Stillgelegter Ausflugsdampfer sollte im April versteigert werden - Ölsperre eingerichtet
Kurz vor der Versteigerung: Fahrgastschiff sinkt im Hafen von Brohl-Lützing
Fahrgastschiff mit Steigeranlage im Hafenbecken gesunken
Auf dem Heck des Havaristen haben es sich zwei Wasservögel gemütlich gemacht.
Sascha Ditscher

Brohl-Lützing. Im Hafen von Brohl-Lützing ist am Dienstagabend das stillgelegte Fahrgastschiff „Carmen Sylva“ gesunken. Wie die Wasserschutzpolizei mitteilte, war das Schiff offenbar leckgeschlagen und auf den Grund des Hafenbeckens gesunken. Es sei eine geringe Menge an Öl- und Kraftstoffen ausgetreten, die von der Feuerwehr jedoch eingedämmt worden sei. Dadurch bestehe keine Gefahr für die Umwelt, hieß es am Mittwochmorgen.

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Fahrgastschiff mit Steigeranlage im Hafenbecken gesunken
Nur das Dach des Oberdecks und die Schiffsbrücke ragen aus dem Wasser: Die Carmen Sylva ist im Hafen von Brohl gesunken.
Sascha Ditscher

Durch das eindringende Wasser und die dadurch zunehmenden Kräfte waren die Festmachdrähte eines zweiten Fahrgastschiffes gerissen, der „Schloss Engers“, die neben der „Carmen Sylva“ lag. Die „Schloss Engers“ trieb durch das Hafenbecken und musste von der alarmierten Feuerwehr geborgen werden. Anschließend konnte sie an einem neuen Liegeplatz gesichert werden. Aus welchem Grund die „Carmen Sylva“ leckschlug und sank, ist nach Auskunft der Wasserschutzpolizei noch unklar.

Fahrgastschiff mit Steigeranlage im Hafenbecken gesunken
Um das Schiff und seinen ehemaligen Eigner hatte es in Neuwied lange juristische Streitereien gegeben.
Sascha Ditscher

Um die beiden Schiffe des Neuwieder Eigners Jürgen Collée hatte es in den vergangenen Jahren einigen Wirbel gegeben. Die „Carmen Sylva“ hatte zusammen mit der „Schloss Engers“ lange ungenutzt am Ufer der Deichstadt gelegen. Als das dortige Rheinufer umgestaltet werden sollte, waren die beiden Schiffe im Weg. Sie sollten samt der dazugehörigen Steiger an anderer Stelle festgemacht werden. Dem widersetzte sich der Eigner allerdings standhaft, und so entspann sich ein jahrelanger Rechtstreit. Dieser endete vorerst mit einer Zwangsräumung des Neuwieder Ufers im Dezember 2021. Die beiden Schiffe wurden in den Hafen von Brohl-Lützing geschleppt und dort vertäut.

Fahrgastschiff mit Steigeranlage im Hafenbecken gesunken
Auf dem Heck des Havaristen haben es sich zwei Wasservögel gemütlich gemacht.
Sascha Ditscher

Jürgen Collée traut der ganzen Sache nicht, auch wenn er an den havarierten Fahrgastschiffen nach eigener Aussage keine Aktien mehr hält. „Wie die ,Carmen Sylva‘ innerhalb von nur zwei Stunden absaufen konnte, ist mir ein großes Rätsel. Der Boden des Schiffes war jedenfalls vollkommen in Ordnung“, sagt der ehemalige Eigner der beiden Schiffe, die von der Sparkasse Neuwied gepfändet und in Abstimmung mit dem Amtsgericht Sinzig im Dezember 2021 nach Brohl-Lützing geschleppt worden waren. Als die „Carmen Sylva“ unterging, war die „Schloss Engers“ laut Collée noch am Schwesterschiff festgemacht: „Gott sei Dank hat sich die ,Schloss Engers‘ losgerissen, sonst wäre der Schaden noch größer.“

Ist das Schiff versichert?

Davon abgesehen, fragt sich Collée, ob die Sparkasse die Schiffe versichert hat. Falls nicht, so behauptet er, hätte die Bank ein Problem: „So eine Bergung kann schnell mal Kosten von einer halben Million Euro mit sich bringen.“ Dabei muss man wissen, dass beide Schiffe im April versteigert werden sollen. Den Termin hat Jürgen Collée vorgemerkt, und er berichtet von einem zurückliegenden Ereignis, was ihn damals – ebenso wie die Havarie jetzt – verwundert hat. „Als ich 2017 mit den Schiffen am Neuwieder Rheinufer umziehen sollte, sind drei Pontons aus unerfindlichen Gründen abgesoffen.“

Übrigens: Das letzte Mal Fährgäste transportiert hätten die Schiffe 2019, „also vor der Corona-Pandemie, mit der die Probleme erst richtig anfingen“, sagt Collée.

Versteigerungstermin im April

Mit der Zwangsversteigerung vor dem zuständigen Amtsgericht Sinzig hätte das Kapitel der beiden Schiffe im Brohler Hafen eigentlich beendet werden sollen. Für den 21. April war ein Termin angesetzt: Der Verkehrswert der „Carmen Sylva“ war demnach auf 35.000 Euro festgelegt. Für die „Schloss Engers“ lag der Verkehrswert fast dreimal so hoch, bei 110.000 Euro.

Nun muss erst einmal geklärt werden, wie eine Bergung des havarierten Schiffes ablaufen kann und wer für die Kosten aufkommt. Laut Auskunft eines Sprechers der Wasserschutzpolizei hatten sich bereits am Mittwochvormittag Vertreter der Kriminalpolizei und des Amtsgerichts ein Bild von der Situation im Hafen von Brohl gemacht. Wann das Leck abgedichtet und das Schiff dann wieder gehoben werden kann, ist derzeit noch unklar.


Von Ralf Grün und Christian Koniecki

Die „Carmen Sylva“

Das Fahrgastschiff „Carmen Sylva“, benannt nach dem Pseudonym der einstigen Prinzessin Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, wurde im Jahr 1968 auf der Werft in Oberwinter gebaut. Das Schiff mit drei Decks ist 42 Meter lang, 7,80 Meter breit und bietet nach Angaben der Internetseite des Eigners Platz für 500 Fahrgäste.

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