Bis zu zehn Anlagen geplant
Kommen weitere Windräder in den Sinziger Harterscheid?
Eine Fotomontage zukünftiger Windräder im Sinziger Harterscheid. Im Vordergrund ist Königsfeld zu sehen.
Hans-Jürgen Vollrath

Bis zu zehn Windenergieanlagen sind mittlerweile im Gespräch, wenn es um den Sinziger Stadtwald Harterscheid geht. Die Politik hat bei diesen Plänen allerdings nur wenig Mitspracherecht. Dafür gibt es andere entscheidende Faktoren.

Ob neben dem geplanten Windpark mit maximal vier Windenergieanlagen(WEA) der Gemeinde Sinzig im Stadtwald Harterscheid der Eifelenergiegesellschaft (Eegon) weitere sechs Anlagen des Unternehmens Juwi plus ein Umspannwerk im daneben liegenden Privatwald Vehn dazu kommen, ist eine rein rechtliche Frage und keine politische. Das machte Sinzigs Verwaltungschef Andreas Geron in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses deutlich, als es darum ging, das gemeindliche Einvernehmen für die Juwi-Pläne zu erteilen.

Positionierung des Fraunhofer-Instituts bleibt noch abzuwarten

Das letzte Wort habe die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Und es bleibt abzuwarten, wie sich das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik in Wachtberg und die Bundeswehr positionieren. Deren Befürchtung, dass die Windenergieanlagen die Funktion des Weltraumbeobachtungsradars Tira (Tracking and Imaging Radar), das auch militärisch genutzt wird, beeinträchtigen, hatte schon dazu geführt, dass diese gegen die Pläne zum Bau der Windräder von Eegon Einspruch erhoben hatten.

Zu Windaufkommen und Auslastung der Anlagen macht Projektleiter keine Angaben

Wie Florian Sekura, Projektleiter Windenergie der Juwi-Gruppe, dem Ausschuss erläuterte, könne in diesem Fall in Betracht gezogen werden, die Windräder, die jetzt mit einer Gesamthöhe von 261 Metern vorgesehen sind, kleiner zu bauen. Darüber, was die Ausmaße und die Verortung des benötigten Umspannwerks für die sechs Anlagen angeht, wollte Sekura keine Angaben machen. Auch nicht darüber, wie kosteneffektiv sich Windaufkommen auf die Auslastung der Anlagen auswirken würde. Das sei Betriebsgeheimnis, ein Windgutachten werde nicht erstellt.

„Wir haben 1300 Windkraftanlagen gebaut. Wir wissen, wie der Wind weht“, so Sekura. Dafür legte er dem Gremium aber dar, dass ein Grund, Windräder nicht bauen zu dürfen, eine entsprechende Änderung im Flächennutzungsplan wäre. Außerdem führte er aus, dass die sechs Anlagen zwischen Löhndorf und Königsfeld im Privatwald auf Flächen mit geringwertigem Waldbestand gebaut werden sollen, sie 66.560 Tonnen Kohlenstoffdioxid einsparen würden und 90 Prozent der Gewerbesteuer bei den Gemeinden bliebe, was pro Windrad 30.000 Euro im Jahr ausmache. Zudem könne bei einer vertraglichen Vereinbarung mit einer Selbstverpflichtungserklärung seitens des Betreibers die Gemeinde von 0,2 Prozent pro eingespeiste Kilowattstunde profitieren. Die Anlagen würden Strom für 33.000 Haushalte produzieren.

Stadt will nur drei Windräder

Geht es nach der Stadt Sinzig, sollen nur drei Windräder im Privatwald Vehn gebaut werden. Laut Vorhabenträger befindet sich die nächstgelegene Wohnbebauung zum Windpark in einem Kilometer Entfernung südlich der WEA 03 und in etwa 1,6 Kilometer Entfernung nordöstlich der WEA 05. Im Außenbereich befinden sich in rund 700 Metern Entfernung das Schloss Vehn nördlich der WEA 05 und eine Wochenendhaussiedlung in 650 Metern Entfernung südlich der WEA 07. In 730 Metern Entfernung befindet sich das Schloss Vehn nordöstlich der WEA 04. Verwaltungsseitig wird die Auffassung vertreten, dass der Mindestabstand nach Landesentwicklungsplan IV einzuhalten ist, auch wenn die Windenergieanlagen im Außenbereich errichtet werden. Sekura meint, dass die Wochenendsiedlung in Königsfeld keine geschlossene Siedlung darstelle. Die Stadt argumentiert, dass eine Beeinträchtigung öffentlicher Belange vorliegt, wenn Maßnahmen die Wasserwirtschaft gefährden. Denn durch die Stadtwerke Sinzig ist im Bereich des WEA 07 ein Hochbehälter geplant.

Aus dem Zuhörerraum waren Einwände zu hören. So befand Friedhelm Münch (FWG), dass Königsfeld in der Sache anzuhören sei, hätten sie doch die Windräder vor der Tür. Bauamtsleiter Marco Knieper: „Königsfeld ist nicht schutzlos. Die Gemeinde kann Rechtsbeihilfe geltend machen.“ Für Norbert Fuchs (FWG) ist es nicht erklärbar, wenn noch 2017 im Harterscheid kein Potenzial für Windkraft ausgemacht werden konnte, es nun anders sein soll. Zudem fehlt ihm, wie auch Löhndorfs Ortsvorsteher Volker Holy, eine Gesamtbetrachtung von geplanten Anlagen im Kreis Ahrweiler. So würden auch Pläne von Bad Neuenahr verfolgt.

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