Das vergessene Kleinod
Kulturwerkstatt Remagen soll saniert werden
Nun doch im Fokus des Interesses: das Gebäudeensemble aus Villa Heros (links) und Kulturwerkstatt.
Christian Koniecki

Remagen ist dank üppiger Fördertöpfe dabei, seine Innenstadt aufzupolieren. Im ersten Anlauf wurde dabei jedoch ein gesellschaftliches und kulturelles Kleinod übersehen. Das soll ein aktueller Ratsbeschluss jetzt korrigieren.

Seit einiger Zeit besteht der Wille, die Kernstadt von Remagen aufzupolieren. Mit einem ganz neuen Verkehrskonzept und Maßnahmen zur Klimaanpassung möchte man die Innenstadt an die aktuellen Gegebenheiten anpassen. Zudem verlangt der kürzlich erlangte Welterbestatus als Teil des niedergermanischen Limes am Rhein eine bessere Präsentation des römischen Erbes. Umso erstaunlicher ist es, dass Politik und Verwaltung bei der jüngst vorgenommenen Planung der Um- und Neugestaltung, ausgestattet mit millionenschweren Förderprogrammen, einen wichtigen zentralen Baustein übersehen hatten: das städtische Gebäude, in dem ein Verein die Kulturwerkstatt betreibt, und der in seinem Keller den wohl größten Römerschatz beherbergt – die Reste einer Hypokausten-Anlage, Zeugnisse des einstigen römischen Militärlagers Rigomagus am Rhein.

Verein hat sich um das Gebäude gekümmert

Doch das hat sich inzwischen geändert. Das einst als katholisches Jugendheim errichtete Gebäude mit seiner Jugendstilfassade ist in die Jahre gekommen, die Stadt selbst bezeichnet den Bauzustand als „marode“. Auch das ist eigentlich nicht verwunderlich, gab es doch schon in den 1980er-Jahren den Plan, das schon damals baufällige Gebäude abzureißen. Doch dann nahm sich der Verein „Altes Jugendheim“ dem Gebäude an, reparierte oft in Eigenregie das Nötigste, etablierte dort mit der Kulturwerkstatt ein kleines, aber feines Veranstaltungszentrum für Konzerte, Theateraufführungen, Feiern und Vereinstreffen. Dank des Vereins wurde die Kulturwerkstatt für die Stadt zu einem „Selbstläufer“.

Hinter einer Holztür mit Guckloch im Keller der Kulturwerkstatt schlummert der Raum mit dem römischen Erbe.
Christian Koniecki

Doch spätestens mit der Planung, das Römererbe im Keller des Hauses möglichst schnell angemessen zu präsentieren, fiel auf: Das Gebäude ist alt und eigentlich gar nicht gut in Schuss. Immer wieder dringt Regen durch das Dach, Installationen wie Heizung, Elektrik und Sanitär haben viele Jahrzehnte auf dem Buckel. Eine Kernsanierung, möglicherweise sogar ein Abriss samt anschließendem Neubau, scheint unumgänglich. Doch das kostet viel Geld, mindestens 3 Millionen Euro, so eine erste Grobschätzung. Ein Ausweg, diese Summe aufzutreiben: Die bereits genehmigten Förderprogramme mit ihren längst verplanten Geldern noch einmal aufschnüren, um so im besten Fall die 3 Millionen Euro für das Alte Pfarrheim an anderer Stelle zusammenzukratzen.

Woher die 3 Millionen Euro kommen sollen

Für dieses Vorgehen hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung den ersten Schritt gemacht. Einstimmig fiel die Entscheidung aus, das bereits laufende Förderprogramm Integriertes Stadtentwicklungskonzept (Isek) fortzuschreiben. Hinter dieser Formulierung verbirgt sich nichts anderes, als das bereits vom Land und Bund genehmigte Konzept in Teilen noch einmal zu verändern, um das Gebäude der Kulturwerkstatt, aber auch die unmittelbar angrenzende Villa Heros, in der der Verein Künstlerform seine Heimat hat, mit in das Förderprogramm hineinzunehmen. Dafür müssen jedoch andere, bereits geplante Projekte gestrichen werden, um die Gesamtfördersumme nicht zu überschreiten.

Und ein erster Blick auf die geförderten und angemeldeten Isek-Projekte förderte auch gleich ein paar „Karteileichen“ zutage – Vorhaben, die aus verschiedenen Gründen nicht umsetzbar sind. Dazu gehören etwa Wasserspiele auf dem Carraciola-Platz an der Rheinpromenade, die im Hochwassergebiet ebenso wenig umsetzbar sind wie ursprünglich im Sicherheitskonzept der Stadt vorgesehene versenkbare Poller an der Rheinpromenade. Auch ein Fahrstuhl in der Neipengasse, der vom Rhein aus einen barrierefreien Zugang in die höher gelegene Innenstadt ermöglichen sollte, erscheint nach genauerer Betrachtung nicht umsetzbar. Die dafür eingeplanten Gelder könnten im Rahmen der Fortschreibung des Isek-Programmes umgeleitet werden. Und es gibt auch Projekte, die nun deutlich billiger werden als zuvor veranschlagt oder im Rahmen anderer Förderprogramme finanzierbar sind.

Die Rückseite der Kulturwerkstatt mit kleinem Freigelände und Parkplatz - das gesamte Areal mit den angrenzenden Gebäuden sollte neu geplant und gestaltet werden, so die Idee jetzt.
Christian Koniecki

Dieses geplante Vorgehen der Stadt ist nach Aussage von Bürgermeister Björn Ingendahl mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als Aufsichtsbehörde für das Isek-Förderprogramm bereits besprochen. Die Stadtverwaltung plant nun, das gesamte Gelände mit Kulturwerkstatt, Villa Heros, dem dazugehörigen Außengelände und dem angrenzenden Neubau des Vermittlungszentrums Welterbe in seiner Gesamtheit zu überplanen, damit der Stadt an dieser Stelle der Treffpunkt Kulturwerkstatt, das Künstlerforum und die Ausstellung des römischen Kulturerbes erhalten bleiben. Ob im kernsanierten bestehenden Gebäude oder einem Neubau, ist noch offen.

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