Der Termin für die Einweihung der hauseigenen Kapelle Sankt Blasius für die Patienten der Kliniken Kurköln und Jülich in Bad Neuenahr stand eigentlich schon fest. Der Bischof war für den 18. Februar geladen. Doch die für Februar anvisierte Wiedereröffnung nach der Flut verzögert sich. Das Ziel, zumindest mit der Fachklinik Jülich dann wieder am Start zu sein, war nicht zu halten. Doch jetzt gibt es positive Nachrichten. „Wir werden am 3. Juli den ersten Patienten in der Klinik Jülich aufnehmen“, so der geschäftsführende Gesellschafter, Günter Kill.
Wenn Handwerker ausfallen
Hinter ihm liegt eine Zeit mit vielen Unwägbarkeiten. Schwierig wurde es vor allem, wenn Handwerker ausfielen – so wie die Estrichleger aus der Ukraine, die nach einem Weihnachtsurlaub in der Heimat nicht mehr zurückkehrten, weil sie dort an der Waffe gebraucht wurden. Hinzu kommt der Materialmangel. So hätten für Betonarbeiten plötzlich die Eisenmatten gefehlt. Was für Kill eine Erleichterung ist: Er hat den Grundlagenbescheid in den Händen, der ihm für den Wiederaufbau der Kliniken mehr als 24 Millionen Euro vom Land – nach oben hin offen – zusichert. Der Abruf der Mittel sei zwar sehr bürokratisch, doch die Zusammenarbeit mit den Ministerien funktioniere.
Bis Ende Oktober können die Mitarbeiter noch in Kurzarbeit bleiben. Knapp 100 von 340 Beschäftigten ließen sich so halten, darunter auch der Leiter der Abteilung Therapie und Pflege sowie das Ärzteteam. Der Wiederaufbau ist ein Kampf an vielen Fronten, den der mittlerweile 86-Jährige aufgenommen hat. Nicht nur Kill ist froh, wenn seine Häuser wieder am Start sind. Auch die mehr als 100 Krankenhäuser, die ihre Patienten normalerweise zur Reha nach Bad Neuenahr schicken, brauchen Planungssicherheit, damit sie ihre Operationen terminieren könnten, so Kill.
In erster Reihe an der Ahr gelegen, hatte es auch die Knappschaftsklinik in der Georg-Kreuzberg-Straße in Bad Neuenahr bei der Flut schwer getroffen. Schon früh gab sie danach ein klares Statement für den Wiederaufbau und ein Bekenntnis zum Standort ab. Jetzt kann Verwaltungsleiter Christoph Orthen verkünden, dass die Bauarbeiten nach Plan laufen und mit einer Wiedereröffnung im Zeitraum zwischen April und Juni zu rechnen ist. Die Einrichtung der Deutschen Rentenversicherung ist seit 1983 an der Ahr vertreten – mit 161 Betten und rund 100 Mitarbeitern. Eine der größten Herausforderungen nach der Flut war es, das Personal zu halten. Das ist gelungen. Der Träger hat die Gehälter über den gesamten bisherigen Zeitraum weitergezahlt.
Die Mitarbeiter hatten in der Zwangspause aber auch einige Aufgaben zu erledigen. So musste die komplette EDV neu aufgebaut werden. Und es gibt auch ergänzende medizinische Konzepte mit neuer Ausrichtung, die erarbeitet wurden. „Zum künftigen Angebot sollen beispielsweise naturheilkundliche und integrative Ansätze gehören“, so Orthen. Weiterhin sollen auf Berufsgruppen abgestimmte Rehabehandlungen mit entsprechender therapeutischer Ausstattung ins Programm aufgenommen werden.
Viele Dinge neu gedacht
Schwerpunkte der Klinik sind ansonsten die gynäkologische und gastroenterologische Onkologie sowie Innere Medizin und Gastroenterologie. „Es wird ein sehr modernes Haus werden mit einer völlig neuen physikalischen und physiotherapeutischen Ausstattung, mit einem Bewegungsbad und neuen Möglichkeiten für Anwendungen, wie zum Beispiel Lichttherapie“, so Orthen. Im hinteren Bereich soll ein Kräutergarten angelegt werden, denn auch eine gesunde Ernährung soll als Thema verstärkt eine Rolle spielen. Den Wiederaufbau hat die Klinik dazu genutzt, viele Dinge neu zu denken. Da sie an das Fernwärmenetz der Stadt angeschlossen ist, braucht es auch keine Heizungsanlage mehr im Keller. Die Haustechnik wurde hochwassersicher in anderen Bereichen des Gebäudes untergebracht.
In der Klinik Dr. Bauer sind die Rohbauarbeiten weiter fortgeschritten. In der ersten Etage gibt es wieder einen ambulanten Betrieb. Doch der stationäre Bereich des Gefäßzentrums ist weiterhin im Krankenhaus Maria-Hilf untergebracht. 18 von ursprünglich 50 Betten sind hier verfügbar. „Wir sind hier quasi ein Krankenhaus im Krankenhaus mit eigenem Personal“, so Dr. Ulrich Bauer.
Er hofft, dass die Klinik im Spätsommer oder Herbst, spätestens Anfang nächsten Jahres, wieder komplett an den alten Standort zurückkehren kann. Handwerkermangel und Materialengpässe bremsen auch hier. So gebe es beispielsweise lange Lieferzeiten für die Klimaanlage, die in den neu und hochwassersicher aufgebauten OP-Sälen installiert werden muss. Hochwassersicher soll in Zukunft auch die Stromversorgung sein.
Noch nutzt auch die DRK-Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Ausweichmöglichkeiten. Das stationäre Angebot, außer der geschützten Station, ist im Gefäßzentrum Dr. Bauer zu finden. Die ambulante Versorgung und die Tagesklinik sind wieder an der alten Adresse in den renovierten Räumen in der Hans-Frick-Straße zu finden, während die Verwaltung noch im ehemaligen Hotel Central einquartiert ist.