Fast vier Jahre nach der Flut
Lebenshilfe hat ein Grundstück in Sinzig gefunden
Andrea Münz und Nick Becker vom Bewohnerbeirat der Lebenshilfe sind voller Freude, nachdem sie erfuhren, dass nun endlich ein Grundstück für das neue Lebenshilfehaus gekauft wurde.
Judith Schumacher

Die Ausdorfer Straße wird es nicht. Dort war in den vergangenen Jahren immer wieder der Standort für das neue Sinziger Lebenshilfehaus angedacht worden. Jetzt ist klar: Die Lebenshilfe zieht woanders hin. 

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Was lange währt, wird endlich gut: Fast vier Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, bei der im ehemaligen Lebenshilfehaus in der Sinziger Pestalozzistraße zwölf Bewohner ertranken, hat sich nun endlich ein Grundstück für einen Neubau gefunden. Es hat eine Fläche von rund 1600 Quadratmetern, liegt im Sanierungsgebiet der inneren Kernstadt an der Ecke Renngasse/Münzgasse und in unmittelbarer Nachbarschaft des Johanniter-Seniorenwohnheims.

Ursprünglich angedachter Standort ist vom Tisch

„Wir haben es soeben erworben. Der Kaufvertrag ist unterschrieben“, teilte der Kreisvorsitzende der Lebenshilfe Ulrich van Bebber bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sinzigs Altbürgermeister Norbert Hesch und Lebenshilfe-Geschäftsführer Hans-Christian Seifert im Wohnheim der Lebenshilfe am Sinziger Kaiserparkplatz mit. „Wir säßen jetzt nicht hier, wenn Norbert Hesch uns hierbei nicht so unterstützt hätte. Er hatte in seiner Amtszeit schon den Bau des alten Lebenshilfehauses angestoßen und nun auch den des neuen“, zeigte sich van Bebber dankbar. Der ursprünglich vorgesehene Standort in der Ausdorfer Straße ist damit endgültig vom Tisch.

Das neue 1600 Quadratmeter große Grundstück liegt an der Ecke Renngasse/Münzgasse in unmittelbarer Nachbarschaft des Johanniter-Seniorenwohnheims.
Judith Schumacher

Nachbarn hatten Bedenken geäußert

Hier gab es im Vorfeld Bedenken aus der Nachbarschaft, wie sich die Ansiedlung des geplanten viergeschossigen Bauwerks mit 24 Wohneinheiten auswirken würde. Auch eine Demonstration mit Teilnehmern der Lebenshilfe, die sich für eine bunte Gesellschaft in Sinzig eingesetzt hatten, war in diesem Zusammenhang durch die Kernstadt gezogen.

Wir haben die Pläne angepasst, sind aber letztlich zu keinem Ergebnis gekommen.“
Ulrich van Bebber zum ursprünglich angedachten Standort

„Immer wieder gab es seit dem Herbst Gespräche mit Anliegern. Da ging es um Verschattung, Lärm und auch emotionale Belastung. Wir haben die Pläne angepasst, sind aber letztlich zu keinem Ergebnis gekommen. Die Bauaufsicht des Kreises hatte uns die Genehmigungsfähigkeit in Aussicht gestellt, wenn wir die erforderliche Zustimmung erhalten würden, die wir uns jedoch nicht erarbeiten konnten. Das war eine bittere Enttäuschung. Gerade, weil wir so viel Herzblut investiert hatten“, stellte van Bebber fest.

Nach der Flutkatastrophe wurden die überlebenden Bewohner des Lebenshilfehauses zum Teil im ehemaligen Hotel Düsseldorfer Hof in Rolandseck sowie in der teilsanierten ehemaligen Seniorenresidenz Hohenleimbach untergebracht. „Nun können sie sich auf ihr neues Zuhause freuen, dass dann endlich wieder in Sinzig sein wird“, so van Bebber.

Zahlreiche Grundstücke standen in der Diskussion

In den vergangenen drei Jahren hatte die Lebenshilfe laut dem Kreisvorsitzenden mehr als 30 Grundstücke auf die Umsetzungsmöglichkeit des Bauprojekts hin untersucht. Auf dem jetzt erworbenen Grundstück befinden sich mehrere, teils leer stehende Gebäude, die abgerissen werden müssen. „Für den Bereich gibt es keinen Bebauungsplan, hier gilt der Paragraf 34 des Baugesetzbuches, der eine Art Planersatz darstellt. Hier ist das sogenannte Einfügungsgebot zu beachten“, erläuterte Altbürgermeister Hesch die Rahmenbedingungen.

„Das neue Lebenshilfehaus wird ein großer und wichtiger Beitrag zum städtebaulichen Gesamtzustand sein.“
Sinzigs Altbürgermeister Norbert Hesch

Noch hat die Lebenshilfe keinen Architekten für das Projekt. „Wir werden versuchen, möglichst viele Eckdaten des Plans, der für die Ausdorfer Straße entwickelt wurde, mit zu übernehmen. Doch die Topografie ist eine andere“, betonte van Bebber.

Norbert Hesch ergänzt: „Wir werden uns dort freier bewegen können. Was die Geschossigkeit angeht, so würde das in der Nachbarschaft liegende Johanniterhaus als Referenzobjekt dienen. Dessen Betreiber haben uns schon zugesichert, dass wir dort sehr willkommen sind. Das neue Lebenshilfehaus wird ein großer und wichtiger Beitrag zum städtebaulichen Gesamtzustand sein.“

Stadt stellt zeitnahe Genehmigung in Aussicht

„Die Stadt Sinzig mit Bürgermeister Andreas Geron hat uns unabhängig davon, wo das Wohnprojekt gebaut wird, ihre Unterstützung zugesichert und uns zeitnah eine Genehmigung in Aussicht gestellt“, stellte van Bebber erleichtert fest. Zuversichtlich ist er auch, dass das Millionenprojekt Fördergelder aus dem Wiederaufbaufonds erhalten wird. „Wir gehen von einer reinen Bauzeit von rund 24 Monaten aus. Wenn alles nach Plan verläuft, hoffen wir, spätestens Anfang 2028 einziehen zu können. Das wären mehr als sieben Jahre nach der Flut“, so van Bebber.

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