Dort sollen dort nach Auskunft der 4L Projekt GmbH und Co.KG aus Grafschaft-Gelsdorf, auf mehrere Häuser verteilt, ein komplettes Nahversorgungszentrum sowie knapp 50 Wohnungen aller Preissektoren entstehen. So hat zum Beispiel bereits vor einiger Zeit der Discounter Aldi-Süd Interesse gezeigt, dort eine neue Filiale zu eröffnen. Weiter im Gespräch sind ein DM-Drogeriemarkt, eine neue Apotheke und weitere Einzelhandelsgeschäfte. Das könnten Textil- oder auch Schuhfachmärkte sein. Das allerdings würde die Einzelhändler in der Haupt-, Post- und Telegrafenstraße nicht mit heller Freude erfüllen. Nun ist die Stadt am Zug. Und sie hat in der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Dienstag erstmalig in öffentlicher Sitzung reagiert.
Zur Diskussion standen eine Neufassung des am 21. März 2016 unter anderen Voraussetzungen beschlossenen Aufstellungsbeschlusses für ein notwendiges Bauleitverfahren sowie der Erlass einer Veränderungssperre für das künftige Plangebiet. Dies ist notwendig, damit die Stadt eine rechtliche Grundlage hat, um auch ihre eigenen Vorstellungen zum quasi neuen Stadtviertel gegenüber dem Investor durchsetzen zu können. Damit ist es diesem nicht allein überlassen, wie und was dort gebaut wird. Da dem Stadtrat wie in allen Verfahren das letzte Wort bleibt, hat der Ausschuss die Angelegenheit ausführlich beraten und dem Rat einstimmig empfohlen, entsprechend vorzugehen.
Das am 21. März 2016 vom Stadtrat beschlossene Bauleitverfahren für das Gelände stand in unmittelbarem Zusammenhang mit der Nutzungsaufgabe des Autohauses Löhr Automobile in der Hauptstraße 130. Aus stadtentwicklungspolitischer Sicht sollten die Grundstücke in Zentrumsnähe auch künftig einer standortgerechten Gewerbenutzung vorbehalten bleiben und nicht nur dem Wohnungsbau dienen. Gedacht wurde dabei an ein Entwicklungskonzept, das einen Elektronikmarkt, einen Getränkemarkt, einen Drogeriemarkt sowie gastronomische Nutzung in Verbindung mit Wohnungen beinhaltet. Doch alle bisherigen Vorhaben zerschlugen sich, bis jetzt die 4L Projekt GmbH und CO.KG das Gelände erwerben konnte. Doch deren Vorstellungen decken sich nicht in allen Punkten mit dem, was die Stadt einst plante. Deshalb soll der Bebauungsplan „Teilabschnitt Hauptstraße“ den neuen Zielen angepasst und der Einfluss der Stadt durch eine zwei Jahre gültige Veränderungssperre gesichert werden.
Bürgermeister Guido Orthen begründete das damit, dass das neue Zentrum in der Stadt nicht allein für sich stehe, sondern die größere Anzahl von Wohnungen bringe auch städtebauliche Spannungen mit sich, zum Beispiel notwendige Kitaplätze, Bedarf an sozialen Einrichtungen, Pkw-Stellplätze und natürlich auch verkehrstechnische Probleme. Die Einfahrt zum Einkaufszentrum sowie zu den Wohnungen muss von der Hauptstraße aus realisiert werden. Das bedeutet, dass auch an der an dieser Stelle nicht sehr breiten Straße größere Arbeiten, zum Beispiel Einrichtung einer Abbiegerspur, vorgenommen werden müssen. Auch die Ansiedlung neuer Fachgeschäfte muss mit Fingerspitzengefühl betrachtet werden, damit alteingesessene Betriebe nicht ihre Existenz verlieren. Die neuen Geschäfte sind jeweils im Erdgeschoss der Neubauten vorgesehen, in weiteren Geschossen darüber die Wohnungen.
Wie der Geschäftsführer der 4L Projekt GmbH, Tobias Lanzerath, im Gespräch mit der RZ erklärte, würde man lieber heute als morgen mit dem Bau beginnen. Er rechnet mit einer Bauzeit von 24 Monaten. Man wolle in der Stadtmitte einen architektonisch ansprechenden Fußabdruck hinterlassen und die städtebaulichen Ziele der Kreisstadt einhalten. Das bedeutet: Es sollen ökologisch sinnvolle Lösungen umgesetzt werden, wie zum Beispiel Dachbegrünung oder Fernwärmebezug von den Ahrtal-Werken. Trotzdem sollen die Mieten bezahlbar bleiben. Alle diese Vorstellungen müssen nun mit denen der Stadt in Einklang gebracht werden.