Marienthal – Ein ausverkauftes Haus hat die Kölner Kultband Köbes Underground am Freitagabend den beiden Machern des Festivals „Musik & Wein im Ahrtal“ in der Klosterruine Marienthal beschert. Zufrieden zeigten sich sowohl Paul Josten, verantwortlich für die gastronomische Betreuung der Gäste, als auch Gregor Gäb, musikalisch-künstlerischer Leiter der dreitägigen Veranstaltung.
„Angefangen hat eigentlich alles mit einer Wanderung von Ali Haurand vor gut sechs Jahren. Bei einer Rast saßen wir im Innenhof der ehemaligen Klosteranlage, da wurde die Idee geboren“, erinnert sich Gäb, der durch seine beruflichen Kontakte zur Medienwelt immer wieder für Überraschungen bei der Zusammenstellung der Künstler-Liste sorgt. War es in den vergangenen drei Jahren die Familie Popolski, die Hits der vergangenen Jahrzehnte interpretierte, so sorgte Köbes Underground, die Hausband der legendären Kölner Stunk-Sitzungen, für karnevalistische Partystimmung an der Ahr. Mitten im Juni war deshalb fetter Bläsersound (Oliver Pospiech, Tanja Svenoha, Axel Deland, Erhard Rau), gemischt mit hardrockigen Gitarrenriffs (Ecki Pieper, Niklas Böhm) zu hören. Dazu der treibende Bass (Carlos Neisel), unterstützt durch ein temposicheres Schlagzeug (Volker Klinke). Abgerundet wurde der fein abgestimmte Rhythmuscocktail mit dem passenden Gesang (Ecki Pieper und Ozan Akhan).
Einmal quer durch die Musik der vergangenen 40 Jahre. So las sich die Musikliste von Köbes Underground: „Let me entertain you“ zum Einstieg, gefolgt von der Hommage an den 1. FC Köln mit Schal und Fangesang. Sodann, unterstützt durch ein zünftiges Akkordeonorchester mit Jannis Joplins, „Akkordeon Benz“, Deep Purples „Smoke on the Hohner“ bis hin zu Van Halens „Jump“. Aber auch mit den nicht immer ganz texttreuen Varianten von „Son of a preacher“ sowie „Minnie the moocher“ oder auch dem Kölsch-Hit-Medley im Stil der Beatles wusste Köbes Underground die rund 450 Zuhörer zu unterhalten. Sie harrten trotz dauerhaften Nieselregens vor der Bühne in der Kirchenruine aus. Begeisterten Beifall gab es aber auch für James Browns „Sex machine“, die kurzerhand zum funkigen „Muezzin“ umgetextet wurde, Herbert Grönemeyers „Essen“ statt Bochum oder für Wolfgang Niedeckens „Verdammt lang her“ und Westernhagens „Freibier“.
Stand der Freitag noch ganz im Zeichen kölscher Unterhaltungsmusik, so kamen am Samstag rund 300 Freunde des Jazz, Funk, Soul und Blues auf ihre Kosten. Eröffnet wurde der Nachmittag mit der Formation Furiosity, den Niederrhein-Stars um Bassist Ali Haurand. Im Repertoire: eigene Kompositionen, aber auch Swing-Standards, präsentiert mit improvisatorischer Freiheit, wie sie nur der Jazz zulässt. Am frühen Abend übernahmen zunächst Habana Sax mit musikalischen Grüßen aus Kuba. Dabei überzeugte das Quintett vor allem mit schier grenzenloser Spielfreude, enormer Virtuosität und dem Schuss kubanischer Gelassenheit, der Hörgenuss garantiert. Szenenapplaus ernteten aber auch die Zuhörer selbst, die kurzerhand zu Tänzern und Sängern der Band „umfunktioniert“ wurden.
Zum Finale durfte schließlich Pee Wee Ellis, der begnadete 70-Jährige mit dem unverwechselbaren Saxofon-Sound, die Bühne für sich in Beschlag nehmen. Der Altmeister des Funk, der bereits mit James Brown, Van Morrison und Maceo Parker auf den Bühnen musizierte, war als Special-Guest für Joo Kraus (Trompete und Flügelhorn) und das Tales-in-Tones-Trio extra aus London angereist.
Die Formation intonierte in dem illuminierten Gemäuer unter dem Motto „Songs from Neverland“ Interpretationen von Michael Jackson. Songs wie „Black and White“ oder „The way you make me feel“ aber auch „Billy Jean“ oder „Thriller“ erklangen in ungewohnt lockeren, teils im Tempo, teils
im Rhythmus abgeänderten Varianten.