Die Drumsticks der vier Trommler der Formation Drumatical Theatre aus Wien leuchteten, glühten und spuckten Feuer vor der Kulisse einer im Takt der Musik pulsierenden Wasserwand. Es war nur eine Szene von vielen in einem faszinierenden Universum von Licht, Wasser und Feuer. Wer die 10. Klangwelle bei der Premiere am Donnerstag im Kurpark von Bad Neuenahr erlebt hat, durfte feststellen: Die Veranstalter der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH haben es mit ihren Kooperationspartnern, darunter zahlreiche Sponsoren, geschafft, das Publikum zum Stauen zu bringen.
Zum Jubiläum alle Register gezogen
Greller, technisch fantastischer und gigantischer – die faszinierende Show, die sich in zehn Jahren zur vielleicht größten Veranstaltung in der Kreisstadt gemausert hat, erfüllte alle Ansprüche an ein „Meisterwerk der Emotionen“, so das Motto des Lichterspektakels zum Jubiläum. Roland Nenzel, künstlerischer Leiter der Klangwelle, und Daniel Ploil von der Wiener Technikfirma Consortium, die hinter der Klangwelle stecken, haben alle Register gezogen.
„Wow“ – das war bei der Premiere oft zu hören als Lob von den Zuschauern, darunter viele Stammgäste. „Wir hatten noch nie so früh so viele Buchungen“, berichtete Barbara Knieps von der Marketing GmbH. Die Vorstellungen an den Freitagen und Samstagen seien bereits ausverkauft. Rund 2000 Gäste waren es zum Auftakt am Donnerstag, darunter auch eine Familie aus Gerolstein. „Es ist toll, dass die Klangwelle einen immer wieder überrascht. In diesem Jahr ist alles noch größer. Der Aufwand, der hier betrieben wird, ist enorm“, so Mark Nowak aus Loogh bei Gerolstein, der nun zum zweiten Mal dabei war.
Fontäne erreicht neue Höhen
Bei der Klangwelle hatte schließlich auch eine brandneue, vom Consortium-Team konstruierte Wasserdüse Premiere. Bislang erreichten die Wasserstrahlen rund 35 Meter, die neue Düse erzeugt eine Fontäne von weit über 50 Metern. Auch in Sachen Lasertechnik, die sich rasant entwickelt, gibt es im Vergleich zu der Version vor zehn Jahren Quantensprünge. Zu spüren ist das auch bei der Klangwelle, wenn bei Helene Fischers Hit „Atemlos durch die Nacht“ plötzlich die Herzchen am Himmel glühen.
Damit diese gigantische Spektakel auch genügend energetische Power hat, wurden 2200 Meter Stromkabel im Kurpark verlegt. „Es ist alles viel professioneller geworden“, so der künstlerische Leiter Roland Nenzel. Trotzdem sei diese Veranstaltung charmant und familiär geblieben.
Goldenes Ticket verlost
Dafür sorgt augenzwinkernd auch das Moderatoren-Trio mit Roland Nenzel, Thomas Spitz und Jennifer de Luca, die in diesem Jahr erstmals die Gewinnerin eines goldenen Tickets dazu beglückwünschen konnten, lebenslang freien Eintritt zur Klangwelle zu haben. Verlost wurde es unter den Gästen, die auf der Suche nach einem auf dem Gelände versteckten QR-Code fündig geworden waren. Dass der Kurpark eigentlich eine Baustelle ist, fiel nicht auf. Doch es sei eine Herausforderung gewesen, den Gastrobereich entsprechend anders anzuordnen, wie Jan Ritter, Geschäftsführer bei der Marketing GmbH, verriet.
Egal, was im Kurpark von Bad Neuenahr in Zukunft auch passiert – die Klangwelle wird bleiben. Sie hat sich hier etabliert, lässt den Alltag vergessen und gibt den Emotionen eine Bühne. Zum Beispiel, wenn Jenny Violin mit ihrer E-Geige musikalisch live und temperamentvoll den Tanz von Wasser, Licht und Feuer unterstreicht.
Reise um den Planeten
Tanzbar waren viele Passagen des in vier Akte aufgeteilten Programms, das die Besucher mitnahm auf eine Reise rund um den Planeten. Naturaufnahmen zogen auf der großen, auf Wasserfontänen projizierten Leinwand vorbei. Mittendrin der Mensch: Denker, Erfinder und Erschaffer. Eingebettet in imposante Musik, berührten Weltwunder, Kulturen und historische Ereignisse.
Im zweiten Akt hieß es dann: Lieder „Made in Germany“ mit Songs, die Geschichte geschrieben haben. Mit Block drei weckte man garantiert die reflexartig starken Gefühle für Köln. Karnevalshits op Kölsch gehören von Anfang an dazu zur Klangwelle. Im vierten Akt ging es erstmals um elektronische Musik – angefangen bei Pionieren wie Kraftwerk und Depeche Mode über den Eurodance der 90er-Jahre bis hin zu David Guetta und Avicii. „Jetzt wird es noch mal richtig heiß“, kündigte Nenzel ein Finale mit „geiler Musik aus dem Computer“ an, zu dem noch einmal die gesamte Bandbreite an Pyrotechnik und Feuerwerk abgefeuert wurde.
Eine Erfolgsgeschichte
Als die Klangwelle 2014 aus Bonn in den Neuenahrer Kurpark zog, war sie eine große, improvisierte und in einem extrem kurzen Zeitraum auf die Beine gestellte Veranstaltung. Von 2005 bis 2013 gab es sie bereits in Bonn. Nach Klagen von Anwohnern wegen Lärmbelästigung verbot die Stadt Bonn die Klangwelle auf dem Münsterplatz. Seit 2014 ist sie nun mit Unterbrechungen durch Corona und die Flut im Neuenahrer Kurpark angesiedelt. Was mit 8000 Gästen an fünf Spieltagen vor zehn Jahren angefangen hat, ist inzwischen zu einer Volksveranstaltung für alle Generationen geworden, die überregionale Strahlkraft hat. 2023 waren es bereits mehr als 19 000 Gäste. Für Bürgermeister Guido Orthen ist die Klangwelle eine Erfolgsgeschichte, für die anfangs viel Vertrauen nötig gewesen sei, als es noch unklar war, ob so eine Veranstaltung auch in Bad Neuenahr gelingt. Heute könne man den Klägern aus Bonn nur danken und sie an die Ahr einladen. bea