Hauch von Punk und Avantgarde
Jazzfest Bonn hat noch Spannendes zu bieten
Richard Galliano und Paolo Fresu im Bonner Münster beim Jazzfest Bonn 2025.
Thomas Kölsch

Das Bonner Jazzfest hat vergangene Woche einen furiosen Auftakt gefeiert. Wir haben zusammengefasst, welche Konzerte nun als Nächstes anstehen und wofür es noch Karten gibt.

Reibung ist eines der Schlüsselwörter des Jazzfests Bonn. Harmonie ein anderes. Dieser Kontrast definiert das Festival, das inzwischen nicht nur in Bonn als Leuchtturmprojekt wahrgenommen und von vielen hochkarätigen Künstlern aus aller Welt geschätzt wird, seit nunmehr 16 Jahren. Auch 2025 weicht dessen Initiator und Chef Peter Materna davon nicht ab. Zum Glück, entstehen so doch ebenso atemberaubende wie spannende Konzerte.

Es stehen noch Überraschungen aus

Das lyrische Duo-Spiel von Akkordeonist Richard Galliano und Trompeter Paolo Fresu im Bonner Münster hat am ersten Wochenende ebenso begeistert wie die mitunter sehr freien Klangexperimente von Gitarrist Wolfgang Muthspiel, Klarinettist Louis Sclavis und Pianist Benjamin Moussay. Und noch stehen einige Höhepunkte aus sowie einige Überraschungen.

Richard Galliano und Paolo Fresu im Bonner Münster beim Jazzfest Bonn.
Thomas Kölsch

Schon das nächste Doppelkonzert am 8. Mai verspricht, ebenso charmant wie eigenwillig zu werden. Der Pianist Konstantin Reinfeld und Benyamin Nuss, einer der weltbesten Mundharmonika-Virtuosen, treffen als eher ungewöhnliches Duo auf Simone Zanchini, ein Akkordeonist mit Hang zu Grenzüberschreitungen.

Alle drei sind Klangästheten, wobei Reinfeld und Nuss mit ihrer Liebe zur Klassik und den gefühlvollen Melodien deutlich traditioneller sind als der 52-Jährige, der sowohl aus dem Bebop als auch aus der elektronischen Musik schöpft und danach strebt, die Ausdrucksmöglichkeiten seines Instruments zu erweitern. Beides dürfte sich lohnen. Gleiches gilt für das Tentett Volo der Bonner Saxofonistin und Jazzfest-Bonn-Förderpreisträgerin Sofia Will, den dem italienischen Schlager huldigenden Stefano di Battista, den Kölner Pianisten Rainer Böhm sowie die schwedische Soul-Sängerin Ida Sand.

Benjamin Moussay und Louis Sclavis im Collegium Leoninum
Thomas Kölsch

Interesse am Jazzfest wächst

Das Interesse am Jazzfest Bonn ist stetig gewachsen, sodass viele Konzerte bereits ausverkauft sind. Tickets gibt es unter anderem noch für das neue Quartett von Greg Osby, der Ende der 1980er-Jahre als Mitglied des M-Base-Kollektivs in New York stilbildend war. Mit dem Drummer Florian Arbenz hat er einen Partner gefunden, dessen komplexe rhythmische Patterns viele Freiheiten lassen, der Musik aber dennoch eine Struktur geben.

Dazu gesellen sich Hammond-Spezialist Arno Krijger und die junge Sängerin Immy Churchill (16. Mai). Gepaart ist dieses Konzert, das in der Kreuzkirche stattfinden wird, mit jenem von Saxofonist Hayden Chisholm und Organist Kit Downes, die sich mit dem Frauenvokal-Ensemble PJEV zusammengetan haben und unter dem Namen Medna Roso einen fast schon sakralen Klang entstehen lassen.

Downes wird zudem ein paar Tage später (21. Mai) mit der britischen Sängerin Norma Winstone auftreten und einen feinfühligen Zyklus aus Folk- und Jazz-Standards präsentieren. Derweil taucht das Marie Kruttli Trio in eine sehr moderne Welt ein, in der Regeln nur als Leitlinien dienen und vor allem rhythmische Strukturen aufgebrochen werden. Das Festival endet am 24. Mai mit dem Large Ensembles von Sarah Chaksad und von Hiromis Sonicwonder. Zwei hochkarätige Nachzügler-Konzerte runden das Programm ab.

Diese Termine stehen an

10. Mai, Pantheon: VOLO – Sofia Will Large Ensemble + Stefano di Battista Quintet

11. Mai, Pantheon: Rainer Böhm Quintet + Ida Sand Trio

16. Mai, Kreuzkirche: Arbenz X Krijger/Osby/Churchill + Medna Roso

21. Mai., LVR Landesmuseum: Marie Kruttli Trio + Norma Winstone & Kit Downes

23. Mai., Pantheon: J. van‘t Hof Trio feat. Ch. Lauer + Andreas Schaerer: A Novel Of Anomaly

24. Mai, Telekom Forum: Sarah Chaksad Large Ensemble + Hiromi’s Sonicwonder

29. Juni, Oper: Becca Stevens + Michael Wollny Trio

27. September, 20.30 Uhr, Bundeskunsthalle: Rymden

Alle Konzerte beginnen soweit nicht anders angekündigt um 19 Uhr. Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen. tkö

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