Zwei Dinge im Bereich der vorschulischen Bildung sind in Niederzissen klar: Erstens, der bisherige Kindergarten platzt aus allen Nähten. Zweitens, die Zukunft ist größtenteils unklar – wird aber immer deutlicher erkennbar. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat Niederzissen das Projekt „Neue Kita“ nun ein gutes Stück konkreter werden lassen. Nachdem die Ratsmitglieder bereits zuvor beschlossen hatten, den eigentlich ins Auge gefassten Standort neben der Brohltalschule aufzugeben, konnte das Planungsbüro dait beauftragt werden, einen Vorentwurf eines achtgruppigen Kindergartens auf dem Gelände neben dem Bauhof vorzustellen. Nach den Vorstellungen der Architekten soll auf dem Gelände ein L-förmiger Bau entstehen, bei dem alle Kinderbereiche maximalen Sichtschutz von außen genießen.
Treppe in Form eines Amphitheaters
„Wir errichten entlang der Straße einen eingeschossigen Gebäudeteil, der alle sogenannten Erwachsenenräume wie etwa Büros und Besprechungsräume beherbergt“, erklärte die Projektleiterin und Architektin Melanie Scheeben. Im hinteren Bereich würden sich ein zweigeschossiger Trakt mit Gruppenräumen und die Außenfläche anschließen.
„Wir möchten, dass die beiden Geschosse von den Kindern nicht getrennt wahrgenommen werden. Aus diesem Grund planen wir, die Treppe in Form eines Amphitheaters zu bauen“, so Scheeben weiter. Diese lade zum Sitzen und Verweilen ein, zugleich könne dieser Bereich aber auch für Theateraufführungen genutzt werden. Unter der Treppe könnte zusätzlich eine Lesehöhle entstehen.
Holzrahmenbau oder konventionelle Bauweise?
„Eine solche Treppenanlage ist dann möglich, wenn wir wie geplant eine Außentreppe als ersten Rettungsweg vorsehen“, erklärte die Architektin. Zugleich schwebt Scheeben vor, dass die Kinder zusätzlich über eine Rutsche aus dem ersten Stock auf das Außengelände gelangen könnten. Noch nicht geklärt ist die Ausführungsweise des Gebäudes: Holzrahmenbau oder konventionelle Bauweise.

Bedenken äußerten Teile des Rates auch bezüglich der Anfahrt, da das neue Gelände in einer Sackgasse liegt. „Hier soll ein Verkehrskonzept erarbeitet werden. Wir möchten nicht, dass die Eltern bis direkt vor den Kindergarten fahren können“, stellte Nico Degen in Aussicht, der die Gemeinderatssitzung für Ortsbürgermeister Rolf Hans leitete.
Fertigstellung für Frühjahr 2028 avisiert
Im Rahmen der Sitzung schuf der Rat ebenfalls die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen für die Planung der Kindertagesstätte am neuen Ort. Derzeit rechnen Rat und Architekturbüro mit einer Fertigstellung im Frühjahr 2028. Um die bis dahin fehlenden Betreuungsplätze zumindest teilweise auffangen zu können, arbeitet die Ortsgemeinde Niederzissen mit Hochdruck an verschiedenen Übergangslösungen. Seit dem vergangenen Jahr ist die Ortsgemeinde bestrebt, im Mehrzweckgebäude am Marktplatz eine Kindertagespflege einzurichten, in der zwei Tageseltern bis zu zehn Kinder betreuen sollen. Nachdem man zuerst nach Bewerbern gesucht hatte, die dies auf selbstständiger Basis leisten wollten, erhielt man kaum Bewerbungsrückläufer, berichtete der Beigeordnete Andy Schmitt. Eine Verbesserung trat erst ein, als die Ortsgemeinde ein Anstellungsverhältnis in Aussicht stellte.

„Ich denke, wir können mit den Kandidaten sehr zufrieden sein“, so Schmitt weiter. Wenn alles gut geht, kann es im Herbst losgehen. Zehn Kinder sollen dann in Niederzissen von zwei Tagesmüttern betreut werden. Zusätzlich könne eine Kraft in Rodder weitere fünf Kinder betreuen, so Nico Degen.
Weniger Aussicht dürfte der Antrag der SPD im Jugend-, Sport- und Sozialausschuss der Verbandsgemeinde Brohltal haben. Darin wurde die Verbandsgemeindeverwaltung aufgefordert, die Möglichkeit einer Betriebs-Kita zu prüfen. Johannes Bell bezweifelte dies: „Ein Betriebskindergarten der Verbandsgemeinde hilft doch nicht der Ortsgemeinde.“ Der Gemeinderat Niederzissen beauftragte das zuständige Büro, die Planungen für den neuen Kindergarten fortzuführen.