Keine Beratung mehr in Schuld
Infopoints öffnen ab Juli mit neuem Konzept im Ahrkreis
Das Beratungsangebot der ISB soll ab Juli an den Beratungsbedarf angepasst und damit flexibler werden. Bis zum Stichtag 2. Juni 2025, sind bei der ISB insgesamt 17.213 Anträge auf Aufbauhilfe eingegangen. Insgesamt 16.517 Anträge wurden davon bewilligt mit einem Gesamtvolumen von 1.448,9 Millionen Euro.
Frank Bugge

Sie gelten bis heute bei vielen Flutbetroffenen als lebenswichtige Anlaufstelle zu allen Angelegenheiten rund um den Wiederaufbau: die Infopoints. Doch nun, im vierten Jahr nach der Katastrophe, kündigt die ISB ein geändertes Beratungskonzept an. 

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Mit einem neuen Beratungsangebot starten die Infopoints der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) ab dem 1. Juli, in die zweite Jahreshälfte. An bis zu zwölf Standorten haben Betroffene der Ahrflut künftig die Möglichkeit, sich bei der Beantragung von ISB-Aufbauhilfen beraten und unterstützen zu lassen. Anders als bisher will die ISB jedoch nicht weiter an festen Infopointstandorten festhalten.

Vielmehr sollen die Infopoints durch wechselnde Beratungsorte ersetzt werden, teilt die ISB mit, um Betroffene künftig noch zielgerichteter und flexibler zu erreichen. Angeboten werden sollen Beratungen künftig in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Sinzig, Altenahr, Adenau, Hönningen, Dümpelfeld, Antweiler, Marienthal, Rech, Ahrbrück und Insul. Für viele Flutbetroffene dürfte die örtliche Ausweitung der Beratungsangebote eine Erleichterung sein. Allerdings nicht in Schuld. Dort wird das Beratungsangebot am Infopoint ab Juli nicht weitergeführt.

Von einst 25 Infopoints sind im vierten Jahr nach der Flut nur wenige geblieben

Die Infopoints sind ein gemeinsames Projekt der ISB mit der Helfer Stab gGmbH und der Architektenkammer. Ursprünglich 25 Stück wurden wenige Tage nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 als Anlaufstellen für Betroffene sowie zur Unterstützung von Bürgermeistern und Ortsvorstehern im Flutgebiet errichtet. Viele der anfänglichen Informationsstellen sind mittlerweile wieder geschlossen worden. Bis Ende Juni fand die Beratung an insgesamt sechs Standorten in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Altenahr, Schuld und Sinzig statt.

Und auch das Beratungsangebot hat sich mit dem fortschreitenden Wiederaufbau geändert. Während der Themenfokus laut ISB in den ersten Monaten nach der Ahrflut auf der Antragsstellung von Hausrat- und Gebäudeanträgen lag, sind im Laufe der Zeit weitere Schwerpunkte, wie etwa die Hilfestellung von Mittelabrufen, die Antragsstellung von Mehrkostenanträgen oder das Einreichen von Verwendungsnachweisen bei den Gebäudeanträgen, hinzugekommen.

Kein Beratungsbedarf in Schuld

Dass das Beratungsangebot im Infopoint in Schuld ab Juli nicht weitergeführt werden soll, begründet die ISB damit, dass es aktuell keinen Beratungsbedarf in dem Ort an der Ahr gebe. „Wir haben im Vorfeld unserer Entscheidung zum künftigen Beratungsangebot den Bedarf in den einzelnen Ortsgemeinden abgefragt. Aus Schuld wurde uns kein Bedarf gemeldet“, teilt die ISB auf Anfrage unserer Zeitung mit. Gleichzeitig betont sie, dass die Entscheidung zum künftigen Beratungsangebot nicht für alle Ewigkeit gelte. „Sollte sich herausstellen, dass es in Schuld doch wieder einen erhöhten Bedarf an Beratungen rund um die Beantragung von ISB-Aufbauhilfen gibt, können wir das Beratungsangebot natürlich anpassen“, heißt es vonseiten der ISB weiter.

Auch betont sie, dass man mit dem neuen Konzept noch stärker in die lokale Fläche gehe und sich so dem Beratungsangebot an die aktuelle Bedarfssituation vor Ort anpasse. Auf Grundlage von Bedarfsanalysen der Ahrtal-Gemeinden würden die Standorte monatlich festgelegt. Die neuen ISB-Beratungstage würden jeweils 14 Tage vor Monatsbeginn veröffentlicht und könnten flexibel angepasst werden. Die Räumlichkeiten stelle die jeweils zuständige Kommune bereit.

„Der Wiederaufbau geht in Schuld zur Zeit gut voran.“
Helmut Lussi, Ortsbürgermeister in Schuld

Doch was bedeuten die geänderten Beratungsangebote eigentlich für die Mitarbeiter der Infopoints und die Flutbetroffenen? Bis Juli waren laut Auskunft der Investitions- und Strukturbank acht Personen an den ISB-Infopoints im Einsatz. Ein Großteil von ihnen werde auch weiterhin vor Ort tätig sein, teilt die ISB auf Anfrage mit.

Für Helmut Lussi, Ortsbürgermeister von Schuld, ist die Schließung des Infopoints in seinem Heimatort kein Grund zur Sorge. „Der Wiederaufbau geht in Schuld zur Zeit gut voran“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung und fügt erklärend hinzu, dass insbesondere die Wiederaufbauarbeiten privater Hauseigentümer und Unternehmer liefen. Ein Großteil der gestellten Anträge zum Wiederaufbau sei bereits bearbeitet oder aktuell in der Bearbeitung, weiß der Ortschef und betont erfreut: „Das Gros ist geschafft!“ Im Blick hat Lussi mit dieser Aussage nicht nur den Wiederaufbau von privatem Eigentum, auch der Wiederaufbau der örtlichen Infrastruktur laufe. So komme nicht nur der Aufbau von Straßen und öffentlichen Gebäuden gut voran, auch die Bäckerei im Ort stehe kurz vor dem Start ihres Wiederaufbaus.

Dass sich Bürger durch die Schließung des Infopoints benachteiligt fühlen könnten, schließt Lussi aus. So wohnten etwa viele Bürger, die in den vergangenen Monaten zum Infopoint nach Schuld gekommen sind, gar nicht in Schuld und hätten schon in der Vergangenheit Fahrwege mit dem Auto auf sich genommen, um zum Schulder Infopoint zu kommen. Auch falle die Beratung ja nicht gänzlich ab Juli für flutbetroffene Bürger weg. „Das Informationsangebot wird schließlich nur ins Adenauer Rathaus verlegt“, betont Lussi. Dass der Bedarf an einem Infopoint in Schuld anscheinend derzeit kaum noch vorhanden ist, bewertet er positiv „Es zeigt doch, dass der Wiederaufbau vorangeht. Und das ist ein gutes Zeichen.“

Die Beratungsstellen der ISB ab Juli im Kreis Ahrweiler

Noch bis zum 30. Juni 2026 können Wiederaufbauhilfen bei der ISB für die Bereiche Hausrat, Gebäude und Unternehmen beantragt werden. Bis Mitte 2027 soll das Beratungsangebot rund um die Beantragung von Wiederaufbauhilfen unter Federführung der ISB weiterlaufen. Die Gemeinden können die Beratungsangebote künftig im Voraus anmelden. Die jeweiligen Standorte wechseln monatlich je nach Bedarfssituation. Als Beratungsstandorte sind derzeit geplant: Bad Neuenahr-Ahrweiler (Rathaus Bad Neuenahr und Verlag Linus-Wittich), Sinzig (HoT), Verbandsgemeinde Altenahr (Rathaus Altenahr), Verbandsgemeinde Adenau (Rathaus Adenau), Hönningen (Gemeindeverwaltung), Dümpelfeld (ab August im Gemeindesaal der Ortsgemeinde Niederadenau), Antweiler (Dorfgemeinschaftshaus), Marienthal (ab September im Freundschaftshaus), Rech und Ahrbrück (beide temporäres Gemeindehaus) sowie Insul (Gemeindehaus). Die Beratungstage werden auf der Internetseite der ISB bekannt gegeben unter www.isb.rlp.de/unwetterhilfen.red

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