Geopolitische Spannungen, Neuwahlen nach dem Bruch der Koalition, ein unberechenbarer US-Präsident, eine schrumpfende Wirtschaft und im Ahrtal die Herausforderung Wiederaufbau. Es sind unruhige Zeiten. Doch von denen hat die Kreissparkasse (KSK) Ahrweiler in den 160 Jahren ihres Bestehens viele durchlebt und überlebt, wie deren Vorstandschef Dieter Zimmermann bei seiner für ihn letzten Bilanzpressekonferenz vor dem Ruhestand feststellte. Trotz allem kann die KSK eine positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2024 ziehen.
Jeder zweite Bürger ist Sparkassenkunde
Die KSK gewährte privaten Haushalten, der gewerblichen Kundschaft und Kommunen im Kreis mehr als 2,5 Milliarden Euro an Kreditzusagen, 563,2 Millionen Euro wurden 2024 bereitgestellt. Das betreute Kundengeschäftsvolumen, also die Summe der Kredite, Einlagen, Wertpapierbestände und bei Verbundpartnern angelegte Gelder, stieg von 5,166 Milliarden auf 5,201 Milliarden Euro.
Praktisch jeder zweite Bürger im Kreis Ahrweiler ist Sparkassenkunde. Bei den privaten Kunden liegt der Anteil bei 39,2 Prozent, bei den gewerblichen bei 42,8 Prozent – eine Marktführerschaft, auf die man stolz ist. „Wir möchten sie erhalten – auch durch Wertschätzung“, betonte Vorstandsmitglied Guido Mombauer. Ein Geschäftsmodell, das auf Stabilität und Vertrauen basiere. Der Jahresüberschuss der Bank liege bei 8,2 Millionen Euro und ermögliche eine Eigenkapitalerhöhung auf 279,4 Millionen Euro. „Wir sind eine sehr robuste Sparkasse“, so Zimmermann.

Was die Sparkasse deutlich gespürt hat: Die Menschen sparen. Der Konsumboom blieb aus, die Investitionsbereitschaft ist gebremst. „Wir versuchen, den Kunden über die Hürden zu helfen“, so Zimmermann, der beobachtet, dass die Bürokratie vor allem für den Mittelstand ein Wachstumshemmer sei und zu Resignation führe. Hinzu komme der Fachkräftemangel als Problem. Bei Baufinanzierungen bewege man sich auf bescheidenem Niveau in einem Umfeld, das von Verteuerung von Baukosten und Zinsen geprägt sei. Beim Wiederaufbau flössen jetzt die Gelder aus dem Wiederaufbaufonds, sodass höchstens noch Zwischenfinanzierungen angefragt würden.
Auf der anderen Seite erfreue sich das Wertpapier- und längerfristige Sparen großer Beliebtheit. Kunden zeichneten mehr als 6500-mal einen Sparkassenbrief, und es wurde mehr in Wertpapiere investiert. Insgesamt überstiegen die bilanziellen Kundeneinlagen mit 2,175 Milliarden Euro weiterhin deutlich die 2-Milliarden-Euro-Schallmauer. Nach den besonderen Jahren nach der Flut sei 2024 wieder ein halbwegs normales Geschäftsjahr gewesen, so Zimmermann. Die Bilanzsumme bewegt sich mit 2,715 Milliarden Euro auf dem Niveau der Vorjahre.
Keine Schließung von Geschäftsstellen geplant
Zur Entwicklung rund um das Immobiliengeschäft berichtete Mombauer, dass die Sparkassen 82 Objekte im Gesamtwert von 21,6 Millionen Euro vermittelt habe. Das Preisniveau sei sehr stabil im Kreis Ahrweiler. Das Beratungsangebot sei durch einen Energieberater erweitert worden, der unter anderem auch über Fördermittel in diesem Bereich informiert. Mombauer konnte außerdem verkünden, dass keinerlei Schließungen von Geschäftsstellen im Kreis Ahrweiler zu befürchten sind. Der Wiederaufbau der Filiale in Bad Neuenahr verzögere sich allerdings wegen Brandschutz und anderer Auflagen. In Altenahr werde man im Bahnhof neue Geschäftsräume eröffnen, am bisherigen Standort investieren und zwei Mehrfamilienhäuser errichten. Auch in Insul soll eine neue SB-Stelle eröffnet werden, die sich dann nicht mehr in einem wohnwirtschaftlich genutzten Domizil befindet. „An den 38 Automaten wollen wir festhalten“, bekräftigte Mombauer, dass die Bargeldversorgung eine große Bedeutung habe, auch wenn der Anteil der Onlinekonten steige – mit mehr als 3,3 Millionen Besuchen der Internetfiliale.
Partner beim Wiederaufbau
Die Rolle als Partner im Wiederaufbau und für die Menschen in der Region beleuchtete das neue Vorstandsmitglied Achim Gemein. „2024 haben wir 780.000 Euro als gute Taten in die Region hineingegeben“, so Gemein. Die Sparkasse sei damit einer der größten Förderer im Kreis Ahrweiler. Davon profitierten die Bereiche Bildung und Soziales, Kunst und Kultur, Umwelt und Sport, Forschung und Wissenschaft. Beim Wiederaufbau sei die Sparkasse in verschiedenen Rollen unterwegs. Einbringen wolle sie sich auch bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums oder bei der Begleitung der nachhaltigen Energieversorgung im Kreis, etwa durch die Finanzierung von Machbarkeitsstudien.
Zu ihrem größten Kapital zählen für die Kreissparkasse die 385 Mitarbeiter, darunter 38 Auszubildende, auf deren Zufriedenheit die Sparkasse großen Wert lege – zum Beispiel mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und mobilen Arbeitsplätzen. Am 24. April soll nun das Jubiläum 160 Kreissparkasse Ahrweiler gefeiert werden.