Verbunden mit dieser Entscheidung will sich die Marienhaus-Gruppe mit ihrem medizinischen Versorgungsangebot zur Gänze künftig aus Adenau zurückziehen. Dies teilten Sabine Anspach, Vorsitzende der Geschäftsführung der Marienhaus Kliniken GmbH, und Christoph Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Marienhaus Dienstleistungen GmbH, im Gespräch mit unserer Zeitung mit.
60 Vollzeitkräfte betroffen
Betroffen von dieser Entscheidung sind laut Anspach rund 60 Vollzeitkräfte. Ob diesen Mitarbeitern eine Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses droht, ist unklar. „Zunächst einmal versuchen wir, mit allen betroffenen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen und eine alternative Beschäftigungsmöglichkeit zu finden“, betonte Anspach. Auch wolle man versuchen, so viele Mitarbeiter wie möglich in der Unternehmensgruppe zu halten.
Die Marienhaus-Gruppe betreibt derzeit insgesamt elf Kliniken sowie 20 Alten- und Pflegeheime in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Marienhaus-Gruppe die Schließung von Geburtshilfe und Gynäkologischer Abteilung im Bad Neuenahrer Krankenhaus Maria Hilf bekannt gegeben (die RZ berichtete).
Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Das Krankenhausdilemma im Kreis Ahrweiler wächst sich aus. Kurz hintereinander wurden erst die Schließung von Geburtshilfe und Gynäkologie im Bad Neuenahrer Krankenhaus und nun auch noch die Einstellung des Krankenhausbetriebs in Adenau durch die Marienhaus-Gruppe ...Kommentar zum Aus der Klinik St. Josef: Die Menschlichkeit bleibt auf der Strecke
Krankenhaus nicht mehr tragfähig
Anders als in Bad Neuenahr sei der Weiterbetrieb des Krankenhauses in Adenau künftig nicht mehr tragfähig, benannte die Marienhaus-Gruppe die Gründe für den medizinischen Rückzug aus Adenau. Insbesondere sinkende Patientenzahlen und fehlendes Klinikpersonal machten eine Aufgabe des Krankenhauses aus Sicht der Marienhaus-Gruppe unumgänglich, teilte Anspach mit.
„Wir haben derzeit nur noch zwischen 15 und 20 Betten belegt, bei dieser Auslastung kann nicht mehr von einem Krankenhaus gesprochen werden“, so die Vorsitzende aus der Geschäftsführung der Marienhaus Kliniken GmbH. Bereits seit 2019 erhält das Krankenhaus keinen Sicherstellungszuschlag mehr. Das Krankenhaus hatte damit den Status der versorgungsmedizinischen Unverzichtbarkeit verloren.
Neues Versorgungskonzept
Auch nach ihrem Rückzug aus Adenau sieht die Marienhaus-Gruppe die medizinische Versorgung in Adenau gesichert. Am Standort des derzeitigen St. Josef Krankenhauses soll laut Marienhaus-Gruppe nach ersten Gesprächen mit Verbandsgemeinde und Stadt Adenau und Verantwortlichen vom Land und Kreis Ahrweiler ein alternatives Versorgungskonzept entstehen.
Dieses umfasse eine sogenannte 24/7-Notfallversorgung, einer notfallmedizinischen rund-um-die-Uhr-Versorgung, mit einer ambulanten Überwachungsmöglichkeit von unklaren Diagnosen sowie dem Ausbau des bereits in Adenau vorhandenen ambulanten medizinischen Angebots. Zudem soll eine Stelle für einen Durchgangsarzt in Adenau geschaffen werden; ein solcher fehlt derzeit in Adenau. Realisiert werden soll das gesamte Konzept am Standort des derzeitigen Krankenhauses. Laut Marienhaus-Gruppe sei das Gebäude in einem einwandfreien Zustand und in optimaler Versorgungslage angesiedelt.
Kritik am Zeitplan
Angesichts der kurzen Umsetzungsfrist, das alternative Versorgungskonzept soll laut Marienhaus-Gruppe zum 1. April 2023 starten, hält Arnold Hoffmann, Stadtbürgermeister von Adenau, dieses Konzept zum derzeitigen Zeitpunkt für „reichlich optimistisch formuliert“. Bislang habe zwar Gespräche mit Kostenträgern und auch dem Land Rheinland-Pfalzgegeben, wie weit diese Gespräche allerdings vorgedrungen seien, sei unklar, so Hoffmann. Ob ein neues Versorgungskonzept tatsächlich zum 1. April 2023 starten könne, sei fraglich. Allerdings sei dies für Adenau nichts neues, so der Stadtbürgermeister: „Ein Krankenhaus mit einer richtigen Versorgung hatten wir ja die letzten Jahre auch nicht mehr.“
Dennoch helfe es nicht zu klagen, so Hoffmann und betonte: „Wir müssen den Blick in die Zukunft richten und für die Bevölkerung eine erträgliche Lösung finden.“ In der Pflicht sieht Hoffmann hier insbesondere den Kreis: „Nach dem Landeskrankenhausgesetz muss dieser nun einspringen, wenn sich die Marienhaus-Gruppe aus der Versorgung zurückzieht.“ Auch sei eines klar: „Eine funktionierende Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum ist kein Nice-to-Have. Vielmehr ist es eine Aufgabe staatlicher Daseinsvorsorge, die es aufrechtzuerhalten und zu garantieren gilt.“