Und nicht nur die Halle Süd soll weichen, auch das daneben befindliche Gebäude, in dem zwischenzeitlich eine KFZ-Werkstatt betrieben wurde, soll abgerissen werden und damit den Weg freigeben für das seit rund zwei Jahren anvisierte Ahrbrücker Großprojekt: die Konversion des Brohl-Wellpappen-Areals. Unabhängig von den Abrissmaßnahmen gehen bereits erste Baugrundstücke auf einem Teilstück des Areals in den Verkauf.
Rund 120 bis 180 Wohneinheiten, vorrangig für Flutbetroffene, sollen in den kommenden Jahren auf dem rund 6,5 Hektar großen Areal entstehen. Auch die Ansiedelung von nicht störenden Gewerbebetrieben und der Bau von Gemeinschaftsflächen sind geplant. Im Januar hatte die Gemeinde vom rheinland-pfälzischen Innenministerium einen Förderbescheid über zwei Millionen Euro für den Rückbau der Industriehallen erhalten. „In der letzten Gemeinderatssitzung ist der Abrissauftrag vergeben worden“, teilte Radermacher nun mit.
Der Abriss und seine Folgen
Durchgeführt werden soll der Abriss von einem Unternehmen aus Erftstadt. Die Kosten des Abrisses belaufen sich auf knapp eine Million Euro. Beginnen werden die Abrissarbeiten voraussichtlich Ende dieses Monats und damit rund fünf Monate später als ursprünglich von der Ortsgemeinde angedacht. Doch sowohl die Auftragsvergabe als auch die Abrissvorbereitungen hätten sich als zeitaufwendiger erwiesen, als ursprünglich geplant, heißt es von der Ortsgemeinde zur zeitlichen Verzögerung.
„Zwei Drittel der Gebäude auf dem Areal werden jetzt abgerissen, stehen bleibt lediglich die Halle Nord, in welcher sich kleine Gewerbebetriebe angesiedelt haben“, erklärte Radermacher. Für die Durchführung der Abrissarbeiten und für die Herstellung und Vorbereitung der Grundstücksflächen seien rund neun Monate veranschlagt. „Allerdings gehen wir davon aus, dass die Arbeiten schneller vorangehen. Wir rechnen mit einem guten halben Jahr“, so der Ortschef.
Für die Anwohner bedeuten diese Abrissarbeiten mitunter Einschränkungen. „Es wird stauben und zeitweise werden Straßen gesperrt werden“, gab Karl-Heinz Hermes, Erster Beigeordneter, Ausblick auf die kommenden Monate, betonte jedoch, „Es wird sich aber nur um vorübergehende und nicht um dauerhafte Einschränkungen handeln.“
Die Suche nach Investoren läuft
Obgleich der Abriss der alten Industriehallen auf dem Wellpappenareal nun eingeleitet wird, bis erste Bewohner auf dem Gelände einziehen können, wird es nach Schätzungen von Ortsbürgermeister Radermacher noch mindestens zwei Jahre dauern. „Und dies auch nur, wenn es schnell geht“, betonte er und verwies darauf, die Suche nach geeigneten Projektinvestoren laufe derzeit. „Die Nachfrage ist gut“, freuten sich Radermacher und Hermes übereinstimmend. Bis zu zehn Investoren hätten bereits ihr Interesse bekundet, mit Dreien habe es bislang konkrete Gespräche gegeben. Bis Ende Februar soll die Auswahl geeigneter Geldgeber, die eine Finanzierung des geplanten Bauprojekts ermöglichen sollen, abgeschlossen sein, hoffen sie.
Informativ und gut besucht endete am Mittwoch die Ahrbrücker Infoausstellung „Konversation Brohl Wellpappe“ zur geplanten Umgestaltung des ehemaligen Industrieareals. Rund zwei Wochen lang hatten interessierte Bürger im Bürgerhaus Gelegenheit, sich anhand eines ausgearbeiteten Masterentwurfs über ...Ahrbrücker Wellpappen-Areal nimmt weiter Formen an: Seniorengerechtes Wohnen rückt in den Fokus
Wesentlich weiter fortgediehen sind dagegen die Planungen der Gemeinschaftsflächen durch das Projektbüro Stadtimpuls, welche auf dem künftigen Areal nicht nur den Freizeit- und Wohnwert erhöhen sollen, sondern „auch eine soziale Komponente haben“, so Hermes. Realisiert werden könne das Konversionsprojekt von Investoren nur in Absprache mit Land und Ortsgemeinde. „Die Ortsgemeinde steckt insbesondere im sozialen Bereich die Rahmenrichtlinien“, stellte Ortschef Radermacher klar und betonte, „Auf dem Areal soll keine reine Schlafstätte entstehen. Vielmehr soll sich jeder in dem neuen Gebiet wieder finden. Eine 60 Quadratmeter große Wohnung soll dabei genauso ihren Platz auf dem Areal finden, wie ein Einfamilienhaus.“
Ergänzt werden soll die von der Ortsgemeinde angestrebte Wohnbebauung von einladend gestalteten Gemeinschafts- und Begegnungsflächen, die sich verbindend quer durchs Areal ziehen sollen. Die Planungen des Projektbüros Stadtimpuls setzt hierbei insbesondere den Kesselinger Bach als „Grünes Band“ in den Gestaltungsfokus. Rund um das Wasser sollen idyllische Verweilplätze mit unterschiedlichen Sitzgelegenheiten entstehen.
Erste Grundstücke verfügbar
Doch während auch diese Geländeplanungen derzeit lediglich auf dem Reißbrett weiter Gestalt annehmen, wird ein weiterer Teil der Konversionsmaßnahme in den kommenden Monaten konkret auf dem bislang unbebauten Geländeteil Talstraße/Birkenweg konkretisiert. Zwischen 10 und 12 Parzellen stehen hier derzeit zur Wohnbebauung bereit. „Die Bewerbungsphase läuft noch. Ende des Jahres werden die rund 450 bis 500 Quadratmeter großen Grundstücke vergeben. Im kommenden Jahr könnten schon die ersten Häuser stehen“, so Radermacher und wies darauf hin, Bewerbungen Interessierter nähmen die Verbandsgemeinde Altenahr und die Ortsgemeinde Ahrbrück entgegen.
Wohnen, wo einst gearbeitet wurde: Zur Realisierung des neuen Nutzungskonzeptes für das aufgegebene Fabrikgelände der Firma Brohl Wellpappe hat der Gemeinderat Ahrbrück in seiner Sitzung am Mittwochabend planungsrechtliche Grundlagen geschaffen.Fabrikkomplex wird zum Neubaugebiet: Grünes Licht für Konversion von Brohl-Wellpappe-Gelände in Ahrbrück
Nach Abschluss der gesamten Konversionsmaßnahme rechnet die Ortsgemeinde mit einem Zuwachs von rund 400 Personen. Auch hierauf gelte es sich zeitnah vorzubereiten, so Ortschef und Erster Beigeordneter übereinstimmend. „Die gesamte Infrastruktur muss auf diesen Zuzug angepasst werden“, brachte es Radermacher auf den Punkt und hatte dabei nicht nur die Erweiterung des Kindergartenangebots im Blick. „Vielmehr müssen wir auch neue Vereinslokalitäten schaffen, damit Menschen dort zusammenkommen können. Bei der Flut haben wir drei Stätten verloren. Diese gilt es nun zu ersetzen.“