Mithilfe von Neumen und Hufnagelnotation versuchte der Organist und Lehrer Johannes Rothaar zwischen 1717 und 1727 die in Ahrweiler gängigen liturgischen Vollzüge zu verschriftlichen. Dabei sind mehrere Handschriften entstanden, die Joseph Stick lange vor eine Herausforderung stellten: „Die besondere Schwierigkeit bestand bislang in der technischen Unmöglichkeit, insbesondere des Tintenfraßes Herr zu werden.“
Zunächst mussten schadhafte Stellen gesichtet werden
Vor einigen Jahren übernahm Joseph Stick die Archivarbeit der Pfarrei. Seine Vorgänger hatten begonnen, sämtliche Quellen zu archivieren und, sofern sie auf Latein abgefasst waren, zu übersetzen. Von ihnen beiden war die Restaurierung des Ahrweiler Buchschatzes angestoßen worden.
Die Restaurierung eines Buches ist aufwendig – Bettina Rütten und Antje Brauns von der Papierrestaurierungswerkstatt des Archivberatungs- und Fortbildungszentrums (LVR) in Pulheim erläuterten den chemischen Vorgang. Zunächst werden schadhafte Stellen gesichtet, dann folgen Tests zur Farbstabilität; es schließen sich die Papierfestigung und -ergänzung an.
Willi Busch legte vor 15 Jahren Grundstein für Restaurierung
Die Restaurierungsarbeiten enden mit der Neuheftung und der Einbandrestaurierung. Insgesamt stecken mehrere Jahre Arbeit in der Restaurierung des Buches. Die Verantwortlichen dankten in diesem Zusammenhang insbesondere Sr. Dorothea und Sr. Placida der Benediktinerinnenabtei in Rüdesheim sowie der Restauratorin Maren Dümmler aus Neuwied. Ebenso galt der Dank Willi Busch, der als Vorsitzender des Verwaltungsrates vor 15 Jahren den Grundstein für die Restaurierung gelegt habe, und Dr. Kühn, der die Restaurierung und die Buchausstellung 2018 maßgeblich unterstützte. Weitere Unterstützung habe das Projekt durch die KSK Ahrweiler, die Volksbank RheinAhrEifel, den Lions und Rotary Club und den Heimatverein Alt-Ahrweiler erfahren, so die Restauratoren.
Wo es sich vordergründig um Gesangbücher handelt, gehe es im Wesentlichen um die Rekonstruktion der Ahrweiler Stadtgeschichte, erklären die Experten. Denn die vorgestellten Werke strukturierten und bezeugten das kirchliche und öffentliche Leben der Stadt im Spätmittelalter. Daher verwundere es kaum, dass die Erforschung (spät-)mittelalterlicher Gottesdienstbücher die interdisziplinäre Forschung seit einigen Jahren beschäftige. „Zu dieser Erforschung leisten Joseph Stick und benannte Unterstützer einen kaum zu messenden Beitrag“, lobten Rütten und Brauns abschließend. red