27 Jahre lang sind Knut und Dirk Vanmarcke alias die Familie Malente inzwischen ein Paar, haben gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt und mit ihren bunten Revuen in Kleinkunsthallen und auf Kreuzfahrtschiffen gleichermaßen für Stimmung gesorgt, bevor sie sich zunächst in Bonn und jetzt in Pützchen mit ihrem Spiegelzelt niedergelassen haben. Nun blicken die beiden in ihrer neuen Show „Altliedersammlung“ auf all die Schlager, Pop-Songs und Chansons zurück, die sie in dieser Zeit begleitet haben, plaudern dazu aus dem Nähkästchen und geben einige sehr private Geschichten preis. Es geht um graue Haare und kleine Wehwehchen, um Verlorenes und Gefundenes, um Glücksmomente und natürlich um die Liebe. Eine reizvolle Mischung. Zumindest meistens.
Künstler lassen sich Solo-Zeit
Erstaunlicherweise haben die Malentes längst nicht alle Songs als Duette geplant, sondern jedem von ihnen ausreichend Solo-Zeit zugestanden. Dirk darf sich eher über das Alter ausmachen, darf vom alten Wolf singen, vom Verfall und von der Vergesslichkeit (immerhin, Pe Werners „Herbstzeitlos“ präsentieren sie gemeinsam), während Dirk zwischen Nostalgie und Keckheit schwankt, mal wie Dalida an einen jungen Liebhaber denkt und dann wieder an Hamburg denkt, die Stadt, in der sich die beiden kennengelernt haben und die für immer in ihrem Herzen sein wird.
Dass die beiden hervorragend singen können, ist weder ein Geheimnis noch eine Überraschung. Tatsächlich sind einige der eindrucksvollsten und bewegendsten Momente Darbietungen ohne die bessere Hälfte. Wunderbar etwa, wie Knut der unsterblichen „Rinnsteinprinzessin“ Leben einhaucht und die Nummer zwar nicht so verletzlich wie Tim Fischer präsentiert, ihr mit der ihm eigenen Kraft und Dynamik mehr als gerecht wird.
Nicht alle Nummern sind Glücksgriffe
Ob das mit der vorherigen Geschichte zu tun hat, in der Knut von einer guten Freundin erzählt hat, die in die Prostitution abgerutscht sei und die er nicht retten konnte? Wie dem auch sei, dieser Beitrag ist ein Genuss, ebenso wie Dirks Interpretation von Udo Jürgens’ „Der gekaufte Drache“, mit vollem Pathos und trotzdem auf dem Punkt. Und wie gut selbst Tokio Hotel klingen kann, beweisen die Malentes wahrlich meisterhaft.
Aber: Nicht alle Nummern erweisen sich als Glücksgriff. Vor allem die beiden fürchterlich kitschigen Lieder von Cindy & Bert („Mach es mir nicht so schwer“ und „Hallo Herr Nachbar“) und das ordinäre „Libido-Medley“ mit zotigen Zeilen a la „Schlabber-labber-Sack“ wären echt nicht nötig gewesen, auch wenn das Publikum bei der Premiere vor Lachen kaum noch Luft bekommt.
Anekdoten bringen Künstler dem Publikum nahe
Doch zum Glück sind derartige Momente Ausnahmen, es dominieren mitunter leicht alberne, oft aber auch einfach berührende Stücke, die Philipp Polzin am Klavier virtuos gestaltet (für alles andere – bis auf ein E-Gitarren-Solo von Ton-Techniker Jim Taubitz – muss ein Playback herhalten). Die diversen Anekdoten aus ihren gemeinsamen Jahren, vom flämischen Großvater Knuts bis zum heimlichen Kinderwunsch Dirks, bringen die beiden Künstler dem Publikum dabei besonders nah, insbesondere dann, wenn die Geschichten nicht allzu gekünstelt wirken.
Das gilt vor allem, wenn sich die beiden auf der Bühne ihre Liebe gestehen, oft nur mit kleinen Gesten und einem Lächeln, aber das reicht in den meisten Fällen. Zumindest was das angeht, ist die „Altliedersammlung“ tatsächlich die persönlichste Show in der Malente-Geschichte.
Die „Altliedersammlung“ läuft noch bis zum 11. Mai in Malentes Theater-Palast. Tickets sowie weitere Informationen erhalten Sie unter www.theaterpalast.de.