Durch das eindringende Wasser und die dadurch zunehmenden Kräfte waren die Festmachdrähte eines zweiten Fahrgastschiffes gerissen, der „Schloss Engers“, die neben der „Carmen Sylva“ lag. Die „Schloss Engers“ trieb durch das Hafenbecken und musste von der alarmierten Feuerwehr geborgen werden. Anschließend konnte sie an einem neuen Liegeplatz gesichert werden. Aus welchem Grund die „Carmen Sylva“ leckschlug und sank, ist nach Auskunft der Wasserschutzpolizei noch unklar.
Um die beiden Schiffe des Neuwieder Eigners Jürgen Collée hatte es in den vergangenen Jahren einigen Wirbel gegeben. Die „Carmen Sylva“ hatte zusammen mit der „Schloss Engers“ lange ungenutzt am Ufer der Deichstadt gelegen. Als das dortige Rheinufer umgestaltet werden sollte, waren die beiden Schiffe im Weg. Sie sollten samt der dazugehörigen Steiger an anderer Stelle festgemacht werden. Dem widersetzte sich der Eigner allerdings standhaft, und so entspann sich ein jahrelanger Rechtstreit. Dieser endete vorerst mit einer Zwangsräumung des Neuwieder Ufers im Dezember 2021. Die beiden Schiffe wurden in den Hafen von Brohl-Lützing geschleppt und dort vertäut.
Jürgen Collée traut der ganzen Sache nicht, auch wenn er an den havarierten Fahrgastschiffen nach eigener Aussage keine Aktien mehr hält. „Wie die ,Carmen Sylva‘ innerhalb von nur zwei Stunden absaufen konnte, ist mir ein großes Rätsel. Der Boden des Schiffes war jedenfalls vollkommen in Ordnung“, sagt der ehemalige Eigner der beiden Schiffe, die von der Sparkasse Neuwied gepfändet und in Abstimmung mit dem Amtsgericht Sinzig im Dezember 2021 nach Brohl-Lützing geschleppt worden waren. Als die „Carmen Sylva“ unterging, war die „Schloss Engers“ laut Collée noch am Schwesterschiff festgemacht: „Gott sei Dank hat sich die ,Schloss Engers‘ losgerissen, sonst wäre der Schaden noch größer.“
Ist das Schiff versichert?
Davon abgesehen, fragt sich Collée, ob die Sparkasse die Schiffe versichert hat. Falls nicht, so behauptet er, hätte die Bank ein Problem: „So eine Bergung kann schnell mal Kosten von einer halben Million Euro mit sich bringen.“ Dabei muss man wissen, dass beide Schiffe im April versteigert werden sollen. Den Termin hat Jürgen Collée vorgemerkt, und er berichtet von einem zurückliegenden Ereignis, was ihn damals – ebenso wie die Havarie jetzt – verwundert hat. „Als ich 2017 mit den Schiffen am Neuwieder Rheinufer umziehen sollte, sind drei Pontons aus unerfindlichen Gründen abgesoffen.“
Übrigens: Das letzte Mal Fährgäste transportiert hätten die Schiffe 2019, „also vor der Corona-Pandemie, mit der die Probleme erst richtig anfingen“, sagt Collée.
Versteigerungstermin im April
Mit der Zwangsversteigerung vor dem zuständigen Amtsgericht Sinzig hätte das Kapitel der beiden Schiffe im Brohler Hafen eigentlich beendet werden sollen. Für den 21. April war ein Termin angesetzt: Der Verkehrswert der „Carmen Sylva“ war demnach auf 35.000 Euro festgelegt. Für die „Schloss Engers“ lag der Verkehrswert fast dreimal so hoch, bei 110.000 Euro.
Nun muss erst einmal geklärt werden, wie eine Bergung des havarierten Schiffes ablaufen kann und wer für die Kosten aufkommt. Laut Auskunft eines Sprechers der Wasserschutzpolizei hatten sich bereits am Mittwochvormittag Vertreter der Kriminalpolizei und des Amtsgerichts ein Bild von der Situation im Hafen von Brohl gemacht. Wann das Leck abgedichtet und das Schiff dann wieder gehoben werden kann, ist derzeit noch unklar.
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