Aus des Krankenhausbetriebs zum 31. März 2023 beschlossen - Neues Versorgungskonzept für Adenau soll kommen
Klinik-Aus ist beschlossen: Marienhaus-Gruppe gibt St. Josef in Adenau auf
Das Krankenhausangebot in der Region hat sich unter anderem mit der Schließung von St.-Josef in Adenau drastisch reduziert. Foto: Werner Dreschers (Archiv)
Werner Dreschers

Die Tage des Krankenhauses St. Josef in Adenau sind gezählt. Am Donnerstag gab die Marienhaus-Gruppe als Trägerin des Krankenhauses das Ende der stationären Versorgung zum 31. März 2023 bekannt.

Lesezeit 3 Minuten

Das Krankenhausangebot in der Region hat sich unter anderem mit der Schließung von St.-Josef in Adenau drastisch reduziert. Foto: Werner Dreschers (Archiv)
Werner Dreschers

Verbunden mit dieser Entscheidung will sich die Marienhaus-Gruppe mit ihrem medizinischen Versorgungsangebot zur Gänze künftig aus Adenau zurückziehen. Dies teilten Sabine Anspach, Vorsitzende der Geschäftsführung der Marienhaus Kliniken GmbH, und Christoph Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Marienhaus Dienstleistungen GmbH, im Gespräch mit unserer Zeitung mit.

60 Vollzeitkräfte betroffen

Betroffen von dieser Entscheidung sind laut Anspach rund 60 Vollzeitkräfte. Ob diesen Mitarbeitern eine Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses droht, ist unklar. „Zunächst einmal versuchen wir, mit allen betroffenen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen und eine alternative Beschäftigungsmöglichkeit zu finden“, betonte Anspach. Auch wolle man versuchen, so viele Mitarbeiter wie möglich in der Unternehmensgruppe zu halten.

Die Marienhaus-Gruppe betreibt derzeit insgesamt elf Kliniken sowie 20 Alten- und Pflegeheime in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Marienhaus-Gruppe die Schließung von Geburtshilfe und Gynäkologischer Abteilung im Bad Neuenahrer Krankenhaus Maria Hilf bekannt gegeben (die RZ berichtete).

Krankenhaus nicht mehr tragfähig

Anders als in Bad Neuenahr sei der Weiterbetrieb des Krankenhauses in Adenau künftig nicht mehr tragfähig, benannte die Marienhaus-Gruppe die Gründe für den medizinischen Rückzug aus Adenau. Insbesondere sinkende Patientenzahlen und fehlendes Klinikpersonal machten eine Aufgabe des Krankenhauses aus Sicht der Marienhaus-Gruppe unumgänglich, teilte Anspach mit.

„Wir haben derzeit nur noch zwischen 15 und 20 Betten belegt, bei dieser Auslastung kann nicht mehr von einem Krankenhaus gesprochen werden“, so die Vorsitzende aus der Geschäftsführung der Marienhaus Kliniken GmbH. Bereits seit 2019 erhält das Krankenhaus keinen Sicherstellungszuschlag mehr. Das Krankenhaus hatte damit den Status der versorgungsmedizinischen Unverzichtbarkeit verloren.

Die Adenauer kämpfen für den Erhalt ihrer Klinik.
Bürgerinitiative Gesundheitsvers

Neues Versorgungskonzept

Auch nach ihrem Rückzug aus Adenau sieht die Marienhaus-Gruppe die medizinische Versorgung in Adenau gesichert. Am Standort des derzeitigen St. Josef Krankenhauses soll laut Marienhaus-Gruppe nach ersten Gesprächen mit Verbandsgemeinde und Stadt Adenau und Verantwortlichen vom Land und Kreis Ahrweiler ein alternatives Versorgungskonzept entstehen.

Dieses umfasse eine sogenannte 24/7-Notfallversorgung, einer notfallmedizinischen rund-um-die-Uhr-Versorgung, mit einer ambulanten Überwachungsmöglichkeit von unklaren Diagnosen sowie dem Ausbau des bereits in Adenau vorhandenen ambulanten medizinischen Angebots. Zudem soll eine Stelle für einen Durchgangsarzt in Adenau geschaffen werden; ein solcher fehlt derzeit in Adenau. Realisiert werden soll das gesamte Konzept am Standort des derzeitigen Krankenhauses. Laut Marienhaus-Gruppe sei das Gebäude in einem einwandfreien Zustand und in optimaler Versorgungslage angesiedelt.

Kritik am Zeitplan

Angesichts der kurzen Umsetzungsfrist, das alternative Versorgungskonzept soll laut Marienhaus-Gruppe zum 1. April 2023 starten, hält Arnold Hoffmann, Stadtbürgermeister von Adenau, dieses Konzept zum derzeitigen Zeitpunkt für „reichlich optimistisch formuliert“. Bislang habe zwar Gespräche mit Kostenträgern und auch dem Land Rheinland-Pfalzgegeben, wie weit diese Gespräche allerdings vorgedrungen seien, sei unklar, so Hoffmann. Ob ein neues Versorgungskonzept tatsächlich zum 1. April 2023 starten könne, sei fraglich. Allerdings sei dies für Adenau nichts neues, so der Stadtbürgermeister: „Ein Krankenhaus mit einer richtigen Versorgung hatten wir ja die letzten Jahre auch nicht mehr.“

Dennoch helfe es nicht zu klagen, so Hoffmann und betonte: „Wir müssen den Blick in die Zukunft richten und für die Bevölkerung eine erträgliche Lösung finden.“ In der Pflicht sieht Hoffmann hier insbesondere den Kreis: „Nach dem Landeskrankenhausgesetz muss dieser nun einspringen, wenn sich die Marienhaus-Gruppe aus der Versorgung zurückzieht.“ Auch sei eines klar: „Eine funktionierende Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum ist kein Nice-to-Have. Vielmehr ist es eine Aufgabe staatlicher Daseinsvorsorge, die es aufrechtzuerhalten und zu garantieren gilt.“

Top-News aus der Region