Bad Neuenahr-Ahrweiler – Seit 90 Jahren sind die Schwestern des Klarissenordens in Bad Neuenahr zu Hause und dieses Jubiläum wollten sie, die eigentlich ihr Klostergebäude niemals verlassen, gemeinsam mit den Menschen der Stadt bei einem Gottesdienst in der Rosenkranzkirche feiern. Diesen Wunsch erfüllten die Gemeindemitglieder und kamen in großer Zahl zur Jubiläumsmesse.
„Man sieht sie in der Stadt nicht, aber sie sind da – um den Glauben zu bezeugen und unsere Anliegen vor Gott zu tragen. Und das seit 90 Jahren. Dafür sind wir dankbar“, begrüßte Pastor Peter Dörrenbächer die Schwestern, die an diesem Abend ihre klösterliche Klausur verlassen hatten und beim feierlichen Einzug in die Kirche ein Bild von Mutter Maria Veronika Adams trugen. Die gebürtige Bad Godesbergerin und Äbtissin hatte jahrelang für eine Niederlassung der Klarissen im Rheinland gekämpft und mit zwölf weiteren Klarissen im Dezember 1920 schließlich ihr erstes Domizil in Bad Neuenahr – die heutige Stadtbibliothek – bezogen.
„Mit Ihnen möchten wir heute die sehr ungewöhnliche Gründung durch eine sehr emanzipierte Schwester feiern“: Mit diesen Worten begrüßten die Klarissen die Gläubigen in der Rosenkranzkirche, bevor sie das Leben und Wirken der Mutter Veronika und die Geschichte der Bad Neuenahrer Klarissen nachzeichneten. Im Jahre 1866 geboren und 1892 dem Klarissenorden beigetreten, wurde Mutter Veronika 1917 von ihren Mitschwestern im Bocholter Kloster zur Äbtissin gewählt. Mit den Vorteilen dieses Amtes ausgestattet begann sie, für ein Kloster im heimatlichen Rheinland zu werben.
Wie sie ihr Ziel schließlich erreichte, dokumentieren die zahlreichen Briefe, die zwischen 1917 und 1920 geschrieben wurden und im Archiv des Bad Neuenahrer Klosters lagern. Aus diesen Schriften lasen die Schwestern Auszüge vor und belegten damit das vorher erwähnte Bild der „selbstbewussten Schwester“, die sich weder einschüchtern noch beirren ließ. Als kluge Strippenzieherin agierte sie scheinbar im Hintergrund und nutzte Diplomatie und Beziehungen, um ihr Ziel zu erreichen. Als besonders klugen Schachzug weihte sie den Trierer Bischof erst ein, als sie in seinem Bistum mit Hilfe ihrer Unterstützer bereits Tatsachen geschaffen hatte. Auch den damaligen Bad Neuenahrer Pfarrer ließ man bei den Planungen außen vor. Er könne nicht schweigen, heißt es wenig schmeichelhaft in einer der Schriften.
Die Namen der zwölf Bochholter Schwestern, die 1920 als erste Bad Neuenahrer Klarissen in der Kurstadt ankamen und die heutige Gemeinschaft begründeten, wurden beim Jubiläumsgottesdienst laut verlesen. Den Ordensregeln entsprechend hatten sie den mehrtägigen Fußmarsch im Winter barfuß zurück gelegt und kamen mit leeren Händen. „Wir bedanken uns für alles Gute, das wir von der Stadt und der Pfarrei empfangen haben“, beenden die Schwestern ihre Zeitreise. Als Geschenk zum Jubiläum spendete die Pfarrgemeinde den Klarissen die Kollekte für die Sanierung des Klosters.