Nach der großen Aufräumaktion war klar: Die „alten Schätzchen“, die wieder ans Licht gekommen waren, wollten und mussten einfach „wiederbelebt“ werden. „Es war fantastisch, sich noch mal mit den allerersten Sachen zu beschäftigen“, blickt Rosmarie Feuser zurück. Es war eine Reise in die eigene künstlerische Vergangenheit. „Einfach unglaublich, wie viele Erinnerungen mir durch Seele und Kopf geschossen sind.“ Und bei manchen Arbeiten habe sie tatsächlich daran gezweifelt, ob wirklich sie das zustande gebracht hatte. Doch wie auch immer: Die alten Arbeiten gaben Raum für etwas Neues: Rosmarie Feuser entwickelte aus ihnen die Arbeit „So oder anders – Ein Spiel“, und zwar speziell für das Ausstellungsprojekt „Wechsel“, das der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) Bonn und Rhein-Sieg sowie AHRTkomm Sinzig im Frühherbst in der Alten Druckerei in Sinzig präsentieren wollen.
„Mein ‚Wechsel‘ spiegelt die Veränderungen meiner künstlerischen Handschrift über einen Zeitraum von fast 40 Jahren wider: 51 Kuben in verschiedenen Größen zeigen 306 Ausschnitte meines künstlerischen Lebens – von 5 mal 5 bis 15 mal 15 Zentimeter, von den ersten Versuchen bis in die Gegenwart“, erklärt Rosmarie Feuser. Enkaustik auf Holz ist die Technik, die sie für die Arbeit wählte – ein ganz schön aufwendiges Verfahren. Ursprünglich wird damit eine seit der Antike verbreitete künstlerische Technik beschrieben, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf den Maluntergrund aufgetragen werden. Rosmarie Feuser hat die Technik etwas variiert: Zuerst fotografierte sie die gewünschte Zeichnung, Collage oder Malerei (im Ganzen oder nur ein Detail davon), druckte das Foto aus und klebte es auf eine der 306 Seiten von 51 verschieden großen Buchenholzwürfeln; im nächsten Schritt trug sie das Wachs in immer neuen Schichten mit dem Bügeleisen auf. Die wächserne Hülle verleiht den Kuben eine ganz besondere Oberfläche.
Die Anordnung der „Fotos“ auf den Kuben war ganz zufällig. Abstraktes ist hier Seit an Seit mit Gegenständlichem zu sehen, Farb-, Struktur- und Linienspiele stoßen auf Architektur, Gesichter und einzelne Körperteile. „Die Idee und das Tun sind mir das Liebste“, sagt Rosmarie Feuser. Doch auch mit dem künstlerischen Ergebnis ist sie sehr zufrieden. „Es hat mir einfach Spaß gemacht“, resümiert die Künstlerin. Und Spaß soll „So oder anders – Ein Spiel“ auch den künftigen Ausstellungsbesuchern machen: Sie dürfen mit den Würfeln „spielen“ und sie ganz so anordnen, wie sie es gerne möchten.