Nach rund zweijährigen Planungs- und Vorbereitungsarbeiten war es am Mittwochnachmittag nun in Ahrbrück so weit: Die Konversion des ehemaligen Brohl-Wellpappe-Areals hat offiziell begonnen. Gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Innenminister Michael Ebling gaben Walter Radermacher, Ortsbürgermeister Ahrbrücks, Dominik Gieler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr (VG), und Landrätin Cornelia Weigand das Startsignal für den Abriss der einstigen Werkhalle Süd sowie der Werkstatt.
Weg frei für neues Wohnquartier
Auf dem rund 6,5 Hektar großen Areal nahe der Ermlandstraße und des Kesselinger Bachs sollen zwischen 120 und 160 Wohneinheiten unterschiedlichster Bauform für Familien, Senioren und Einzelpersonen entstehen. Zudem werden die Ansiedelung nicht störenden Gewerbes und die Errichtung von Gemeinschaftsflächen angestrebt. Das Land Rheinland-Pfalz beteiligt sich an den Abrisskosten mit rund zwei Millionen Euro. Das laufende Konversionsmanagement unterstützt es mit rund 684.000 Euro. Durchgeführt wird der Abriss durch das Erftstädter Unternehmen Rhiem & Sohn. Erst vor wenigen Wochen hat die Ortsgemeinde den Auftrag vergeben.
Der Zeitplan für die Entwicklung des neuen Wohnquartiers ist straff: Voraussichtlich Ende 2025 sollen nach aktuellem Stand die ersten Bewohner auf dem neu zu schaffenden Areal einziehen. So war es am Mittwoch auch nicht verwunderlich, dass die Verantwortlichen mit vollem Elan bei der Freigabe des Abrisses zur Tat schritten und der Innenminister gar selbst die ersten Abrissarbeiten vornahm.
Die Bedingungen für eine Neubelebung des einstigen Industriegeländes der Firma Brohl Wellpappe stehen gut. Wie Walter Radermacher Ahrbrücker Ortsbürgermeister nun im RZ-Gespräch bekannt gab, wird der Abriss der Halle Süd noch im November beginnen.Konversionsmaßnahme Brohl Wellpappe in Ahrbrück nimmt Formen an: Auftrag für Abrissarbeiten vergeben
„Nun muss Altes abgerissen werden, damit etwas Neues entstehen kann“, war das Motto, das das Zusammentreffen der Verantwortlichen thematisch bestimmte. Als „großen Moment für die Orts- und Verbandsgemeinde“ bezeichnete Innenminister Ebling den Abrissauftakt. Gleichzeitig erinnerte er, dass der Abriss der ehemaligen Werkhallen notwendig sei, um neuen Wohnraum im Ahrtal zu schaffen.
Bauplätze sind im mittleren Ahrtal rar
So gebe es wenig Flächen an der Ahr, die nach der Flut für die Entwicklung neuer Wohnquartiere infrage kämen. „Das mittlere Ahrtal ist sehr eng“, erklärte Ebling. Aus diesem Grund sei insbesondere den ursprünglichen Eigentümern des Areals zu danken, dass sie Selbiges nach der Flut für einen symbolischen Euro der Ortsgemeinde Ahrbrück für die Schaffung dringend benötigten Wohnraums überlassen hätten.
Informativ und gut besucht endete am Mittwoch die Ahrbrücker Infoausstellung „Konversation Brohl Wellpappe“ zur geplanten Umgestaltung des ehemaligen Industrieareals. Rund zwei Wochen lang hatten interessierte Bürger im Bürgerhaus Gelegenheit, sich anhand eines ausgearbeiteten Masterentwurfs über ...Ahrbrücker Wellpappen-Areal nimmt weiter Formen an: Seniorengerechtes Wohnen rückt in den Fokus
In der Tat richtet sich die Ortsgemeinde Ahrbrück mit der Entwicklung des neuen Wohn- und Lebensquartiers vornehmlich an Flutbetroffene sowie an Senioren. Ortsbürgermeister Radermacher war vor dem Hintergrund des knappen Wohnungsmarktes entlang der Ahr „sehr froh, dass es endlich losgeht“ und traf dabei insbesondere bei VG-Chef Dominik Gieler auf Zustimmung, der daran erinnerte, dass die Verbandsgemeinde nach der Flut rund 1000 Einwohner verloren hätte und das Konversionsprojekt als geeignete Möglichkeit zur Wiederansiedelung in der VG zu begrüßen sei.
Vorhabenrealisierung ist ein Meilenstein
Hinsichtlich des von allen Beteiligten herbeigesehnten Abrissstarts bezeichnete Gieler diesen „als großen Meilenstein für Orts- und Verbandsgemeinde“. Auch erklärte er: „Seit vielen Jahren versuchen wir, das Konversionsprojekt in der Verbandsgemeinde voranzutreiben. Aber erst nach der Flut und dank der Zusage der Eigentümerfamilie, die sich zur Grundstücksüberlassung bereit erklärt hat, und nach der Unterstützungszusage durch das Land ist dies nun möglich geworden.“
Dass auf dem einstigen Areal des Unternehmens Brohl Wellpappe nun Neues entstehen wird, ist für Landrätin Cornelia Weigand eine gute Entwicklung. „Das Gelände hat Ahrbrück jahrzehntelang geprägt. Brohl Wellpappe hat in Ahrbrück vielen Familien ein Einkommen beschert, sie ernährt“, erinnerte die Landrätin an den Stellenwert des Wirtschaftsunternehmens, den es seit der Standortgründung 1957 bis zur vollständigen Standortverlagerung nach Mayen im Jahr 2000 für die Ortsgemeinde gehabt hatte.
Brohl Wellpappe hat den Ort Ahrbrück geprägt
„Es ist toll, nun hier etwas neu zu entwickeln“, freute sich die Landrätin über die Wiederbelebung des Areals und betonte, insbesondere vor dem Aspekt des demografischen Wandels habe die Konversion einen hohen Stellenwert.
Bis allerdings äußerlich erste Spuren der Abrissarbeiten sichtbar sein werden, müssen sich Anwohner noch gedulden. „Zunächst muss das Gebäude entkernt werden“, gab Ortsbürgermeister Radermacher einen Ausblick auf die anstehenden Arbeiten, die zum Teil aufwendig und zeitintensiv seien. So müssten Teile der Halle wegen ihres Asbestgehalts – unter anderem das Hallendach – gesondert zurückgebaut und entsorgt werden. „Voraussichtlich im Februar oder März wird der grobe Abriss beginnen“, so Radermacher. In diesem Stadium würden Außenwände und die Bodenplatte abgetragen und das Areal zur Neubebauung vorbereitet.