Projekt wurde in Ramersbach vorgestellt
Klimaschutz in Ramersbach: Es beginnt die Windwende
Die Visualisierung zeigt, wie die Kulisse der Windräder, von der Weinbergskapelle in Ahrweiler aus gesehen, wirken wird. Illustration: Stadtwerke Schwäbisch Hall/Repro:Beate Au
Beate Au/Stadtwerke Schwäbisch H

Ramersbach. Noch sind rund um den Höhenstadtteil Ramersbach keine Windräder in Sicht. Doch das wird sich ändern. Im Bürgerhaus informierte die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler über geplante Windenergieanlagen im Forst bei Ramersbach, um die Bürger so früh wie möglich mitzunehmen in eine Zukunft der Energiegewinnung, die nach Kriegsbeginn in der Ukraine an Bedeutung gewonnen hat.

Die Visualisierung zeigt, wie die Kulisse der Windräder, von der Weinbergskapelle in Ahrweiler aus gesehen, wirken wird. Illustration: Stadtwerke Schwäbisch Hall/Repro:Beate Au
Beate Au/Stadtwerke Schwäbisch H

Bereits seit Ende 2018 wurden im Forst bei Ramersbach Planungen für den Ausbau von Windenergie unternommen. Zuvor hatte der Stadtrat mehrheitlich die Absicht erklärt, dort Grundstücke für die Errichtung von Windenergie verpachten zu wollen. Im Sommer des vergangenen Jahres beantragte die Stadtwerke Schwäbisch Hall GmbH, strategischer Partner und Mitgesellschafter der Ahrtal-Werke GmbH, ein Raumordnungsverfahren, das nun im Februar 2023 mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen wurde.

Wer ist wie betroffen?

Ramersbach und Schalkenbach aus der VG Brohltal werden unmittelbar betroffen sein von dem neuen Windpark, dessen Projektleiter Steffen Hofmann von den Stadtwerken Schwäbisch Hall die Auswirkungen und den Planungsstand vorstellte. „Ich gehe davon aus, dass wir im Herbst den Genehmigungsantrag einreichen können“, so Hofmann. Statt der ursprünglich geplanten sechs Windräder werde es nur noch vier oder fünf geben. Der Abstand von 1000 Metern zur nächsten Wohnbebauung in Schalkenbach und Ramersbach sei komfortabel, meinte er.

Viele Fachgutachten sind notwendig, um das Projekt auf den Weg zu bringen: Artenschutz, Windmessung, Schattenwurf, Turbulenzen, Sichtbarkeitsanalysen oder die Streckenstudie für die Anlieferung von 75 Meter langen Flügeln zu den Standorten – all das muss auf den Prüfstand bei einem solchen Vorhaben. „Die Windräder werden eine Gesamthöhe von 250 Metern haben, der Durchschnitt der Rotorblätter wird 162 Meter betragen.

Wie viel Strom liefern die Windräder?

An Strom wollen sie 15.000 Megawattstunden pro Jahr liefern“, so Hofmann. Eine Megawattstunde entspricht 1000 Kilowattstunden. Er wies zum Vergleich darauf hin, dass alle bestehenden Fotovoltaikanlagen der Stadt es bisher auf 7000 Megawattstunden bringen. Die Wirtschaftlichkeit sei gewährleistet bei sieben Metern Windgeschwindigkeit pro Sekunde.

Zum Thema Artenschutz führte Hofmann aus, dass Experten zwar viel Flugverkehr rund um die anvisierten Standorte für den Windpark geortet hätten, doch gebe es nur vereinzelt Vögel, die ihn auch überfliegen würden. Auch Quartiere von Fledermäusen seien gesichtet worden. Hier seien eventuell Rodungsflächen zu verschieben und Ersatzquartiere zu schaffen. Weitere Maßnahmen seien nächtliche Abschaltzeiten.

Zum Thema Schallwirkung erklärte Hofmann, dass diese abhängig von der Windrichtung sein wird, doch Probleme seien hier ebenso wenig zu erwarten wie beim Schattenwurf. Eines machte Hofmann klar: „Die Anlagen werden im Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler zu sehen sein.“ Wie das von Referenzpunkten wie der Weinbergskapelle oberhalb von Ahrweiler als Kulisse wahrgenommen wird, zeigte er mithilfe von Visualisierungen.

Wie viel Wald geht verloren?

Drei Viertel Hektar Fläche müssten pro Standort gerodet und ein halber Hektar Wald wieder aufgeforstet werden. Doch beim Überflug über das Gebiet, so Hofmann, seien auch die bereits vorhandenen Lücken zu erkennen, die Borkenkäferfraß und Dürre hinterlassen haben. Das bestätigte auch der zuständige Revierleiter Sebastian Krohn. „Der Klimawandel hat schon seine Spuren hinterlassen“, so Krohn. Es gebe 160 Hektar an Kahlflächen, sodass für das Vorhaben wenig Wald gerodet werden müsse. „Wir nutzen Kalamitätsflächen“, so Krohn. Es bleibe allerdings bei einem intakten Bestand, in den eingegriffen werde. „Das ist nicht so schön“, so Krohn.

Größtteils durch Dürre geschädigt sind die Waldflächen, auf denen der Windpark entsteht. Foto: Beate Au
Beate Au

Und was haben die Bürger von dem Windpark? Hofmann wies darauf hin, dass die Bürger erst einmal indirekt über die Kommune profitieren – beispielsweise über die Gewerbesteuer von 76.000 Euro pro Jahr, die zu 90 Prozent an die Standortkommune gehe. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sehe außerdem vor, dass es eine Abgabe an betroffene, im Radius von 2,5 Kilometern liegende Gemeinden gibt. Außerdem könnten sich die Bürger direkt an diesem regionalen Stromprodukt beteiligen, indem sie Anteile erwerben.

Im zweiten Quartal 2025 sollen die Bauarbeiten für den Windpark beginnen, die Inbetriebnahme ist für 2025/2026 anvisiert. Die Zeiten, in denen Windräder von Gästen und Touristen als Makel angesehen werden und abschreckend wirken, seien vorbei, so David Bongart, der sich aus Sicht des Ahrtal-Tourismus mit dem Thema beschäftigt hat. „Der Gast sieht das heute als Zeichen modernen Lebens“, so Bongart und verwies auf Bespiele im Hunsrück, wo Windkraft beispielsweise mit einem Windweg erlebbar gemacht wurde.

Was sagen die Bürger?

Wie Bürger in Ramersbach allerdings den neuen Windpark vor ihrer Haustür erleben werden, war ein Thema, das in der anschließenden Diskussionsrunde aufkam. Ein Einwohner vermisste eine Visualisierung für Ramersbach und äußerte, so wie andere auch, den Verdacht, dass die optischen Auswirkungen für Ramersbach in der Darstellung verniedlicht würden.

Projektentwickler Hofmann wies darauf hin, dass es von der Topografie des Standortes abhängt, wie viel man jeweils von den Anlagen sieht. „Dass man sie sieht, ist nicht zu verhindern“, so Hofmann. Ein weiterer Bürger forderte auch eine Visualisierung für Ramersbach, was auch zugesagt wurde. Dass Bürger am Windpark mitverdienen sollten, dafür warb ein Ramersbacher und brachte das Modell einer Energiegenossenschaft dafür ins Spiel.

„Es ist geplant, die Bürger zu beteiligen. Aber für jeden muss klar sein: Ein Windpark ist nicht automatisch eine Geldruckmaschine. Es gibt flaue und gute Jahre“, so Hofmann. Auch die Angst um die Kraniche, die sich auf ihrem Zug in Ramersbach oft niederlassen, wurde artikuliert. Die für den Artenschutz zuständige Expertin Lisa Eilers vom Institut für Umweltplanung Dr. Kübler aus Rengsdorf versuchte, sie zu nehmen, und erklärte, dass Kraniche nicht zu den durch Windkraft gefährdeten Vögeln gehören, da sie wesentlich höher fliegen.

Aus dem Publikum kam dann noch der klarstellende Hinweis, dass hier kein Strom nur für Bad Neuenahr-Ahrweiler erzeugt wird, sondern dass er ins europäische Verbundnetz eingespeist wird. Die Klimaschutzmanagerin der Stadt, Angela Amatulli, hielt noch einmal die gesetzten Klimaschutzziele vor Augen: bis 2030 Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, bis 2040 Klimaneutralität. Der Windpark werde dabei 31.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen und den Verlust an Wald mehr als kompensieren.

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