Jecke Schau in Oberwinter
Karnevalsorden lassen närrisches Erbe lebendig werden
Auch wenn es den Verein der Oberwintererer Fährnarren nicht mehr gibt: Die alten Karnevalsorden werden in Ehren gehalten.
Christian Koniecki

In Oberwinter hat der Rathausverein eine ganz besondere Sammlung zusammengetragen: Karnevalsorden. Sie erzählen Geschichten ihrer Zeit und vom geselligen Leben am Rhein. Spontan wurde daraus eine Ausstellung rund um die Ehrenzeichen.

Der kleine Saal im alten Oberwinterer Rathaus steht ganz im Zeichen der närrischen Zeit. In den Vitrinen funkeln Karnevalsorden mit Abzeichen und Ansteckern um die Wette, eine Ahnengalerie mit Fotos ehemaliger Prinzenpaare aus dem kleinen Hafenort bei Remagen füllt eine ganze Wand. Kurz vor der Eröffnung richten Hans Metternich und Heinz Wilms vom Vorstand des Rathausvereins noch die letzten Ausstellungsstücke her, damit alles für die Eröffnung der kleinen Schau seinen richtigen Platz findet. Dabei huscht immer wieder ein Schmunzeln über das Gesicht von Hans Metternich – und das hat seinen Grund.

Hans Metternich und Heinz Wilms vom Rathausverein vor der "Ahnengalerie" der Oberwinterer Tollitäten.
Christian Koniecki

Idee entstand spontan

„Eigentlich hatten wir gar keine Ausstellung geplant“, verrät er. „Die Idee dazu ist ganz spontan entstanden.“ Anlass war ein Geschenk an den Rathausverein. Heribert Klemm, selbst einst Prinz im Oberwinterer Karneval, wollte dem Verein, der sich mit der Geschichte des Hafenortes beschäftigt und ein eigenes Archiv unterhält, seine Sammlung an Prinzenorden überlassen. Bei der Übergabe an Hans Metternich vor drei Wochen zeigte sich der 93-jährige Klemm dann aber untröstlich. „Er sagte mir, dass die Reihe der Prinzenorden seit 1953 nicht ganz komplett sei“, berichtet Metternich. Doch Klemm hatte als karnevalistisches Urgestein des Hafenortes gleich einen Tipp parat: Franz Blumenberg, ebenfalls Spross einer jecken Traditionsfamilie im Ort, habe auch einige Orden und könne vielleicht die ein oder andere Sammlungslücke schließen.

Heinz Wilms vom Rathausverein Oberwinter zeigt ein besonders Stück: Diese Flaschen mit Messingverzierung hatte der Karnevalsverein Fährnarren verliehen – eine besonders beliebte Auszeichnung.
Christian Koniecki

„Es kam eins zum anderen“, fasst der Vorsitzende des Rathausvereins die vergangenen Wochen zusammen. Nachdem auch noch Zeitzeugnisse von Hans Winand Schmitz dazugekommen waren, hatten die rührigen Mitglieder des Geschichtsvereins bald so viele Stücke zusammengetragen, dass ein recht umfassender Blick auf den organisierten Karneval der Vereine von Oberwinter möglich wurde. Das schrie so kurz vor dem Höhepunkt der närrischen Zeit geradezu nach einer Ausstellung, dachten sich Metternich und Wilms.

Nicht nur Karnevalsorden werden gezeigt – auch Kostüme, wie etwa von den Wölle-Möhnen.
Christian Koniecki

Rund 200 närrische Orden sind zu sehen

Und da sind sie nun aufgereiht, die vielen und meist aufwendig gestalteten Prinzenorden der Oberwinterer Tollitäten seit dem Jahr 1953. Und nicht nur diese: Auch viele Ehrenmedaillen der Vereine, die sich im Laufe der Jahrzehnte rund um den Karneval gebildet und teils auch wieder aufgelöst haben, sind zu entdecken. Da sind die Orden der „Wölle Möhne“, dem ältesten der noch existierenden Karnevalsvereine im Ort. Und natürlich ist die Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß Oberwinter vertreten, aber auch die Fährnarren hatten viele Jahre lang die närrische Zeit mitgeprägt, wovon die vielen fantasievoll gestalteten Orden zeugen. Um die 200 unterschiedliche Orden, die meisten aus Oberwinter, sind zu sehen. Und das ist nicht alles.

Dem inzwischen 93-jährigen Heribert Klemm, auf dessen Sammlung die Ausstellung beruht, ist eine eigene Ausstellungsvitrine gewidmet.
Christian Koniecki

In einer Vitrine sind alte Liederblätter zu sehen: In rheinischer Mundart erzählen die launigen Texte von Personen oder Geschehnissen im Ort. „Es gibt viele alte Lieder aus dem Karneval, die Oberwinter aufs Korn nehmen“, weiß Hans Metternich. „Ein paar davon kann man hier entdecken.“ Aber auch Heribert Klemm ist eine ganze Vitrine gewidmet, dessen Sammlung von Prinzenorden den Grundstock für diese kleine Ausstellung bildete. Dort sieht man jede nur denkbare Ehrenurkunde und Auszeichnung, die er für sein langjähriges Engagement im Karneval erhalten hat, seine alte Kappe und noch manches andere Erinnerungsstück an die tollen Tage vergangener Zeiten.

Auch manch andere karnevalistische Zeitzeugnisse werden gezeigt, wie etwa diese Liedblätter aus vergangenen Jahrzehnten.
Christian Koniecki

Nach der Eröffnungsfeier mit dem Prizenpaar Rafael I. und Sylvia I. vom Freitag wird die große Ordensschau erstmals am Sonntag ab 13 Uhr für die Öffentlichkeit zu sehen sein. Denn an diesem Tag herrscht dort sowieso Remmidemmi, wenn um 14.14 Uhr die Schlüsselübergabe und damit der offizielle Startschuss für die Regentschaft der Oberwinterer Tollitäten stattfindet. Am darauffolgenden Wochenende, 22. und 23. Februar, wird die Schau von 16 bis 18 Uhr zu sehen sein, wie auch am Sonntag, 2. März. Am Rosenmontag, 3. März, sind die Rathaustüren ab 13.30 Uhr geöffnet – und auf Anfrage beim Rathausverein auch darüber hinaus nach Bedarf.

Manche Orden sind auch echte Zeitzeugnisse, wie etwa dieses Exemplar aus den Jahren der Coronapandemie.
Christian Koniecki

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