Manchmal muss es einfach der richtige Wagen sein. Auch wenn es mitunter dauern kann, bis man fündig wird. So wie bei Johannes Weber. Zehn Jahre lang hat er nach seinem Oldtimer gesucht, immer wechselnd zwischen Mustang und Corvette. Bis es irgendwann „Klick“ gemacht hat.
Ein kantiger, kraftvoller Wagen wurde es
Da war er: ein Ford Mustang Cabrio von 1967 in kräftigem Blau. Ein Modell der zweiten Generation, vergleichsweise kantig und kraftvoll. „Ich habe nach einem Auto gesucht, das zu mir passt, an dem ich selber herumschrauben kann und das nicht gleich Unsummen verschlingt“, sagt der 74-Jährige aus der Grafschaft. „Insofern haben mich die beiden amerikanischen Marken angesprochen, denn beide waren zumindest in ihrer jeweiligen Zeit recht erschwinglich und vergleichsweise robust.“ Rund 2600 Dollar haben diese Autos damals gekostet – nach heutiger Kaufkraft entspricht dies inflationsbedingt etwa 24.000 Dollar. Kein Schnäppchen, aber auch kein Vergleich zu einigen der Luxuskarossen, die manche Liebhaber schätzen.
„Es war halt Liebe auf den ersten Blick.“
Johannes Weber über seinen Mustang
Warum es dann letztlich der 1967er geworden ist, kann Weber aber inzwischen gar nicht mehr so genau sagen. „Es war halt Liebe auf den ersten Blick“, sagt er lachend. 2011 habe er ihn durch Zufall gefunden und sich nach einem sorgfältigen Blick unter die Haube zum Kauf entschlossen. Viele der kleineren Reparaturen hat er seitdem selbst durchgeführt, das hat für ihn immer mit dazu gehört. „Ich brauchte was zum Spielen“, erklärt er. „Ich komme aus der Landwirtschaft und habe mir darüber unweigerlich vieles angeeignet, was man im Zusammenhang mit Fahrzeugtechnik und dergleichen wissen muss. Eine Generalüberholung des Motors habe ich aber natürlich von einem Fachmann durchführen lassen.“ Dazu reichen die eigenen Kenntnisse dann doch nicht aus. „Ich würde mich natürlich nie als Profi bezeichnen, aber die gängigen Probleme habe ich eigentlich immer beheben können. Die Mustangs waren aber damals auch so gebaut, dass man selbst Hand anlegen konnte. Bei modernen Fahrzeugen ist das doch heute alles nicht mehr ohne Computer möglich.“

Sammler aus Niederzissen ist mit Borgward aufgewachsen
Was macht die Faszination Oldtimer aus? Dieser Frage geht unsere Zeitung in einer kleinen Serie nach. Heute berichtet der Niederzissener Hans Söntgerath davon, wie ihn die Leidenschaft gepackt hat.
Ein Pickup gesellt sich zum Lieblings-Mustang
Dies hat Weber auch bei einem 73er Pick-Up gemacht, den er kurz vor der Corona-Pandemie gekauft hatte. „Ich habe ihn im Internet auf der Webseite eines Händlers aus München entdeckt“, erklärt er. „Ein tolles Auto, direkt aus den USA importiert. Letztlich habe ich ihn gerade deswegen gekauft, denn mich hat die Herausforderung gereizt: Das Fahrzeug muss ja komplett auf die geltenden EU-Richtlinien umgerüstet werden.“ Das betrifft vor allem Scheinwerfer und Blinker, aber auch die Umstellung des Tachos auf Stundenkilometer.
Hinzu kommt die Verpflichtung zur Einhaltung der EU-Abgasnorm. Geschieht dies nicht, gilt das Auto nicht als straßentauglich – und wer Oldtimer sammelt, will schließlich auch mit ihnen fahren. „Etwa ein Jahr habe ich die gesamte Elektrik erneuert“, sagt Weber und lacht. „Aber wegen der Pandemie und der notwendigen Gutachten habe ich ihn erst 2023 zulassen können.“
Der alte Mustang gehört nicht zu den sichersten Autos
Obwohl Johannes Weber sein Cabriolet um keinen Preis der Welt missen möchte, ist ihm doch auch bewusst, dass Luxus und Sicherheit nicht zu den Stärken des Mustangs gehören. „Es gibt keine Kopfstützen und auch keine Gurte“, betont er. „Was durchaus schon mal dazu geführt hat, dass Bekannte, die mit mir mitfahren wollten, direkt wieder ausgestiegen sind, weil das denen zu riskant war.“ Verständlich, oder? „Durchaus. Allerdings muss man dazu sagen, dass das ohnehin kein Wagen ist, mit dem man in hohem Tempo über die Autobahn rast.“ Über die nötigen Pferdestärken verfügt er zwar, nur wird es schnell unangenehm: „Die Türen schließen einfach nicht perfekt, sodass die Karre innen lauter ist als außen. Ab 100 Kilometern pro Stunde hört jegliche Unterhaltung automatisch auf.“
Der Ford Mustang Cabrio
Mit dem Ford Mustang schuf der Automobilhersteller 1964 die Klasse der Pony Cars (benannt nach dem Logo der Marke, dem galoppierenden Pferd), also Coupés und Cabrios, die sich durch eine lange Motorhaube und ein kurzes Heck auszeichneten und dennoch für die damaligen Verhältnisse in den USA eher kompakt wirkten. Die Fahrzeuge sollten vor allem junge Käufer ansprechen und lockten unter anderem mit extrem hoher Motorleistung. Dementsprechend verschwanden die meisten Pony-Cars Mitte der 1970er Jahre in der Versenkung, als die erste Ölkrise die Benzinpreise in die Höhe schnellen ließ; gleichzeitig verlangten sowohl Politik als auch Öffentlichkeit nach sparsameren und emissionsärmeren Fahrzeugen. Einzig der Ford Mustang wird bis heute durchgehend produziert.