welt, die vor uns liegen könnte. Stoff, der vielen Zuhörern noch lange nachgehangen haben dürfte, und über den sich im Nachgang noch intensiv ausgetauscht wurde. Denn zur Tradition der Laacher Fastenpredigten gehört auch ein gemeinsames Essen, bei dem der Prediger der Vesper das direkte Gespräch mit seinen Zuhörern sucht.

Am nächsten Mittwoch, 19. März, spricht um 17.30 Uhr Domvikar Tim Sturm, Regens des Trierer Priesterseminars. Den Schlusspunkt der diesjährigen Fastenpredigten setzt am Mittwoch, 16. April, 17.30 Uhr, Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission.

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