„Das Publikum ist interessiert und motiviert, hier sind viele Leute, die wirklich das Buch noch zu schätzen wissen“, meinte etwa eine Standbetreiberin aus Andernach, die qualitätsvollen Lesestoff unterschiedlicher Epochen zu günstigen Preisen bereithielt. Das konnte auch Ursula Fuhrmann aus Niederzissen bestätigen, die mit ihrem Mann Reinhard fündig geworden ist. „Als ich gestern im Bekanntenkreis sagte, dass ich heute zum Bücherherbst möchte, bin ich groß angeschaut worden, verbunden mit der Frage, wer liest denn heute noch Bücher?“, sagt sie. „Ich bin doch überrascht, das hier gefunden zu haben. Ich habe hier einen Bildband aus den 50er-Jahren über Frankreich gefunden, von dem ich schon einen anderen besitze“, sagte ihr Ehemann Reinhard glücklich.
Der rege Publikumsbesuch unterstrich ihre Aussagen. Dick bepackt mit vollen Taschen, Rucksäcken oder Einkaufstrollies und mit einem zufriedenen Lächeln machten sich Leseratten wieder auf den Heimweg oder zu ihrem Fahrzeug, um abzuladen und eine erneute Runde über den Platz zu drehen. „Was mir sehr gefällt, ist zum einen das Arrangement der Stände, zum anderen aber auch die musikalische Untermalung, das hat Stil“, urteilte Wolfgang Proft, ehemals Leiter des Remagener Kulturamts. Das Repertoire der beiden Musiker Robert Starkmeth und Roland Klein von der Band Zores und Bagaasch, die sich neben der Vinothek der Lesezeit platziert hatten, bot ein breites Spektrum von Buena Vista Social Club über Beatles, Klezmermusik oder Arrangements der Sinti und Roma.
Vollkommen zufrieden zog David Huth mit Frau Jessica von dannen, die einen tollen Adventskalender und zwei Schinken als Weihnachtsgeschenke gefunden hatten. Überaus glücklich war auch Ralf Pütz, als er neben einem Bildband von Remagener Ansichten eine Erstauflage von Brehms Tierleben sein Eigen nennen konnte. Völlig begeistert zeigte sich auch ein Lesebegeisterter Weiberner, der mit einem Wälzer aus der DDR über alte amerikanische Western eine echte Kuriosität gefunden hatte. Gabi Auberle aus Bonn hatte sich schon im vergangenen Jahr ein Bild von der Veranstaltung gemacht. „Ich wollte sehen, ob es sich lohnt, die Anfahrt in Kauf zu nehmen, und das tut es auf jeden Fall“, urteilte die Frau, die mit ihrem Stand ausschließlich mit Lesenswertem rund um die Katze einen Ausnahmestand aufgestellt hatte. Jeder eingenommene Euro geht an ihren Verein Straßenkatzen Bonn-Rhein-Sieg. Was wie geschnitten Brot gingen etwa Bücher über veganes Kochen weg, der Trend scheint weiter umzugehen. Doch auch Jubiläumsdrucke von Gutenberg, legendäre Comics oder Langspielplatten, Spiele und Puzzle waren zu haben.
Inmitten der Stände hatte die Abiturklasse des Rhein-Gymnasiums einen Stand mit Speisen und Getränken aufgebaut. Die Nachhaltigkeits-AG bot eine Kleidertauschbörse an, und die Fair-Trade-Gruppe hatte sich Italien, dem Gastland der Frankfurter Buchmesse, gewidmet. Sie boten unter dem Motto „Legal und lecker“ italienische Feinkost und Weine „von befreitem Mafialand“ an. Was das bedeutet, erklärte Renate Adams: „Die Produkte werden von Kooperativen auf dem Land erzeugt, die von den Einflüssen der Mafia befreit wurden und die jungen Menschen eine Alternative anbieten, damit sie nicht zur Mafia müssen.“ Die Produkte werden nun auch im Eine-Welt-Laden im Remagener evangelischen Gemeindehaus und in der Lesezeit angeboten.
Der Bücherherbst wurde im Jahr 2001 von dem verstorbenen Buchhändler Benno Schneider ins Leben gerufen und bietet auch Autoren eine Plattform. Dieses Mal war der aus Sinzig stammende „Die drei ???”-Autor Andreas Ruch zu einer Signierstunde in die Buchhandlung Lesezeit.