Wo sich noch bis vor einigen Monaten die Hallen der Firma Brohl Wellpappe entlang der Kesselinger Straße in Ahrbrück erstreckten, prägt nun eine Fläche aus Geröll und Mauerresten das Bild. Seit November 2023 laufen die Abrissarbeiten – und damit auch die Vorbereitungen für das Konversionsprojekt Brohl Wellpappe, bei welchem auf dem rund 6,5 Hektar großen Areal ein neues Wohngebiet samt Gemeinschaftsflächen, Kindergarten und nicht störenden Gewerbeeinheiten entstehen soll.
Doch bis neues Leben tatsächlich einzieht, wird es noch Jahre dauern. Anders als zu Beginn des Projektvorhabens gedacht, gestaltet sich die Investorensuche schwierig. Hatte die Ortsgemeinde zu Beginn noch gehofft, die Realisierung möglichst von einer Hand durchführen zu lassen, ist nun klar: „Den einen großen Investor gibt und gab es nicht“, wie Guido Galle, Ortsbürgermeister in Ahrbrück, betont. Derzeit laufe die Investorensuche, so Galle im Gespräch mit unserer Zeitung weiter und erklärt: „Wir richten uns dabei nicht nur an Wohnungsbaugesellschaften, sondern auch an Banken und Projektmanagementgesellschaften. Ebenso könnten wir uns Pflegeeinrichtungen und -heime vorstellen, die am Aufbau eines betreuten Wohnangebots im Rahmen der Konversionsmaßnahme interessiert sind.“

Rund 120 Wohneinheiten sollen im Zuge der Konversionsmaßnahme auf dem einstigen Areal des Verpackungsherstellers entstehen – anfänglich waren die Planungen von bis zu 160 Wohneinheiten ausgegangen, die in Form von Ein- und Mehrfamilienhäusern und Familien, Senioren und Einzelpersonen gebaut werden sollten. Die Zahl der Wohneinheiten ist mit den fortschreitenden Projektplanungen allerdings nun nach unten korrigiert worden, auch die Höhe und Breite der Wohnbebauung ist niedriger und kleiner geworden. „Uns ist es wichtig, den dörflichen Charakter auch beim Konversionsprojekt zu behalten“, erläutert Ortschef Galle und erhält hierbei Unterstützung vom Ersten Beigeordneten, Franz-Josef Christ, und Gerd Ulrich, seit der Kommunalwahl im vergangenen Juni ebenfalls Beigeordneter in der Ortsgemeinde Ahrbrück.
„Uns ist es wichtig, den dörflichen Charakter auch beim Konversionsprojekt zu behalten.“
Guido Galle, Ortsbürgermeister in Ahrbrück
Bereits im Oktober hatte der Gemeinderat dem Vorschlag der „Arbeitsgruppe Konversion Brohl-Wellpappe“ zugestimmt, den städtebaulichen Masterentwurfes noch einmal anzupassen. Die Traufhöhe der geplanten Mehrfamilienhäuser an der Kesselinger Straße soll demnach nicht mehr zehn, sondern künftig acht Meter betragen und die Gebäudelänge, ausgenommen sind hier Sonderbauformen wie Kita oder Dorfgemeinschaftshaus, wurde auf 16 Meter begrenzt.

Von zehn auf acht Meter: Bebauungshöhe für Brohl-Wellpappe-Areal in Ahrbrück herabgesetzt
Ein neuer Kunstrasenplatz, genaue Details zur Bebauung des ehemaligen Areals von Brohl-Wellpappe und auch Infos rund um ein neues Quartiersprojekt – all diese Dinge hatte kürzlich der Gemeinderat Ahrbrück zu besprechen.
Auch hinsichtlich der künftigen Parksituation wurde der städtebauliche Masterentwurf noch einmal von der Arbeitsgruppe angepasst. Während die Experten des Landauer Planungsbüros „Stadtimpuls“, welches mit der Projektplanung beauftragt ist, die Errichtung einer zentralen Tiefgarage ausgesprochen hatten, hat der Gemeinderat dieses Vorhaben abgelehnt. Stattdessen sollen oberirdische Parkflächen entstehen. „Und hierbei müssen wir auch daran denken, diese in ausreichender Zahl zu schaffen, um auch Besuchern das Parken zu ermöglichen“, betonen Ortschef Galle und seine Beigeordneten die Bedeutung dieses Aspekts.
Gerade vor dem Hintergrund, dass die Mobilität mit den öffentlichen Nahverkehrsangeboten nur eingeschränkt vorhanden sei, würden viele Menschen, die in Ahrbrück lebten, nicht auf ein eigenes Fahrzeug verzichten wollen. „Bei den Planungen sollte dies berücksichtigt werden“, so Galle weiter und betont, gerade weil viele Menschen auf ein eigenes Auto angewiesen seien, müssten ausreichend Parkplätze in der Planung vorgesehen werden. „Die aktuellen Planungen sehen 0,2 Parkplätze pro Wohneinheit vor. Aber das kann nur in städtischen Bereichen mit einem guten Nahverkehrsangebot funktionieren. Für Ahrbrück sehen wir eher zwei Parkplätze pro Wohneinheit als notwendig an“, sind sich der Ortschef und die Beigeordneten einig.

Einigkeit herrscht auch im Hinblick auf ein weiteres Vorhaben, welches bei den Planungen zum Konversionsprojekt berücksichtigt werden solle. So sprechen sie sich für die Errichtung eines Vier-Täler-Hauses aus, welches auf dem Konversionsareal entstehen und künftig nicht nur als Dorfgemeinschaftshaus, sondern auch – entsprechend ausgestattet mit Klappbetten, Küche und weiterer Schutzausrüstung – als Stützpunkt für den Katastrophenschutz fungieren könnte. Zudem könne es der Ahrbrücker Zeltlagergemeinschaft als neuer Anlaufpunkt dienen, so Galle weiter.
Ob ein Vier-Täler-Haus allerdings tatsächlich entstehen wird, ist bislang unklar. „Wir versuchen derzeit, entsprechende Förderungen vom Land und Katastrophenschutz sowie über die Leader-Förderung zu erhalten“, gibt der Ortschef einen Überblick über den Sachstand des Vorhabens.