Schule mitten im Wiederaufbau
Klaus Müller ist neuer Schulleiter der BBS in Neuenahr
Klaus Müller ist der Leiter einer Schule, die immer noch im Wiederaufbau steckt - mit allen Herausforderungen, die dazugehören.
Beate Au

Klaus Müller ist neuer Leiter der Berufsbildenden Schule. Ein Amt mit der besonderen Herausforderung, eine Schule zu führen, die immer noch im Wiederaufbau steckt und mit Provisorien leben muss. Seine größte Rückendeckung: eine starke Gemeinschaft.

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Darauf hatten alle gehofft und den Termin deswegen immer wieder hinausgezögert: die offizielle Einführung von Klaus Müller als neuer Schulleiter der Berufsbildenden Schule (BBS) in der fertig sanierten schuleigenen Turnhalle. Doch daraus wird nichts. Der Festakt wird am Dienstag in der Landskroner Festhalle in Heimersheim zelebriert, denn die Turnhalle steht als Ort für solche Veranstaltungen noch nicht zur Verfügung. Geduld gehört zu den wichtigen Eigenschaften, die Müller mitbringen muss für die Lernsituation in einer Schule, die sich vier Jahre nach der Flut immer noch damit arrangieren muss, dass hier unter besonderen Bedingungen unterrichtet wird. Denn nach wie vor prägen Provisorien, Bagger und Baustellen das Umfeld.

Schulalltag im Provisorium

Doch Klaus Müller, der seine Ernennungsurkunde schon im August 2024 erhalten hat, will nicht klagen. „Wir haben 60 Klassenräume und die Werkstätten durch die Flut verloren. Dass wir hier durch schnell geschaffene Provisorien die Schüler alle wieder sehr früh am Standort unterrichten konnten, darüber sind wir sehr froh“, sagt er. Doch die Übergangslösung hat im Schulalltag ihre Tücken. Die Räume in den Leichtbauzelten sind sehr hellhörig. Schallreflektierende Maßnahmen sollen zukünftig dafür sorgen, dass die Akustik in den Räumen besser ist, so Müller. Doch die Geräusche aus den Nebenräumen seien immer noch störend. „Bei Klassenarbeiten und dann, wenn Konzentration gefordert ist, werden auch Kopfhörer eingesetzt“, so Müller. „Es gibt Kollegen, die darunter leiden. Für andere ist es zur Normalität geworden“, so der neue Schulleiter.

Im Wiederaufbau der Schule sieht Klaus Müller auch Chancen, zum Beispiel die Gestaltung von Lernlandschaften im Innenbereich.
Beate Au
„Schule ist mehr als ein Gebäude.“
Klaus Müller, Schulleiter der BBS in Bad Neuenahr-Ahrweiler

„Schule ist aber mehr als ein Gebäude. Wir haben hier ein fantastisches Kollegium und tolle Schüler. Das ist auch der Grund, warum ich bereit war, die Schulleitung zu übernehmen“, so Müller, der die BBS bereits seit 1. August 2023 kommissarisch führt, nachdem seine Vorgängerin Gundi Kontakis in den Ruhestand gegangen war. Er geht davon aus, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist. Er sieht aber auch die damit verbundenen Chancen, die BBS für die Zukunft optimal aufzustellen. „In der eigens gegründeten Zukunftswerkstatt bringen sich Kollegium und Personalrat mit ihren Ideen ein. Es gab bereits erfolgreiche Gespräche mit Architekten“, berichtet Müller. Vorstellbar seien beispielsweise innenarchitektonisch gestaltete freie Flächen für Lernlandschaften. Für die künftige Werkstatt wünscht sich Müller einen Neubau, wobei die teuren Gerätschaften im ersten Stock untergebracht werden sollten. Er sieht es als gutes Zeichen an, dass der Werksausschuss des Kreises Ahrweiler bereits sein Einverständnis dafür gegeben hat, in diese Richtung zu planen. Dabei gehe es auch um eine Erweiterung der pädagogischen Nutzfläche um 2000 Quadratmeter. „Bei diesen Schülerzahlen muss die Schule größer sein“, so Müller.

Noch bestimmen Bauarbeiter das Bild rund um die Berufsbildende Schule in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Unterrichtet wird zum Teil in provisorischen Leichtbauzelten.
Beate Au

Für die Turnhalle ist die Nutzung in Sichtweite

Auch wenn seine Einführung nun nicht in der Turnhalle gefeiert werden kann, hofft Müller, dass sie als Sportstätte im nächsten Schuljahr zur Verfügung steht. Bei der Flut war der Druck von unten so groß, dass der Boden aufbrach. Die Sanierung ist deshalb so aufwendig, weil er Teil der Statik ist. Der Blick des Schulleiters ist aber nach vorn gerichtet, und ihm ist bewusst, dass er die Verantwortung für eine Schule trägt, die auch für die Zukunft des Kreises Ahrweiler eine wichtige Säule ist. Denn hier werden die Fachkräfte ausgebildet, die dringend gebraucht werden – vom Handwerker bis zum Kita-Personal.

Schick und modern: das neue Logo im Flur der BBS.
Beate Au

Müller selbst ist Seiteneinsteiger. Er hat in Bonn Physik studiert, in Atmosphärenphysik promoviert und die Auswirkungen des Pinatubo-Vulkanausbruchs auf die Atmosphäre untersucht. In der Industrie hat er bis zum Zusammenbruch des Neuen Markts in der Software-Entwicklung gearbeitet. Dann entschied er sich für den Lehrerberuf und absolvierte seine Ausbildung am Heinrich-Herz-Europakolleg in Bonn. Physik, Informatik und Mathematik gehören zu seinem Fächerkanon. „Ich bin mit 36 Jahren Lehrer geworden, und ich habe es nie bereut“, sagt der 57-Jährige heute.

„Die wichtigste Voraussetzung, die man für diesen Beruf mitbringen muss, ist es, die Schüler zu mögen – auch die pubertierenden.“
Klaus Müller, Schulleiter der BBS in Bad Neuenahr-Ahrweiler

„Die wichtigste Voraussetzung, die man für diesen Beruf mitbringen muss, ist es, die Schüler zu mögen – auch die pubertierenden.“ Er habe großes Vertrauen in die neue Generation. „Sie werden andere Wege gehen als wir. Aber ich habe starke Persönlichkeiten kennengelernt, die große Herausforderungen meistern werden.“ Zu den Herausforderungen der BBS gehört es schon heute, Schüler im Bereich Demokratiebildung zu stärken. Und KI wird als Thema in den Fokus rücken. „Wir sollten sie als Unterstützung sehen und nicht als Bedrohung. Sie wird ein Hilfsmittel sein wie damals der Taschenrechner“, so Müller. Die technische Infrastruktur, Schüler darauf vorzubereiten, sei heute besser als vor der Flut.

Müller führt eine Schule mit 140 Kollegen und zu Beginn des Jahres gezählten 2360 Schülern, setzt dabei aber auch auf Teamarbeit mit seinen Stellvertretern Elke Klingel und Hermann Freund sowie einem zehnköpfigen Schulleitungsteam an seiner Seite. Seine Vision: „Ich hätte gern eine moderne Schule, die ein Ort ist, an dem die gesamte Gemeinschaft gern zusammenkommt, um gemeinsam zu lernen.“

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