Mayschoss – Nach Julia Bertram aus Dernau tritt am heutigen Samstag nun die 22-jährige Julia Migend aus Mayschoß an, um Deutsche Weinkönigin zu werden. Sollte die Krone zum dritten Mal kurz hintereinander an die Ahr gehen, wäre das eine Sensation. Der Erfolgsdruck lastet deshalb nicht ganz so stark auf Julia Migend. Doch völlig auszuschließen ist es nicht, denn bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin soll die Beste gewinnen.
Julia Migend will ihr Bestes geben. Darauf hat sie sich intensiv vorbereitet. Mit erstem Erfolg: Beim Vorentscheid in Offenburg hat sie sich schon mal für das Finale qualifiziert.
Das Finale erwartet die sechs Kandidatinnen, die es in die Endrunde geschafft haben, am Freitag, den 13. September. Ein Datum, von dem sich Julia Migend nicht irritieren lässt. „Ich bin eher jemand, der ruhig bleibt“, sagt sie von sich. „Ich nehme es so an, wie es kommt und wie ich bin. Ich mache dafür keinen Kopfstand.“ An der Aufgabe, den Wein und das Ahrtal zu repräsentieren, ist sie seit ihren ersten Amtshandlungen als Prinzessin ihres Heimatortes gewachsen.
Für die neue Herausforderung hat sie erst einmal sehr viel gelesen über die anderen Anbaugebiete und die regionalen Unterschiede. Eine große Hilfe für alle Fragen rund um die Technik des Weinmachens war die zweite Kellermeisterin der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, Astrid Rickert. Besonders viel Zeit hat sich Alexander Kohnen vom International Wine Institute in Bad Neuenahr-Ahrweiler genommen, um die sensorischen Fähigkeiten der 22-Jährigen zu trainieren.
Ein Rhetorik-Seminar, speziell zugeschnitten auf ihre Kandidatenrolle, hat sie ebenfalls hinter sich: keine Wattewörter, bildreiche Sprache, eine gerade Haltung. Sich nicht anmerken lassen, dass man nervös ist. Die Tipps und Kniffe hat sie sich eingeprägt für den großen Auftritt. Der letzte Schliff für die Ahrweinkönigin, der auch in diesem Amt mehr abverlangt wurde als ein Weinspruch oder nettes Geplauder. „Ohne fachliches Wissen geht es nicht. Die Menschen, denen ich begegnet bin, haben viel gefragt und mich manchmal auch richtig gelöchert“, berichtet Julia Migend.
Die Frage der richtigen Garderobe ist für sie kein Aufreger. „Natürlich möchte man gut aussehen. Doch das Wichtigste ist: Man muss sich darin wohlfühlen. Es muss zu mir passen“, findet sie. Beim ersten Termin der Vorentscheidung am Samstag war ohnehin der Business-Look vorgeschrieben. Nicht nur Angehörige, sondern auch 50 Freunde aus dem Heimatort haben sie an diesem Tag nach Offenburg begleitet. „Das hilft. Man fühlt sich wohler, wenn man mitbekommt, dass die Leute, die einem wichtig sind, da sind und applaudieren“, findet sie.
Immer von Menschen umgeben gewesen zu sein, die für und vom Wein leben, das habe sie von Kindheit an geprägt, obwohl sie nicht aus einem Weingut kommt und auch beruflich andere Wege geht. Sie ist Angestellte bei Verpoorten in Bonn und arbeitet dort im Vertrieb. Sie ist zwar eine Quereinsteigerin in das Thema Wein, doch die Leidenschaft dafür hat sie immer angetrieben: „Der Weinbau ist wichtig für die Region. Ich wohne hier und weiß das zu schätzen.“
Die Arbeit im Wingert, die sie von Kindesbeinen an kennt, bleibt. Außerdem hat ihr Freund Weinberge im Nebenerwerb. Sie findet es gut, dass Weinköniginnen heute selbstbewusst die Chance nutzen, sich für ein wichtiges Kulturgut ihrer Region einsetzen zu können: „Es sind Persönlichkeiten, und es ist richtig, dass sie heute viel Respekt und Anerkennung ernten.“ Der neue Status, den Weinköniginnen heute haben, hat ihrer Meinung auch viel mit dem hohen Anspruch an ein besonderes Qualitätsprodukt zu tun, das man in Maßen genießen sollte.