Ortsbeirat wegen Hochwassergefahr gegen Bau am Wiesenweg aus
Kita-Neubau im Flutgebiet: Pläne der Stadt finden keine Gnade in Heimersheim
Nach dem Hochwasser 2022 ist die Kita St. Laurentius nicht mehr zu gebrauchen. Sie soll abgerissen werden und nicht weit entfernt neu aufgebaut werden. Doch das Projekt ist in Heimersheim heiß umstritten.
Jochen Tarrach

Heimersheim soll auf Beschluss des Stadtrates einen neuen Kindergarten bekommen. Die Kita St. Mauritius direkt neben dem ehemaligen Alten- und Pflegeheim St. Vincent wurde vom Hochwasser derart beschädigt, dass sie abgerissen werden muss. Ganz in der Nähe, im sogenannten Heimersheimer Grüngürtel, soll nun eine komplett neue Kita für sechs Gruppen entstehen. Eigentlich eine gute Nachricht für den Ort.

Aber: Lief das notwendige Bauleitverfahren dazu in den städtischen Gremien bisher reibungslos ab und herrschte weitgehend Übereinstimmung, so stellte sich jetzt der Ortsbeirat in seiner Sitzung am Dienstag in der Landskroner Festhalle quer und sprach sich gegen jeglichen Neubau an der gewählten Stelle am Wiesenweg aus. „Der Ortsbeirat von Heimersheim widerspricht allen Änderungen und dem Bauvorentwurf aufgrund des gewählten Standortes am Wiesenweg in Gänze und bittet die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler um Planung des Bauvorhabens Kita auf einem anderen Gebiet, zum Beispiel auf dem Grundstück, auf dem jetzt die provisorische Kita steht“, so der einstimmige Beschluss des Ortsbeirats.

Nachdem Verwaltungsmitarbeiter Gregor Kuntze aus der Abteilung Stadtplanung zu Beginn das Vorhaben und den Projektstand erläutert hatte, unterbrach Ortsvorsteher Juergen Saess die Sitzung, um den anwesenden rund 50 Bürgern das Wort zu erteilen.

Die Stadt hat in Heimersheim vollkommen versagt. Zuerst das neue Feuerwehrgerätehaus im Hochwassergebiet und jetzt auch noch die Kita.

Ernst Füllmann innerhalb einer emotionell aufgeladenen Diskussion

Zuerst berichtete Karl-Heinz Kettel über die Ergebnisse in den Beratungen der sogenannten Arbeitsgemeinschaft IV der Fluthilfe Heimersheim zum Thema Kita. So habe die Arbeitsgruppe keine Zweifel an der Notwendigkeit eines neuen Kindergartens, aber die Stadt habe keinerlei Erkenntnisse aus der Flut gezogen. Das nun vorgesehene Baugelände im sogenannten Grüngürtel entlang des Wiesenwegs sei Ausgleichsfläche für frühere Bebauungen im Ort und habe schon immer mal wieder unter Wasser gestanden. Es sei ein schöner Park, der ganz anderen Zwecken dienen sollte. Nun solle er teilweise versiegelt werden und das Versickern verhindern. Der geplante Kita-Bau werfe viele Fragen auf.

Nur eine davon war die Frage, warum der Bau auf Stelzen gesetzt werden solle. Man rechne also mit neuem Hochwasser, das die Kita gefährden könne. Als Alternativlösung schlug Kettel das Gelände „Im Bülland“, am Vehner-Weg (Hungerberg) oder am Gelände der städtischen Kita vor.

Gesamtkonzept gefordert

Drückte sich Kettel noch vorsichtig aus, so fanden die Gremien der Stadt bei Ernst Füllmann keinerlei Verständnis. Die Stadt habe in Heimersheim vollkommen versagt. Zuerst das neue Feuerwehrgerätehaus im Hochwassergebiet und jetzt noch die Kita. Man könne nicht begreifen, was die Stadt hier mache. Welche Eltern sollten ihre Kinder denn in eine Kita im Hochwassergebiet schicken und sie dieser Gefahr aussetzen, fragte er.

Eine Bürgerin forderte in ihrem Beitrag zuerst ein Gesamtkonzept für Heimersheim. Dazu gehörten der hochwassergerechte Ausbau der B 266 und der Hochwasserschutz für den gesamten Ort. „Es reicht nicht, wenn wir nur die Kita vor Hochwasser schützen“, sagte sie. Ohne Gesamtkonzept gelinge auch das nicht. Und wer wolle die Kinder einer solchen Gefahr aussetzen? Das sei einfach nicht in Ordnung.

Viele Bürger beteiligen sich an Diskussion

Noch viele weitere Bürger ergriffen das Wort, aber der geplante Kita-Neubau am Wiesenweg fand trotzdem wenig Zuspruch. Allein Udo Heimermann erinnerte daran, dass sich in der Vergangenheit das Zusammenspiel von Alten- und Pflegeheim mit dem Kindergarten bisher immer bewährt habe und für viel gegenseitiges Verständnis von Jung und Alt gesorgt habe.

Doch sein Einwand fand kein Gehör. So eröffnete der Ortsvorsteher wieder die Ortsbeiratssitzung, um sie sogleich wieder für eine Beratungspause zu unterbrechen. Nach der emotional aufgeladenen Diskussion der Bürger war schließlich die einstimmige Absage der Neubaupläne in dieser Form keine Überraschung mehr. Die Entscheidung des Ortsbeirats fließt nun in die Entscheidungsfindung des Stadtrates ein, der das letzte Wort hat, sich aber nicht zwingend danach richten muss.

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