Wer Tina Schmidt aus Altenburg begegnet, hat erst einmal nicht den Eindruck, dass sie drei Jahre nach der furchtbaren Nacht vom Juli 2021 und der Zeit danach besonders schwer an den Erinnerungen zu tragen hätte. Offen und fröhlich wirkt die junge Frau an diesem Abend. Und dennoch ist sie gekommen, um mehr über die Verarbeitung von Traumata, die die Naturkatastrophe in den Köpfen der Menschen angerichtet hat, zu erfahren.

Wie man sich verhalten solle, wenn man im Freundes- und Bekanntenkreis auf Menschen treffen würde, die offensichtlich noch immer Probleme damit hätten, das Erlebte zu verarbeiten – diese Frage hatte sie während der Podiumsdiskussion an die Experten gestellt. Die Antwort darauf, etwa, dass man auf das niederschwellige Gesprächsangebot des Traumahilfezentrums verweisen könne, hat ihr offenbar weitergeholfen.
„Das hat sich nicht bis ins obere Ahrtal herumgesprochen.“
Tina Schmidt, Altenburg
„Dass es dieses Hilfsangebot überhaupt gibt, wusste ich gar nicht“, sagt sie. „Das hat sich nicht bis ins obere Ahrtahl herumgesprochen.“ Überraschend – denn sie hat selbst lange Zeit im Helferstab in ihrem Heimatort Altenburg gearbeitet.
Ging es in den ersten Wochen nach der Sturzflut erst einmal darum, die zahlreich ins Ahrtal strömenden Helfertrupps sinnvoll im Dorf einzusetzen, gab es später auch manche psychologischen Angebote, etwa von Hilfsorganisationen wie den Maltesern oder der Caritas. „Das Problem dabei war, dass viele dieser Helfer Verbindungen in den Ort hatten oder aus dem erweiterten Bekanntenkreis stammten“, berichtet Tina Schmidt. „Da war die Hemmschwelle, sich mit den eigenen sehr privaten psychischen Problemen an diese Helfer zu wenden, für viele offenbar viel zu groß.“

Auch Kerstin Bartels aus Insul war das Traumhilfezentrum Ahrtal im St.-Lambertus-Haus in Lantershofen mit seinem Angebot bis jetzt nicht bekannt. „Als ich etwa ein Jahr nach der Flut immer mehr Probleme an mir bemerkte, mit dem Erlebten zurechtzukommen, hatte ich mir nach zähem Ringen ein Herz gefasst, und schließlich an der von Ehrwall’schen Klinik in Ahrweiler angerufen“, erzählt sie. Doch da habe man ihr gleich kurz und deutlich klargemacht, dass die selbst von der Flut schwer betroffene Klinik jetzt keine Patienten annehmen könne.
„Es hilft schon, zu spüren, dass man nicht allein ist.“
Kerstin Bartels, Insul
So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich selbst andere Hilfe zu suchen. Eine Zeit lang hatte sie an einer Gesprächsgruppe von Flutbetroffenen teilgenommen, doch diese hat sich dann nach einiger Zeit wieder aufgelöst. Inzwischen nimmt sie regelmäßig an einem anderen Gesprächskreis in Hönningen teil. „Es hilft schon, zu spüren, dass man nicht die Einzige ist, die mehr als drei Jahre nach der Flut noch große Probleme hat, alles hinter sich zu lassen und jetzt nur noch nach vorne zu schauen“, sagt sie. Auch dazu habe dieser Abend in Dümpelfeld beigetragen. Denn auch in vielen Köpfen und Herzen hat die Flut noch tiefe Spuren hinterlassen.