Günter Nerger, Vorsitzender des Kreischorverbandes Ahrweiler, sagt: „Ich bin froh, dass Proben wieder möglich sind. Viele Sänger scharren förmlich mit den Füßen, nach der schwierigen Zeit wieder singen zu dürfen. Einige Chöre in der Region haben online geprobt, doch das ist nicht vergleichbar mit Präsenzproben.“ Das weiß Nerger aus eigener Erfahrung, denn er ist seit mehr als 35 Jahren aktives Mitglied im Männerchor der Chorgemeinschaft Niederzissen.
Durch die virtuellen Treffen konnte der Kontakt innerhalb des Gesangvereins gehalten werden, doch die technischen Möglichkeiten in Bezug auf die Tonübertragung sind begrenzt. Der Männerchor überlegt derzeit, ob Proben unter freiem Himmel organisiert werden können. Da müsse jedoch das Wetter mitspielen. „Konzerte sind mittelfristig nur sehr schwer zu planen. Auftritte brauchen einen langen Vorlauf und genügend Proben“, erläutert Nerger. Erfreulich sei, dass es trotz der langen Zeit ohne Präsenzproben und Treffen kaum Mitgliederverluste gebe.
„Dies trifft auch auf die rund 30 Mitgliedsvereine im Kreischorverband zu. Die Mitglieder halten uns alle die Treue – auch in schwierigen Zeiten“, so Nerger. Die Chorgemeinschaft Koisdorf bestreitet bereits seit ein paar Wochen neue Wege und probte zunächst einzeln, dann zu zweit und nun mit fünf Sängern in einer Halle des Forstbetriebs Andreas Nelles. „Die Lockerungen lassen es nun zu, dass die Tenor- und Bassstimmen zusammen proben und dann die Alt- und Sopranstimmen. Das ist ein echter Lichtblick“, meint Vorsitzender Joachim Fiege. Damit die Stimmen nicht einrosten, hat sich Chorleiter Sven Scheuren für die Zeit ohne Proben Homesinging-Aufgaben überlegt. „Für jede Stimme hat er Audiodateien und Stimmübungen erstellt, die dann wöchentlich an die rund 60 Chormitglieder verschickt haben“, berichtet Fiege.
Sven Scheuren, hauptberuflicher Kantor und Organist an der Wallfahrtskirche St. Maria in der Kölner Kupfergasse sowie Leiter der Chorgemeinschaft Koisdorf und weiterer Chöre in der Region, zeigt sich mit den neuen Regelungen für Chöre und Musikvereine zufrieden. „Das ist ein Meilenstein und lässt sich sofort umsetzen. Die nächsten Proben werden weiterhin in der Holzhalle in Koisdorf stattfinden, die an einer Seite gänzlich offen ist“, meint Scheuren. Schrittweise könnte nun die Anzahl der Sänger bei den Proben erhöht werden. Bezüglich der Planung von Konzerten ist Scheuren allerdings noch vorsichtig. „Obwohl wir alle in den Startlöchern stehen und die Koisdorfer Sänger durch die Homeofficechorproben gut vorbereitet sind, planen wir derzeit noch keine Konzerttermine“, sagt Scheuren.
Der Vorsitzende des Kreismusikverbands Ahrweiler, Christoph Schnitker, betont, die Erleichterung in den Musikvereinen darüber sei groß, dass wieder geprobt werden kann, und viele Musiker würden den ersten Probentag herbeisehnen. „Die neuen Regelungen machen vieles möglich, aber nicht alles einfacher“, sagt Schnitker, Dirigent des Blasorchesters Limbachtaler Musikanten. „Da wir digital geprobt haben, konnten wir unser Repertoire halten“, betont er. Die Sorge und die Unsicherheit sind momentan noch zu groß, um ein Jahreskonzert zu planen. „Wir haben zwar wieder Freiheiten, aber wer weiß, wie lange“, meint Schnitker. Die Antweiler Turnhalle wäre bei den nötigen Abstandsregeln allein durch die Musiker voll besetzt“, sagt Schnitker. Außerdem benötige das Orchester nun zunächst eine Aufwärmphase, um wieder fit zu werden. „Ich bin natürlich im regen Austausch mit Dirigenten aus der Region, wir planen etwa drei bis sechs Monate im Voraus. Wir denken, dass weihnachtliche Musik in kleinen Formationen unter freiem Himmel gut machbar ist“, meint Schnitker. „Vorrangig ist jetzt der Wunsch und Wille, wieder gemeinsam Musik machen zu können unter Einhaltung aller nötigen Abstands- und Hygieneregeln. Denn wir möchten, dass sich alle, sowohl die Jugendlichen als auch die Senioren, bei uns sicher fühlen“, betont Schnitker.
Richard Knipp, Leiter der Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler sagt: „Man greift nach jedem Strohhalm, und wir sind froh, wenn wir den Probenbetrieb wieder aufnehmen können. Wenn die Proben draußen stattfinden sollen, muss natürlich auch das Wetter mitspielen.“ Doch am meisten Sorge bereitet Knipp der Nachwuchs. „Um ein Blasinstrument spielen zu können, müssen die Lippenmuskeln am besten täglich trainiert werden. Vielen jungen Leuten ist es zu mühsam, jetzt wieder bei null anzufangen.“ Knipp, der selbst Tenorhorn und Trompete spielt, musste während des Lockdowns nicht auf das Musizieren verzichten, da seine Frau und seine beiden Töchter seine musikalische Leidenschaft teilen.
Der Vorlauf für ein Konzert betrage ein gutes halbes Jahr und länger, sagt Knipp. Da die Musiker aus der Übung seien, müssten zunächst die Stücke eingeübt werden und dann das Zusammenspiel. „Es bleiben viele organisatorischen Fragen offen. Welche Halle bietet genügend Platz und ist für einen Auftritt geeignet? Das Bürgerzentrum Ahrweiler, in dem wir sonst unser Jahreskonzert gespielt haben, kommt nicht in Frage. Dort können wir nicht den erforderlichen Abstand einhalten“, meint Knipp. Stand heute.