Nach dem für Rheinland-Pfalz geplanten neuen Landesfeuerwehrgesetz sollen auf Wunsch vier weitere aktive Jahre möglich sein. Die Landesregierung in Mainz möchte Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehren ermöglichen, bis zum Alter von 67 Jahren im Einsatz zu bleiben, und will das auch versicherungstechnisch abdecken. Durch diese Regelung soll die Dienstzeit an das steigende gesetzliche Rentenalter angepasst werden, was in mancher Kommune auch gegen die herrschende Personalnot hilft. Ziel ist es allerdings nicht, dass jemand mit 67 noch am Strahlrohr steht oder unter Vollschutz ins Brandgeschehen eingreift.
Die Verantwortlichen der Feuerwehr im Kreis Ahrweiler beurteilen die mögliche Dienstzeitverlängerung durchaus zwiespältig. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht es zum Beispiel Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) Michael Zimmermann. „Die 65-Jährigen sind heute die neuen 35-Jährigen. Sie sind überwiegend fit, auch für einen schwereren Einsatz. Und wenn nicht, gibt es genügend Aufgaben, bei deren Bewältigung ihre Erfahrung von Nutzen ist. Deshalb ist es begrüßenswert, dass sie auf Wunsch nun bis 67 aktiv sein können“, so Zimmermann. Er möchte auch keinen 66-Jährigen vergraulen, der sich den aktiven Dienst noch zutraut. Sie könnten in der Versorgung bei Einsätzen zum Einsatz kommen oder bei der Pflege der Ausrüstung mithelfen.
So sieht das auch Zugführer Richard Lindner aus Bad Neuenahr als Mann, der stets ganz vorn am Einsatzort dabei ist. „Direkt an der vordersten Front sollten dann doch die Jüngeren stehen. Ein 67-Jähriger in der Einsatzzentrale am Funkgerät könnte dagegen eine große Hilfe sein.“ Lindner weist darauf hin, dass Feuerwehrleute ja nicht bis zu 67 Jahren aktiv sein müssen. Wenn sie körperlich nicht mehr auf der Höhe oder in anderer Form gehandicapt sind, könnten sie jederzeit ihren Dienst quittieren. „Wir reden schließlich über einen freiwilligen Dienst“, betont der Kreisfeuerwehrinspekteur.
Grundsätzlich stehe aber fest, dass die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren im Kreis Ahrweiler nicht wirklich davon abhängig sei, ob Aktive mit 63, 65 oder 67 aus dem aktiven Dienst ausscheiden. So kann Zimmermann bestätigen, dass die Tagesverfügbarkeit der Feuerwehrleute gesichert ist und die Hilfe auch kommt, wenn sie angefordert wird. Zudem lösten die Älteren, die fit sind und sich dieser Belastung noch stellen wollen, nicht das eigentliche Problem der Feuerwehren: die allgemeine Anerkennung ihres Dienstes sowie die in einzelnen Regionen des Landes oft problematische Nachwuchsgewinnung. Die erste Frage müsse sein, wie man den Feuerwehrdienst insgesamt interessanter und attraktiver machen und die allgemeine Bereitschaft zum Mitmachen steigern kann. Stichwort: Ehrensold oder Ehrenamtskarte. Auch das würde man irgendwie finanziert können, wenn man nur wolle.
Bei der Nachwuchsgewinnung sei die Feuerwehr im Kreis Ahrweiler gut aufgestellt und besser dran als die Wehren anderswo. 30 Jugendfeuerwehren und eine Bambini-Feuerwehr für Kinder ab sechs Jahren in Brohl-Lützing hätten bisher konstant für Nachwuchs gesorgt. „Wir haben eine tolle Technik zu bieten, und das hat eine große Anziehungskraft“, weiß Zugführer Lindner. „Aber wie sieht das in zehn Jahren aus?“, fragt der Kreisfeuerwehrinspekteur.
In Bad Neuenahr-Ahrweiler etwa gebe es keine Jugendfeuerwehr. Es gab mal eine in Ramersbach, aber da ruht inzwischen der Betrieb. So wäre auf längere Sicht durch Dienstzeitverlängerung bis 67 tatsächlich eine Entlastung zu erreichen. Stadtwehrleiter Markus Mandt aus Bad Neuenahr-Ahrweiler sieht das ebenso. „Alles hat zwei Seiten. Vernünftig umgesetzt, könnte das neue Gesetz durchaus von Vorteil sein“, so Mandt.