Bad Neuenahr
Lichtblick in der Poststraße: Britisches Flair nach Bad Neuenahr geholt
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Gastwirt Simon Templeton (rechts) und Koch Bartosch Baranowski mit der Bratpfanne in der Hand (links) haben sich für die Zukunft viel vorgenommen. Doch bis die Poststraße in Bad Neuenahr endgültig fertig ist, haben sie wohl noch eine Durststrecke vor sich. Foto: Jochen Tarrach

Der südliche Teil der Poststraße ist schon seit Monaten eine einzige Baustelle und wird es auch noch über Monate hinaus sein. Das Geschäftsleben in diesem Teil der Bad-Neuenahrer Fußgängerzone ist nahezu völlig zum Erliegen gekommen. Und doch gibt es Lichtblicke, mutige Unternehmer, die auch in schwierigen Zeiten nach vorn blicken und nicht gleich den Kopf in den Sand stecken.

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Simon Templeton und seine Eherfrau Nadine sind solche Optimisten. Zum 1. Juli haben sie sich mitten im Baustellendurcheinander ihren Lebenstraum erfüllt und ihre Gaststätte Templeton eröffnet. Sie wohnen mit der Familie im Neubaugebiet von Heppingen und gehören zu den Opfern der Flut. Mühsam haben sie ihr Haus wiederaufgebaut und begeben sich nun mit viel Mut in ein völlig anderes, neues Abenteuer.

Warum der Start in Baustellenumgebung?

Warum eine solche Investition mitten in eine Baustelle hinein? Diese Frage stellt sich. Doch Simon Templeton ist davon überzeugt, dass das genau hier, nur rund 50 Meter vom Platz an der Linde entfernt, in wenigen Monaten nach Bauende eine tolle Lage sein wird. Und er möchte der Erste sein, der die Stadt sinnbildlich an dieser Stelle wieder bunt macht.

Früher, vor der Flut, waren in diesen Räumen ein Friseursalon und die kleine Kneipe Ahrstübchen beheimatet. Beide wurden nun zusammengelegt und ergeben das Templeton mit rund 70 Innenplätzen. Bei gutem Wetter gibt es weitere 30 Sitzmöglichkeiten vor der Tür, derzeit als Außenbereich noch gekennzeichnet durch eine grüne Filzmatte auf dem Straßenschotter.

Genau hier, nur rund 50 Meter vom Platz an der Linde entfernt, wird es in wenigen Monaten nach Fertigstellung der Poststraße eine tolle Lage sein und ich möchte der Erste sein, der die Stadt sinnbildlich wieder bunt macht.“

Gastwirt Simon Templeton schaut trotz Baustelle von seinem Haus optimistisch in die Zukunft

Schon der Name verrät, dass es hier britisch zugeht. So ist es auch kein Wunder, dass direkt am Eingang ein großes Bild von König Charles III. die Besucher begrüßt. Wirt Simon Templeton ist 1986 in Bonn geboren und Deutscher, aber der Vater war lupenreiner Brite, deshalb sollte der Name der Gaststätte auch gleich auf die entsprechende Ausrichtung hinweisen. Klar, beim Endspiel der Fußball-Europameisterschaft schlug sein Herz natürlich auf englischer Seite. Fußball wird im Templeton überhaupt groß geschrieben. Auf einem riesigen Fernseher soll über entsprechende Sender die Bundesliga live übertragen werden. „Das wird hoffentlich die Patienten der Kurkliniken interessieren“, hofft er.

Koch wird noch gesucht

Natürlich wird auch die gute regionale deutsche Küche gereicht. Bisher gehören zwei Köche zum Team, aber es wird dringend noch ein dritter Koch gesucht, denn die Gaststätte soll rund um die Woche täglich geöffnet sein, und da braucht man eben genug Personal. Neben einem Kölsch und weiteren Bieren gibt es auch ein in Prag gebrautes Staropramer. Englisches Bier? Fehlanzeige. Der Import sei zu schwierig. Der Brexit lässt grüßen.

Die Gastronomie ist dem neuen Gastwirt nicht fremd. Er ist gelernter Restaurantfachmann und hat bereits als Restaurantleiter im Seta-Hotel sowie in der Villa Sibilla berufliche Erfahrungen gesammelt. „Die Selbstständigkeit war schon immer mein Traum“, sagt er. So hat er sich lange auf den Eröffnungstag vorbereitet und über Monate hinweg an der Einrichtung gebastelt und viele gebrauchte Einzelstücke aus dem Internet gesammelt. „Der große Spiegel stammt aus einer Kneipe in Karlsruhe, die Lampen sind zum großen Teil selbst gebaut, und auch die blanke Theke hat teilweise schon anderswo ihre Dienste getan und wurde von einem Schreiner aus Waldorf vervollständigt“, so Templeton. Ein aus einem Wagenrad gebauter Tisch stammt aus Münster.

Ein bisschen London an der Ahr

Viel geholfen mit seiner Handwerkskunst hat auch Freund und Koch Bartosch Bararnowski. Obwohl nun fast keine neuen Einrichtungsgegenstände zu finden sind, ist alles gut aufgearbeitet, macht einen nagelneuen Eindruck und ist geschmackvoll zusammengestellt. So ist eine total urige Gaststätte herausgekommen, wie man sie auch mitten in London finden könnte. In den ersten Tagen seit der Eröffnung haben sich schon zahlreiche Gäste von der Schotterstrecke vor dem Haus nicht abschrecken lassen und das Templeton besucht. „Eine Kneipe zieht immer, und das Templeton ist eine echte Bereicherung für Bad Neuenahr“, so einer der ersten Gäste.

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