„Ach, mal wieder eine DeLonghi“, sagt Thomas Vanselow interessiert, als jemand einen Kaffeeautomaten auf den Werktisch des Reparatur-Cafés im Remagener Pfarrheim St. Franziskus stellt. Während Herbert Stolz und Andreas Bieber sich über eine Kuckucksuhr beugen, Frank Krajewski bei einem Lautsprecher auf Ursachenforschung geht, widmet sich Peter Möbius zwei kleinen Lokomotiven eines Modelleisenbahners, und Wolfgang Seidler hantiert fachmännisch an einem Radio, das seinen Dienst quittiert hat. Einmal monatlich, jeden zweiten Dienstag, treffen sich Ehrenamtliche, um alles Tragbare an Elektronik, was den Dienst verweigert, zu untersuchen und bestenfalls zu reparieren.
Eigentümer müssen Formular unterzeichnen
Zuvor müssen allerdings die Eigentümer ein Formular unterschreiben, das die Tüftler absichert. Es beinhaltet die Klausel, dass durch die Nutzung des kostenlosen Angebots keine rechtsgeschäftlichen Verbindlichkeiten entstehen. Auch sind die Experten nicht verpflichtet, ein Gerät anzunehmen und können Gegenstände zur Reparatur abweisen. Bei größerem Andrang wird nur ein Gerät pro Person repariert. Nicht fertig reparierte Geräte müssen vom Besucher wieder mitgenommen und können bei der nächsten Sitzung wieder mitgebracht werden.
Man glaubt es manchmal nicht, was an verdreckter Technik hier angeschleppt wird.
Frank Krajewski vom Remagener Reparatur-Café
In Ausnahmefällen nehmen die ehrenamtlichen Helfer auch schon mal ein Gerät mit nach Hause, wenn in ihrem von Spendengeldern der Kunden extra angeschafften Werkzeugschrank nicht das zu finden ist, was gerade benötigt wird. Auch geben die Experten keine Garantie auf die mit ihrer Hilfe durchgeführten Reparaturen und sind nicht haftbar, wenn etwas anschließend nach ihrer Arbeit nicht funktioniert.

Der Reptreff ist die letzte Hoffnung für Elektrogeräte
An der oberen Ahr ist es jetzt ganz neu, dort wurde kürzlich ein Reparaturcafé eröffnet. Andernorts gibt es die Treffen schon lange, hier reparieren Menschen mit Expertise kaputte Haushaltsgeräte – allerdings längst nicht alle.
Aus Beschädigungen, die durch die Reparatur entstehen können, kann zudem kein Schadensersatzanspruch abgeleitet werden. „Und man glaubt es manchmal nicht, was an verdreckter Technik hier angeschleppt wird. Jüngst war ein Staubsauger mit einem bis oben hin vollen Beutel dabei, auch ein Rasenmäher, von dem wir hier den Boden voller Gras hatten – so etwas lehnen wir ab“, betont Krajewski, der sich mit einem gewissen Ekel auch an Kopfhörer erinnert, die sich deshalb nicht mehr aufladen ließen, weil ihnen zu viel Ohrenschmalz anhaftete.
Vieles wird weggeworfen, obwohl es nicht defekt ist
Wichtig ist dem Repair-Café Team auch Aufklärung. „Viele Leute werfen Dinge weg, die überhaupt nicht kaputt sind. Davon kann man sich an der Elektroschrott-Ecke der Deponie auf dem Scheid in Niederzissen oder beim Wertstoffhof in Kripp überzeugen“, erklärt der TV- und Radiotechniker-Meister Seidler. Manche würden einfach wegwerfen und Neues kaufen, weil es Moderneres gibt. „Etwa wenn der Flachbildschirm noch ein bisschen flacher ist als der alte, und angeblich eine bessere Auflösung hat“, so Seidler.
Viele Leute werfen Dinge weg, die überhaupt nicht kaputt sind.
TV- und Radiotechniker-Meister Wolfgang Seidler
Aber die Industrie fördere diese Umgangsweise auch, wenn beispielsweise der Laptop nicht mehr gut laufe, weil Windows 10 nicht mehr unterstützt würde oder es keine Ersatzteile mehr für ein Gerät gäbe. Zudem gäbe es immer weniger Betriebe, die Elektronik auch tatsächlich reparieren könnten. Skeptisch ist Seidler auch gegenüber der neuen EU-Verordnung, die ab 2026 kommen soll und die besagt, dass Elektrogeräte reparabel sein müssen. „Da gibt es dann jede Menge Ausnahmeregeln, etwa bei vielen Kleingeräten oder solchen, die weniger als 50 Euro kosten“, meint Seidler.

Freuen würde sich das Repair-Café-Team, wenn es Verstärkung von technisch Vorgebildeten bekämen. Bislang sind dabei: Frank Krajewski, Samin Sadi, Herbert Stolz, Peter Möbius, Wolfgang Seidler, Heinz Bönsch, Thomas Vanselow, Franz Dada und Andreas Bieber. Manche haben einen technischen Beruf erlernt, andere sind einfach Technik begeistert. Betreut wird das Café von Eva Sobotka, die das Projekt „Leben und Älter werden in Remagen“ fortführt. Herta Mixtaki und Helga Jakobs-Becker, deren Mann Jürgen Becker das Repair-Café gegründet hatte, kümmern sich um die Organisation.
Die nächsten Termine sind immer dienstags von 15.30 bis 17 Uhr am 13. Mai, am 10. Juni, am 8. Juli, am 12. August, 9. September, 14. Oktober, 11. November und 9. Dezember.