Zweifel am Erhalt der Schule
„So kreativ und lustig die Plakate teilweise auch sind, so ernst ist die Sache, wegen der wir hier heute zusammengekommen sind“, sagte Bürgermeister Ingendahl in einer spontanen Ansprache am Ende des Demonstrationszuges. Es gehe um nicht weniger als den Erhalt einer 170-jährigen Schultradition auf der Insel Nonnenwerth, für den man gemeinsam auf die Straße gehen müsse.
Die Schule droht nach Ansicht vieler Beteiligter geschlossen zu werden. Die Objektgesellschaft Meerbusch, vertreten durch Peter Soliman, hatte 2020 die gesamte Rheininsel Nonnenwerth mit den alten Kloster- und Schulgebäuden sowie die Trägerschaft des Privatgymnasiums von den Franziskanerinnen übernommen. Im Sommer 2021 führte ein umstrittenes Brandschutzgutachten zur kurzfristigen Schließung des Schulgebäudes.
Zwar hatte Soliman öffentlich immer wieder erklärt, die Schule erhalten zu wollen, doch es gab in jüngster Vergangenheit immer wieder Zweifel daran. So trat unter anderem kürzlich ein Exposé zutage, das die Umsanierung des ehemaligen Klosters zu Luxuswohnungen in Aussicht stellte.
Auch soll es auf der Insel mehrfach Treffen mit möglichen Investoren gegeben haben. Mit der Demonstration vom Mittwoch wollen die Schülervertreter jetzt den Träger dazu bewegen, sich an die Absprachen zu halten und die Trägerschaft an die Elternschaft, vertreten durch das Schulwerk, zu übergeben.
Verhandlungen gestalten sich als schwierig
Peter Luft, Vorsitzender des Schulwerks, zeigte sich enttäuscht, dass Peter Soliman nicht selbst an der Demonstration teilgenommen hat. „Das wäre doch eine perfekte Möglichkeit gewesen, seinen Worten zum Erhalt der Schule auch sichtbare Taten folgen zu lassen“, so Luft im Gespräch mit der Rhein-Zeitung. Nachdem Peter Soliman mehrfach angedeutet hatte, die Schulträgerschaft abgeben zu wollen, hat inzwischen auch das Schulwerk Soliman aufgefordert, in gemeinsame Verhandlungen einzutreten.
„Wir haben eine große und auch finanzstarke Gruppe von Gönnern und Stiftern hinter uns, die sofort bereit wäre, die verantwortungsvolle Aufgabe der Schulträgerschaft zu übernehmen“, erklärte Luft am Rande des Demonstrationszuges. Jedoch gestalten sich die Verhandlungen mit dem derzeitigen Schulträger Soliman offenbar noch als schwierig.
„Unser Ziel ist es, das Gymnasium auf Nonnenwerth zu retten. Somit könnte ich mich bei den Zielen der Demonstranten heute sogar einreihen“, lässt sich Peter Soliman über einen Mittelsmann gegenüber der Rhein-Zeitung zitieren. „Aktuell bin ich in intensiven Gesprächen mit allen beteiligten Gremien der Schule und der Politik. Das in den letzten Tagen von vielen politischen Gremien und Mandatsträgern geäußerte Bekenntnis zur Schule begrüße ich dabei ausdrücklich. Jetzt geht es darum, diesen Wünschen und Ankündigungen der Politik konkrete Maßnahmen folgen zu lassen und langfristig tragfähige Lösungen für die erhebliche Brandschutzproblematik zu finden“, heißt es in der Mitteilung aus dem Umfeld von Soliman. Dabei gehe es um Kosten von mindestens 10 Millionen Euro, lässt sich der Unternehmer aus Meerbusch bei Düsseldorf zitieren.
Hoher Stellenwert, weit über den Kreis Ahrweiler hinaus
„Ich freue mich, gemeinsam mit der Politik Lösungen zu finden und die Schule zu retten. Auch Remagens Bürgermeister Björn Ingendahl hat uns jetzt ausdrücklich seine Unterstützung zugesagt. Das ist vielversprechend. Eine verlässliche Lösung gemeinsam mit der Politik zu finden, ist mein Ziel“, so Soliman in der Erklärung.
Die Bereitschaft, als eine Art Mediator über die Zukunft der Schule zu vermitteln, deutete Bürgermeister Ingendahl bereits mehrfach an. „Ich kann euch versprechen, ich werde mit allen Seiten reden und versuchen, dass wir eine Lösung herbeiführen, damit die Schule nachhaltig gesichert wird“, erklärte Remagens Bürgermeister in seiner Rede vor den Demonstrierenden. Ingendahl betonte ausdrücklich den hohen Stellenwert, den das Gymnasium weit über den Kreis Ahrweiler hinaus hat.
Sie sei eine der besten Schulen in der Bundesrepublik, sagte er. Ingendahl kündigte an, noch am gleichen Nachmittag ein Gespräch mit dem Ersten Beigeordneten des Kreises Ahrweiler, Horst Gies, führen zu wollen, um gemeinsam zu überlegen, wie die Schule unterstützt werden kann. „Die Zeit wird langsam knapp. Es ist wichtig, dass die Parteien miteinander ins Gespräch kommen“, so der Bürgermeister.
Für den kommenden Dienstag, 9. November, hat Peter Soliman zu Gesprächen mit den verschiedenen Schulgremien eingeladen. Dann soll es um mögliche Wege für eine Zukunft des Franziskus-Gymnasiums, an dem derzeit gut 500 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, gehen.
Online-Petition gestartet
Die Schülervertretung des Gymnasiums Nonnenwerth sammelt im Rahmen einer Onlinepetition auf der Internetplattform change.org Unterschriften. Dort fordert sie alle Behörden, politisch Verantwortlichen sowie Institutionen auf, sich für die Insel Nonnenwerth und den Erhalt des Franziskus Gymnasiums einzusetzen.
Zudem soll die bisherige Nutzung der Insel nicht aus rein finanziellen Interessen geopfert werden und das Wohl der Kinder und Mitarbeiter der Schule stets im Vordergrund stehen. Am Dienstagnachmittag war die Petition kurz vor dem Ziel, 7500 Unterschriften zu erreichen. Ab dieser Zahl hat sie Chancen, in den Petitionsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags zu gelangen und im Parlament debattiert zu werden. ckk