Scharfe Kritik am Verhalten und der „umweltpolitischen Auflagenflut“ der Umweltminister in Bund und Ländern haben führende Vertreter der Bauern und Winzer aus der Region am Mittwochmittag auf einer Kundgebung in Dernau geübt. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, unterstützt vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband, hatte die Umweltministerkonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke sowie den Ministern auf Bundesländerebene in Bad Neuenahr zum Anlass genommen, um unter dem Titel „Wolfspopulationen regulieren, Pflanzen fachgerecht schützen, Kulturlandschaft erhalten“ die eigenen Positionen und Protest gegen aktuelle Entscheidungen zu formulieren. Rund 150 Teilnehmer waren unter anderem mit gut 50 Traktoren mit AW-, SU- und EU-Kennzeichen nach Dernau gekommen.

Ausführliche Gespräche mit Politikern fehlen
Franz-Josef Schäfer vom gastgebenden Bauern-und Winzerverband Ahrweiler kritisierte in der Begrüßung, dass es trotz Anfragen bereits vor Wochen zu keinem ausführlichen Gespräch der Bauern-Vertreter mit Bundesministerin Steffi Lemke und Landesministerin Katrin Eder (beide Grüne), die zudem als Rednerin eingeladen war, gekommen sei. Man wolle das Weltklima retten, habe aber für die Bauern “vor der Haustür„ nur ein Zeitfenster von 15 Minuten im Bad Neuenahrer Tagungshotel.

“Unsere Belange werden ignoriert„, sagte Marco Weber, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau, und ergänzte unter zustimmendem Applaus, dass die Bauern “startbereit„ seien, wie Anfang des Jahres auf die Straße zu gehen. Von einer “Unverschämtheit„ und einer “Verunglimpfung der Landwirtschaft„ sprach Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbands, weil das Funktionärtstrio nur in einer kurzen Visite im Hotel eine Resolution habe überreichen können. Es wäre zu überlegen, den Bus der Minister auf der geplanten Tour durchs Ahrtal zu blockieren, um ins Gespräch zu kommen.

Schäfer spricht sich gegen die Reduktionsziele des europäischen „Green Deal“
Der Ahrweiler Bauernchef Franz-Josef Schäfer kritisierte, dass der Hochwasserschutz an der Ahr zulasten der Winzer gehe. Zehn Hektar Rebfläche seien verloren, und die Flurbereinigung sowie eine Wiederbestockung komme nicht voran. “Ein kritischer Präsident ist nicht erwünscht„, sagte Schäfer dazu, dass der Ahrweiler Weinbaupräsident Hubert Pauly nicht in die “Expertenblase„ der Planungsgremien eingeladen sei. “Mehr Kommunikation mit den Grundeigentümern„ forderte Marco Weber. Im wettermäßig schlechten Jahr 2024 wären ohne Pflanzenschutzmaßnahmen die Ernten noch schlechter ausgefallen und die Existenzen der Weinbauern noch stärker gefährdet, sagte Franz-Josef Schäfer und sprach sich gegen die Reduktionsziele des europäischen „Green Deal“ aus.
Auch der Abschuss von verhaltensauffälligen Wölfen war Thema
“Unter den Weidetierhaltern geht die Angst um„, sagte Schäfer zur Forderung der Bauern nach der Möglichkeit des Abschusses von „verhaltensauffälligen“ Wölfen. 13 Dammwildtiere in Spessart und zwei Schafe in Lind seien vom Wolf gerissen worden. Aktuell gebe es eine Sichtung in Remagen. Die Gefährdungslage wachse. Den “urbanen Menschen aus Berlin Mitte„, mit denen er Bundespolitiker meinte, empfahl er, sich an Schweden zu orientieren, wo Wolfspopulation und der Abschuss klar geregelt seien.

Die Ministerin habe dem Abschuss des Wolfes mit der Kennung GW1896m, dem Nutztiertötungen im Westerwald und im Sieg-Kreis nachgewiesen wurden, zugestimmt, berichtete Marco Weber und sprach von einem “Armutszeugnis der Bürokratie„, dass die Freigabe erst jetzt erfolge. Sobald ein Wolf auffällig sei, müsse die “Entnahme„ möglich sein, so Weber.
Das unterstrich Bernhard Conzen. Es sei gut, dass “die Ampel im Bund zu Ende gegangen ist„, befand er und sprach davon, dass “die grüne Ideologie im Pflanzenschutz„ die Existenz- und Ernährungsgrundlage gefährde. Eine weitere “Ökologisierung" der bundesdeutschen Landwirtschaft werde sie zerstören. Er hoffe, dass die Gesellschaft mehr und mehr sehe, welche Gefahr bestehe und entsprechend wähle. Die neu zu wählende Bundesregierung müsse umsteuern, hatte auch Schäfer gefordert.