Heimersheimer Hilfsgüterausgabestelle muss ehemaliges Seniorenheim verlassen - Zukunft des Hauses offen
Kein neues Obdach in St. Vinzenz: Hilfsgüterausgabe muss Gebäude in Heimersheim verlassen
Bis vor wenigen Wochen diente das ehemalige Senioren- und Pflegeheim St. Vinzenz mehreren Hilfsorganisatoren als Unterkunft. Sicherheitsmängel sprechen aus Sicht des Heimträgers gegen eine Weiternutzung.
Claudia Voß

Seit mehr als 16 Monaten sind sie im Einsatz, die Ehrenamtlichen der Heimersheimer Hilfsgüterausgabestelle. Das ehemalige Seniorenheim St. Vinzenz ist ihnen in dieser Zeit zur zweiten Heimat geworden – doch wo bis vor wenigen Wochen noch geschäftiges Treiben die Besucher der Hilfseinrichtung empfing, ist nun Ruhe, die Hilfsgüterausgabe musste das Gebäude an der Heppinger Straße 22 Mitte Oktober verlassen.

Bis vor wenigen Wochen diente das ehemalige Senioren- und Pflegeheim St. Vinzenz mehreren Hilfsorganisatoren als Unterkunft. Sicherheitsmängel sprechen aus Sicht des Heimträgers gegen eine Weiternutzung.
Claudia Voß

„Für uns kam diese Aufforderung, das ehemalige Altenheim zu räumen, völlig unerwartet“, erklärt Petra Monreal, Mitinitiatorin der Hilfsgüterausgabestelle Heimersheim. Unmittelbar nach der Flutkatastrophe hatte die engagierte Heimersheimerin begonnen, gemeinsam mit Gabriele Kramer-Mix und Claudia Redecher von der Flut Betroffene mit dem Notwendigsten zu versorgen. „Angefangen haben wir in der Turnhalle in Heimersheim, dort hatten wir ein provisorisches Warenlager und waren froh über jede Spende, die wir an die Menschen weitergeben konnten“, erinnert sich Monreal an die Anfänge der Ausgabestelle.

Unterstützt von einem rund 20-köpfigen Team Ehrenamtlicher haben die Initiatorinnen seit Oktober vergangenen Jahres im ehemaligen Seniorenheim St. Vinzenz ein Gebrauchtwarenparadies geschaffen und dem seit 2017 verwaisten Gebäude neues Leben eingehaucht. Wo sich einst Heimbewohner zur Andacht in der Kapelle trafen, richteten die Ehrenamtlichen ein Präsentationszimmer für Oberbekleidung ein, ehemalige Personalräume wurden zu Lagern und Ausstellungen für Küchenutensilien, Spielsachen und Bettwaren, das Treppenhaus verwandelte sich in eine Fahrradbörse und im ehemaligen Eingangsbereich von St. Vinzenz empfingen ansprechend dekorierte Tisch- und Sitzgruppen die von Not betroffenen Gäste der Ausgabestelle.

Es muss weitergehen! Die Menschen brauchen uns – gerade in diesem Winter.

Petra Monreal, Hilfsgüterausgabestelle

Doch dann kam das Aus für die Nutzung des ehemaligen Seniorenheims: Per schriftlicher Mitteilung untersagte der Heimträger, die Cusanus Trägerschaft Trier (CTT), eine Weiternutzung des Gebäudes aus sicherheitsrelevanten Gründen. „Für uns war das ein Schock“, so Monreal, „Diese Mitteilung kam für uns so überraschend und war völlig unverständlich. Die Cusanus wusste doch von Anfang an über die Gebäudenutzung Bescheid. Wir haben die Brandschutztüren geprüft, neue Rauchmelder und Kameras im Gebäude eingebaut.“ Zudem habe es mit der Pfarrgemeinde St. Mauritius, die Eigentümerin des Gebäudes sei, die Vereinbarung zur Nutzung auf eigene Gefahr gegeben. „Der Pfarrgemeinderat hat uns mitgeteilt, dass wir das leer stehende Gebäude nutzen können, solange es nicht verkauft oder anderweitig gebraucht wird“, sagt Monreal.

Will weiter Spenden an Menschen in Not ausgeben: Gerd Bollig.
Claudia Voß

Gegenüber der RZ teilte die CTT mit, dass im Hinblick auf den Zustand des Gebäudes nach der Flutkatastrophe sowie den „etwaig aus der Nutzung resultierenden Gefährdungen aus infektiologischer und bautechnischer Sicht aus fürsorge- und haftungsrechtlichen Gründen“ nicht zustimmt werden könne. Auch habe hierzu „ein intensiver Austausch mit Vertretern der Kirchengemeinde stattgefunden“, so die CTT, die betonte: „Im Gespräch am 14. Oktober haben wir diese Bedenken vorab mitgeteilt und die Möglichkeiten einer Nutzung im Anschluss rechtlich prüfen lassen.“ Auch eine erneute Gebäudenutzung durch die Ehrenamtlichen der Hilfsgüterausgabestelle schließt die CTT aus. „Gerne hätten wir eine Nutzung für die Hilfsorganisation ermöglicht, doch eine Prüfung der Vertrags- und Versicherungsbedingungen hat ergeben, dass dies vor Sanierung des Objektes nicht möglich ist“, heißt es von der Trägergemeinschaft.

Wie es mit dem ehemaligen Senioren- und Pflegeheim weitergeht, ist bislang ungewiss. Die Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler teilte gegenüber der RZ mit, es sei mit der CCT seinerzeit ein erbrechtlicher Pachtvertrag zur Nutzung des Gebäudes über mehrere Jahrzehnte geschlossen worden. Dieser Vertrag sei auch nach Schließung des Senioren- und Pflegeheims St. Vinzenz bis auf Weiteres gültig. „Daher muss die CTT aktuell entscheiden, wie es mit dem Gebäude weitergeht und ob es wieder genutzt werden kann“, erklärte Norbert Welsch, zuständig für die Immobilienverwaltung in der Pfarrei.

Für Petra Monreal und ihre Mitstreiter ist jedoch klar: „Es muss weitergehen. Schließlich brauchen uns die Menschen hier – gerade in diesem Winter.“ „Wir wissen nicht, wie lange wir hier noch gebraucht werden, aber aktuell können wir noch nicht Schluss machen mit unserer Hilfsgüterausgabestelle“, betont auch der ehrenamtliche Helfer, Gerd Bollig. Selbst von der Flut betroffen, nutzt der Heimersheimer jede freie Minute, um die Folgen der Flut für andere ein wenig zu lindern. „Manche Bürger haben noch gar nicht angefangen mit dem Wiederaufbau oder haben Angst und Hemmungen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Für diese Menschen müssen wir auch jetzt – da sein“, ist er überzeugt.

Um Flutopfer und von Not Betroffene auch weiterhin mit Kleider- und weiteren Sachspenden versorgen zu können, haben die Ehrenamtlichen im Pfarrsaal unter dem ehemaligen Seniorenheim, Heppinger Straße 22, eine provisorische Ausgabestelle errichtet. Geöffnet ist diese jeweils dienstags zwischen 10 und 16 Uhr.

Top-News aus der Region