Seit einigen Jahren erstrahlt die Michaelskapelle unterhalb der Godesburg nicht nur in neuem Klang, sondern sie ist auch zunehmend mit Leben erfüllt. Das barocke Kleinod aus dem 17. Jahrhundert, das Platz für etwa 80 Besucher bietet, dient in den Sommermonaten als Austragungsort für eine kleine, aber feine Konzertreihe: Unter dem Titel „Alte Musik zwischen West und Ost“ trafen bereits mittelalterliche Klänge auf armenische Weisen, indische Ragas auf Renaissance-Komponisten und klassische europäische Melodien auf orientalische Kunstmusik. Jetzt stehen die drei Termine für 2025 fest. Und die können sich hören lassen.
Musikalische Reise durch Länder und Epochen Europas
Den Auftakt der Reihe, die die Musikwissenschaftlerin Verena Düren zusammen mit dem Förderverein der Michaelskapelle organisiert, gestaltet das Duo Voyages am Sonntag, 29. Juni. Sängerin Sylvia Dörnemann und der Multi-Instrumentalist Matthias Höhn sind der kleinen Kapelle von Anfang an verbunden; beide zählten zu den ersten Gästen der Reihe und kennen die Besonderheiten dieses urigen Gotteshauses mit seiner einzigartigen Akustik. Dieses Mal laden sie zu einer musikalischen Reise durch die Epochen und Länder Europas ein, mit der Musik von Hildegard von Bingen bis hin zu irisch-schottischen Jigs und Reels, natürlich stilecht inklusive Dudelsack.

Am Sonntag, 20. Juli, folgt schließlich traditionelle Musik aus Anatolien, Armenien und Kurdistan. Die Gruppe „Ney Su“ ist aus der türkischen Szene der Ruhrgebietsstadt Duisburg erwachsen und lässt mit Gesang, Violine, Baglama und Perkussion Folklore und Tanzlieder der thrakischen Völker erklingen, die sich in der Antike am Westufer des Schwarzen Meeres niedergelassen hatten. Damit schlägt das Quartett den Bogen zwischen Orient und Okzident.
Es geht weiter zu russischer Musik
Ein Brückenschlag zwischen Ost und West gelingt der Geigerin Anna Dmitrieya, ihres Zeichens Konzertmeisterin des renommierten Alte-Musik-Ensembles Concerto Köln. Am Sonntag, 24. August, spielt sie nun Solowerke für Violine von Johann Sebastian Bach und Iwan Chandoschkin. Letzterer war ein russischer Komponist in der Mitte des 18. Jahrhunderts, der sich als Mitglied des Hoforchesters bis zum Pult der Ersten Violine hocharbeitete und als der beste russische Geiger seiner Zeit bezeichnet wurde. In Europa wird seine Musik erst seit ungefähr 40 Jahren rezipiert.
Den Abschluss der Sommerkonzertreihe bildet schließlich ein Konzert des Arcangelo-Trios am Sonntag, 14. September, das im Rahmen des bundesweiten Tags des offenen Denkmals stattfindet. Im Fokus steht dabei Musik, die um die Wende des 17. auf das 18. Jahrhundert populär war, zu jener Zeit also, als die Kapelle unter Joseph Clemens von Bayern erweitert, ausgeschmückt und für einige Jahre zur Hauskirche des Ordens vom Heiligen Michael gemacht wurde. Zum Ensemble gehören Daniel Rothert (Traversflöte), Gerald Hambitzer (Cembalo) und Markus Möllenbeck (Violoncello). Wie üblich ist der Eintritt zu den Konzerten in der Michaelskapelle kostenlos. Allerdings wird am Ausgang um Spenden für die Konzertreihe gebeten.
Michaelskapelle als Geheimtipp
Trotz der regelmäßigen Konzerte gehört die Michaelskapelle immer noch zu den Geheimtipps von Bad Godesberg. Bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts wird ein Gotteshaus dieses Namens in den Annalen der Stadt erwähnt. Ein Nachfolgebau wurde 1583 zerstört, als bayerische Truppen die Burganlage während des Truchsessischen Krieges sprengten. In ihrer jetzigen Form wurde sie um 1660 wiederaufgebaut. Im frühen 19. Jahrhundert diente sie als Pfarrkirche des Ortes Godesberg. Heutzutage finden in ihr gelegentlich Gottesdienste und Trauungen statt. Die Klause daneben dient einer christlichen Eremitin als Zuhause.
Die Konzerte auf einen Blick
29. Juni, 17 Uhr: Ensemble Voyages, „Eine musikalische Reise durch das alte Europa“
20. Juli, 17 Uhr: Ensemble Nev Su, „Tanzlieder und Folklore der thrakischen Völker“
24. August, 17 Uhr: Anna Dmitrieva (Violine), „Brückenschlag zwischen Ost und West“
14. September, 17 Uhr: Arcangelo Trio, „Die Zeit des Wiederaufbaus der Michaelskapelle“ tkö